Ericsson verdient deutlich weniger und baut Stellen ab

Der schwedische Netzwerk- und Mobilfunkausrüster leidet unter rückläufigen Investitionen in bestehende Netze der Industrieländer und heftiger Konkurrenz beim Netz-Neuaufbau in Schwellen- und Entwicklungsländern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der schwedische Netzwerk- und Mobilfunkausrüster Ericsson hat im letzten Geschäftsquartal 2007 deutliche Gewinneinbußen verbucht und will 1000 von 74.000 Stellen streichen. Ericsson, weltweit führendes Unternehmen für Mobilfunk-Infrastruktur, musste einen Rückgang des Nettogewinns im vierten Quartal um 42 Prozent auf 5,6 Milliarden schwedische Kronen (591,9 Millionen Euro) hinnehmen. Der Umsatz blieb gegenüber dem Vorjahresquartal nahezu konstant bei 54,5 Milliarden Kronen (5,76 Milliarden Euro). Im Gesamtjahr 2007 konnte Ericsson gegenüber dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung um 4 Prozent auf 187,8 Milliarden Kronen (19,84 Milliarden Euro) verzeichnen. Der Nettogewinn allerdings ging auch im Gesamtjahr zurück, und zwar um 17 Prozent auf 21,8 Milliarden Kronen (2,3 Milliarden Euro).

Nachdem der Konzern schon in den vergangenen Quartalen zuerst die Börse mit einer Gewinnwarnung schockiert hatte und dann mit schlechten Zahlen enttäuschte, erwarte Ericsson-Chef Carl-Erik Svanberg nun, dass man auch für 2008 mit einer Stagnation der Branche rechnen müsse. Er will daher, unter anderem durch die Entlassungen, vier Milliarden Kronen (rund 423 Millionen Euro) Kosten einsparen.

Svanberg begründete die Gewinnrückgänge erneut damit, dass man zwar bei dem Neuaufbau von Mobilfunknetzen in Schwellen- und Entwicklungsländern Marktanteile gewonnen habe, dieses Geschäft aber nur sehr geringe Margen aufweise. Bei der Installation neuer Netzwerke tobt ein heftiger Konkurrenzkampf, da die Auftragsvergabe für neue Infrastruktur eines Fest- oder Mobilfunknetzes als Basis für künftige lukrative Geschäfte bei Wartung, Aufrüstung und Ausbau des jeweiligen Netzes gesehen wird. Dieser harte Wettbewerb drückt die Preise und die Gewinne der Ausrüster bei Neuinstallationen. Svanberg hielt fest, dass es im Herbst einen "signifikanten Margen-Verfall im Netzwerkgeschäft" gegeben habe. Besonders die Geschäfte mit Erweiterungen bestehender Netzwerke seien zurückgegangen – gerade in diesem Bereich aber sind die Gewinnmargen besonders hoch.

Die Bilanzzahlen geben Hinweise auf die Effekte, die Svanberg beschreibt: Die Umsätze mit Netzwerkinfrastruktur insgesamt gingen im vierten Quartal um 4 Prozent zurück auf 37,5 Milliarden Kronen (3,96 Milliarden Euro), die Umsätze mit der Installation neuer Netze allein stiegen dagegen um 16 Prozent auf 6,4 Milliarden Kronen (676,1 Millionen Euro). Dieser Wechsel im Geschäftsmix der Netzwerksparte habe die Margen negativ beeinflusst, hält Ericsson in der Bilanzmitteilung fest. Die Serviceumsätze stiegen um 15 Prozent auf 12,1 Milliarden Kronen (1,29 Milliarden Euro). Der Bereich von Ericsson für Multimedia-Technik in Netzwerken steigerte den Umsatz um 7 Prozent auf 4,9 Milliarden Kronen (517,7 Millionen Euro), der Bereich sei aber noch in einer Aufbauphase, erklärte der Konzern. (jk)