Erderwärmung: EU-Kommission warnt vor "inakzeptablem" Risiko von Geoengineering

Angesichts der Klimaerwärmung steige das Interesse an Geoengineering, meint die EU. Die Risiken seien aber "inakzeptabel" und ein globales Vorgehen nötig.

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Los Angeles in rotem Sonnenlicht

(Bild: IM_photo/Shutterstock.com)

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Die Europäische Union warnt vor den "inakzeptablen" Risiken von Geoengineering und spricht für internationale Anstrengungen aus, um gemeinsame Regelungen zu finden. Niemand dürfe diesbezügliche Experimente an unserem Planeten allein vornehmen, sagte EU-Kommissionsvize Frans Timmermans laut Reuters. Gespräche über die Gefahren und die mögliche Anwendung von Geoengineering könnte sich die EU demnach wohl bei den Vereinten Nationen vorstellen. In einer Erklärung der Kommission ist von neuen Risiken die Rede, die mit solchen Maßnahmen verbunden seien. So könnte das Machtungleichgewicht in der Welt verstärkt und Konflikte ausgelöst werden. Offen sei eine Vielzahl ethischer, rechtlicher, politischer und verwaltungstechnischer Fragen.

Als Geoengineering werden verschiedene globale Maßnahmen bezeichnet, mit denen die weltweiten Temperaturen so weit gedrückt oder stabilisiert werden könnten, dass die Klimaerwärmung nicht weiter aus dem Ruder läuft. Beim sogenannten "Sonnenstrahlungsmanagement" (SRM) etwa, geht es um Überlegungen, die globalen Temperaturen durch die Eingabe von Partikeln in die Stratosphäre abzusenken, die dann mehr Sonnenstrahlen ins All zurückwerfen. Alle dafür nötige Technik existiert schon und mit solch einer Maßnahme könnten die globalen Temperaturen stabil gehalten oder gar gesenkt werden, auch wenn der CO₂-Ausstoß nicht rapide abnimmt. Darauf, dass das unvorhergesehene Konsequenzen haben könnte, wird aber immer wieder hingewiesen.

Bei der EU-Kommission meint man nun, dass absichtliche großflächige Eingriffe in die natürlichen Systeme angesichts der sich beschleunigenden Klimaerwärmung immer mehr Aufmerksamkeit bekomme. Dabei seien Risiken und ungewollte Nebenwirkungen wenig untersucht, nötige Regeln, Vorgehensweisen und Institutionen gebe es nicht. Die Europäische Union setze sich dafür ein, dass die Gefahren und Ungewissheiten solcher Interventionen internationale geprüft werden und ein Regelwerk formuliert wird. Dabei gehe es auch um die Erforschung der Thematik, heißt es in einem Statement der Kommission und des EU-Außenbeauftragten.

Erst im Herbst hat die US-Regierung eine Untersuchung der Frage in Auftrag gegeben, ob die globale Klimaerwärmung mit Geoengineering zumindest temporär begrenzt werden könnte und welche Risiken die Technik birgt. Damit war die Thematik bereits ganz oben in der Politik angekommen. Vorher waren diesbezügliche Vorschläge immer als vergleichsweise günstige Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel vorgebracht worden. Einige Experten gehen davon aus, dass Geoengineering angesichts der katastrophalen Folgen der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten mindestens von einzelnen Nationen umgesetzt wird. Ein US-Start-up hat vor einigen Monaten behauptet, eigenmächtig mit der Freisetzung von reflektierenden Partikeln begonnen zu haben.

(mho)