Eric Raymond, Guru von Open Source, sucht Nachfolger

Nachdem Raymond trotz seiner Erfolge immer mehr kritisiert wurde, veröffentlichte er jetzt seinen Aufruf: "Take My Job, Please!", um einen Nachfolger für sich zu suchen.

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Von
  • Florian Rötzer

Im letzten Jahr begann der wirkliche Siegeszug von Linux. Zum richtigen Zeitpunkt versuchte sich Eric Raymond an die Spitze zu setzen und eine neue Phase der freien Software einzuleiten. Mit der Gründung der Open Source Initiative - "the Future is Here" - sollte vor allem ein Bruch mit dem mehr oder minder politischen Anspruch der Free Software Foundation und Richard Stallman eingeleitet werden, um die Hacker gewissermaßen gesellschafts- und kommerzfähig zu machen. Je besser allerdings Raymond Open Source den Softwareunternehmen als erfolgreiches Modell der Herstellung von Programmen schmackhaft machen konnte, desto stärker wurde auch die Kritik vornehmlich aus den eigenen Reihen, die er zu einem anderen Selbstbild bekehren wollte.

Nachdem er trotz seiner Erfolge immer mehr kritisiert wurde, veröffentlichte er am 29.3. schließlich ziemlich melodramatisch seinen Aufruf: Take My Job, Please!, um einen Nachfolger für sich als "öffentlicher Fürsprecher der Hackergemeinschaft, als Vertreter gegenüber Journalisten, als Evangelist/Interface für die kommerzielle Welt" zu suchen.

Raymond meint, daß sich Ideen nicht von selbst verkaufen und eine "gute Propaganda" notwendig sei, um gegen die geistige Trägheit der Unternehmer durchzudringen, denen man die "bessere Technologie" in ihrer eigenen Sprache schildern müsse. Also sei sein Job, den er jetzt gerne abgeben möchte, äußerst wichtig - und er schildert dann sein Leben als neuer Open Source Prominenter. Aber man verliere dabei auch die Zeit, einmal nachzudenken, sich um seine Familie zu kümmern oder neuen Code zu schreiben. Noch schlimmer aber sei, daß man als Prominenter auch zur Zielscheibe der Kritik und des Hasses wird, zumal wenn das aus den eigenen Reihen kommt. Solche Angriffe täten weh, auch wenn sie meist nur von "Testosteron-verseuchten Heranwachsenden" kommen, von denen kaum einer die "geeignete Persönlichkeit" habe, an die eigene Stelle zu treten. Er selbst, so kann man ziemlich deutlich zwischen den Zeilen lesen, habe alles der Verbreitung der Idee der freien Software geopfert und wurde so zu einem verkannten Märtyrer der Open Source Bewegung.

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