Entwicklung: IT-Branche kommt ihrer sozialen Verantwortung nur bedingt nach

IT-Produkte spielen eine große Rolle für die Gesellschaft. Die soziale Verantwortung, die Entwicklern deshalb zukommt, wird nicht immer ausreichend vermittelt.

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(Bild: iX)

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In der Ausbildung von Informatikern kommt der sorgfältige Umgang mit Daten zu kurz, im Beruf mangelt es später an Selbstfürsorge – und in der ganzen Karriere fehle der Anspruch, auch das Wohl der gesamten Gesellschaft zu berücksichtigen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse zu sozial-verantwortungsvollem Programmieren des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation und der Fernuniversität Hagen, die nun veröffentlicht wurde. Weil Software und IT die Gesellschaft immer stärker beeinflussen, trügen Entwicklerinnen und Entwickler eine hohe soziale Verantwortung – dieser könnten sie unter den beobachteten Voraussetzungen aber nicht immer nachkommen, heißt es in der wissenschaftlichen Studie.

Der Untersuchung liegen sechs definierte Ebenen von sozial verantwortungsvollem Programmieren zugrunde, die den "sorgfältigen Umgang mit"…

  1. den Daten und eventuell darin enthaltener Voreingenommenheit,
  2. staatlichen Vorgaben,
  3. dem Unternehmen,
  4. den direkten Kolleg*innen und Projektmitgliedern,
  5. den Kund*innen und Nutzenden und
  6. gegenüber sich selbst

umfassen. Diese Faktoren suchten die Forschenden anschließend in Lehrinhalten – etwa bei der Berufsausbildung, an Hochschulen und Universitäten – und Jobprofilen im Rahmen von Stellenausschreibungen für Developer in der freien Wirtschaft.

Ergebnis: Bei ersteren kämen hauptsächlich der "verantwortliche Umgang mit den Daten (und) mit Unternehmens-Bestimmungen" zu kurz. Diese Faktoren würden die Firmen aber bei der Suche nach Bewerbern voraussetzen. In Stellenanzeigen der Firmen kämen hingegen der "verantwortungsbewusste Umgang mit den eigenen Bedürfnissen" deutlich zu kurz. Weder in Ausbildung noch im Beruf würde obendrein vermittelt, "beim Programmieren auch das Wohl der gesamten Gesellschaft zu berücksichtigen", erklären die Studienautoren.

Die beobachteten Lücken gelte es nun zu schließen und die notwendigen Inhalte zu vermitteln. Es gehe dabei nicht nur darum, Angebot und Nachfrage auf dem Stellenmarkt besser aufeinander abzustimmen, erläutert Mitautorin Natalie Kiesler: "Angesichts der hohen Bedeutung von IT-Anwendungen gilt es auch, sozial verantwortliches Programmieren als Thema systematisch und insgesamt stärker auf die Tagesordnung zu setzen."

Die Ergebnisse ihrer Untersuchung haben die Forscher bei der Veranstaltung „2023 Conference on Innovation and Technology in Computer Science Education“ in Turku, Finnland, vorgestellt. Das gesamte Paper ist online veröffentlicht, steht aber nur Berechtigten zur Verfügung.

(jvo)