Energiekrise: Großbritannien hebt Fracking-Verbot auf
Seit 2019 ist Fracking in Großbritannien verboten. Nun soll die Erschließung von Schiefergas in der Krise helfen und das Land zum Nettoenergieexporteur machen.
Die britische Regierung hat das seit 2019 geltende Verbot der Erschließung von Schiefergas aufgehoben. Angesichts der durch die Invasion Russland in die Ukraine ausgelöste Energiekrise sei es nötig, Großbritannien mit allen möglichen Mitteln mit mehr Energie aus eigenen Quellen zu versorgen, begründet die Regierung den Schritt.
Die britische Regierung hatte 2019 ein Moratorium des Fracking genannten Verfahrens erlassen. Seinerzeit hatte eine wissenschaftliche Studie ergeben, es sei nicht möglich, die Wahrscheinlichkeit oder das Ausmaß von Erdbeben vorherzusagen, die durch Fracking entstehen könnten. Die Erforschung der englischen Schiefergasreserven dürfe nur fortgesetzt werden, wenn die Wissenschaft aufzeige, dass sie sicher und nachhaltig sei und die Menschen, die in der Nähe leben, nur minimal stören, hieß es im November 2019.
Inzwischen hat das geowissenschaftliche Institut British Geological Survey eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass es bisher nur wenig Kenntnisse über die britischen Schiefervorkommen und die komplexe Geologie gebe, die es an manchen Standorten gebe, schreibt die britische Regierung nun.
Keine kurzfristige Hilfe
Durch Aufhebung des Fracking-Verbots werde es möglich, weitere Bohrungen anzustellen und so mehr Daten zu sammeln. Auf die Weise könne gewährleistet werden, dass Schiefergas sicher gefördert werden könne an Standorten, an denen dies unterstützt werde. Bisher gab es in Großbritannien drei Testbohrungen. Im März dieses Jahres hatte die britische Regierung bereits betont, dass Schiefergas nicht die Lösung für kurzfristige Probleme ist. Entwicklung und Exploration würden Jahre dauern.
"Angesichts der illegalen Invasion von Putin in der Ukraine und des Missbrauchs von Energie als Waffe hat die Stärkung unserer Energiesicherheit absolute Priorität", sagte Wirtschafts- und Energieminister Jacob Rees-Mogg am heutigen Donnerstag. Die neue Premierministerin Liz Truss strebt überdies an, dass ihr Land bis 2040 Netto-Energieexporteur wird.
Die britische Regierung betont, auch erneuerbare Energien, Atomkraft und kohlenstoffarme Energiequellen ausbauen zu wollen. Großbritannien solle dadurch unabhängiger werden, auch angesichts der hohen Preise für fossile Brennstoffe. In den kommenden Jahren werde aber weiterhin nach Öl und Gas nachgefragt werden. Dabei wolle Großbritannien "das Beste aus den inländischen Ressourcen machen", schreibt die britische Regierung.
In Großbritannien wird wie in Deutschland noch kein Fracking betrieben. Hierzulande ist unkonventionelles Fracking, also die Gewinnung von Erdgas durch Ressourcen-strapazierenden Aufschluss von Gesteinsschichten wie Ton, Schiefer und Mergel, seit 2017 verboten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte im vergangenen Sommer angeregt, derlei Gaskapazitäten in Deutschland Norden anzuzapfen.
(anw)