Entschleunigte Fotografie: Heute ist Pinhole Day

Feiertage gibt es für die unmöglichsten Dinge - Arbeit, Tiefkühlkost, Enthauptungen. Der 29. April 2012 ist ein ganz besonderer Tag für Fotografen. Weltweit wandeln sie am Pinhole Day auf den Spuren der Fotopioniere.

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Das Bild "Forest Trees" entstand zum WPPD 2011.

(Bild: Wilson Hurst, USA, "Forest Trees" - WPPD 2011 )

Pinhole Day Fotos (7 Bilder)

Für Lochkamera-Fotografie braucht man Geduld und Zeit, der ein oder andere soll beim Warten schon eingeschlafen sein. Dieses Familienporträt stammt vomn Paolo Aldi aus Italien. Er kümmert sich als einer der Organisatoren um die Öffentlichkeitsarbeit für den Pinhole Day. (Bild: Paolo Aldi, Italia, "Family", WPPD 2001 )

Was. Am 29. April begehen Fotoenthusiasten in diesem Jahr den WPPD, den Worldwide Pinhole Photography Day. Der weltweite Tag der Lochkamera-Fotografie will den Spaß an der linsenlosen Fotografie fördern und feiert 2012 seine zwölfte Auflage. In 2011 haben sich mehr als 3300 Menschen dem Tag der entschleunigten Fotografie angeschlossen. Organisiert wird der Lochkamera-Tag von ehrenamtlichen Mitarbeitern in den USA, Italien, Frankreich und anderen Ländern. Weltweit werden dazu Veranstaltungen, Workshops oder Ausstellungen angeboten. Eine Übersicht dazu finden Sie hier.

Wer. Jeder, der mit einer Lochkamera fotografiert, kann teilnehmen und noch bis zum ersten Mai eine Aufnahme auf www.pinholeday.org hochladen. Die Fotos werden dann in der Galerie zum Ehrentag ausgestellt. Einen Blick auf die vergangenen Lochkamera-Tage gibt es dort übrigens auch. Willkommen sind Lochkamera-Aufnahmen zudem in unserer eigenen heise-Foto-Galerie.

Anregungen finden Sie in unserer Fotostrecke. Dort zeigen wir Bilder der vergangenen Pinhole Days.

Wie. Die Fotos entstehen ohne Objektiv. Eine Lochkamera ist im Prinzip ein dunkler Kasten, der allein mit einem winzigen Loch in der Frontplatte und einer bildspeichernden Schicht auskommt. Die Bilder, die so entstehen, sind von vorn bis hinten gleichmäßig (leicht un-)scharf. Die Motive auf den Fotos wirken weicher, fast wie gemalt. Bewegungen zerfließen, werden wegen der langen Belichtungszeiten nahezu unsichtbar.

Die Macher hinter dem Pinhole Day bestärken Interessierte darin, selbst zum Lochkamerabauer zu werden. Als Grundmaterial eignen sich alle lichtdichten Behälter, wie Schuhkartons, Mülltonnen oder auch Suppendosen. Wer will kann auch seine moderne Systemkamera mit Wechseloptik umfunktionieren und beispielsweise in den Kameradeckel ein Loch bohren. Einige Online-Shops bieten zudem spezielle Lochblendenvorsätze an. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel auf heise Foto.

Warum. Für die Organisatoren steht die Lochkamera-Fotografie für Befreiung, Magie, Zeit, Welt und die "Ökologie des Geistes" stehe. Klingt abstrakt, ist es aber gar nicht. So gebe die Lochfotografie dem Fotografen das Gefühl mehr zu sein, als der Handlanger einer übertechnisierten Kamera. Die Ergebnisse, die die einfachen optischen Systeme liefern, haben für die Macher immer etwas Magisches. Die Welt, die durch ein stecknadelgroßes Loch gesehen wird, ist für sie zeitlos, still und verzaubernd. Außerdem habe das linsenlose Fotografieren etwas mit Hingabe zu tun: Schnelle Schnappschüsse gibt es nicht, bis der Film vollständig belichtet ist, können Minuten vergehen. Geduld ist also gefragt. Nicht zuletzt könne die Zeit, in der eine Aufnahme entsteht, zum Nachdenken, zum In-sich-gehen genutzt werden. (ssi)