Erleichterung nach Sachsenring-Übernahme
Ein großer Teil des ehemaligen Sachsenring-Werkes in Zwickau ist gerettet. Dennoch wird der traditionsreiche Name des Unternehmens immer mehr Geschichte.
Die Übernahme großer Teile des insolventen Automobilzulieferers Sachsenring in Zwickau durch einen Investor aus Brandenburg ist in der Branche mit Erleichterung aufgenommen worden. „Es ist gut, dass es an dem Traditionsstandort weitergeht“, sagte Netzwerkmanager Dirk Vogel vom Netzwerk der Automobilzulieferer AMZ in Sachsen am Mittwoch in Dresden. Die Tube Technology Systems AG aus Massen in der brandenburgischen Niederlausitz sei ein „interessanter Partner mit Erfahrung“.
(Bild: VEB Sachsenring)
Das Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA, China und Portugal fertigt laut Insolvenzverwalter Joachim Exner unter anderem Bremsleitungen für Volkswagen, Audi, Bentley und Lamborghini und hat nach eigenen Angaben an seinen Standorten Massen und Tröbitz in der Niederlausitz 150 Mitarbeiter. Es habe von dem ehemaligen Trabant-Produzenten die Fertigung, Montage und Lieferung von Fahrwerkskomponenten übernommen. Diese Bereiche hätten in der Vergangenheit einen Umsatz von rund 93,1 Millionen Euro erwirtschaftet, was etwa 90 Prozent des Gesamtumsatzes des Betriebes entsprach. Mit der Übernahmen wolle der neue Eigentümer seinen Wachstumskurs fortsetzen, hieß es.
Über den Kaufpreis wurde laut Exner Stillschweigen vereinbart. Von der Übernahme sind 107 der zuletzt noch 187 Mitarbeiter auch aus der Entwicklung, Logistik und Verwaltung
betroffen. Exner zufolge gibt es auch für den Karosseriebau mit 80 Mitarbeitern Interessenten. Die sogenannte Mechanische Fertigung war wegen hoher Defizite im Mai stillgelegt worden. Vor einem Jahr hatte Sachsenring noch 236 Mitarbeiter.
Sachsenring steht für die sächsische Autoindustrie nach dem Krieg. Das ehemalige Horch-Werk wurde 1958 mit dem VEB Automobilwerke Zwickau, einem ehemaligen Audi-Werk, zusammengelegt. In dem Betrieb wurde der legendäre „Trabi“ gebaut; bis Ende April 1991 exakt 3.069.099 Wagen. Das Sachsenring-Zeichen - ein geschwungenes „S“ - zierte die Motorhaube.
Das Unternehmen wurde nach 1990 liquidiert und 1993 von den beiden sauerländischen Brüdern Ulf und Ernst Wilhelm Rittinghaus als Sachsenring Automobiltechnik GmbH und Zulieferer neu gegründet. Es ging 2002 pleite, kam 2006 an die Leipziger HQM-Gruppe und musste Mai 2013 erneut Insolvenz anmelden.
(dpa) (fpi)