Ermittlungen gegen Kryptobörse Binance: Justizbehörden uneinig über Beweislage
Laut Reuters laufen seit Jahren US-Ermittlungen gegen Binance. Nun plädieren Staatsanwälte für Strafanzeigen. Andere wollen noch abwarten.
Bei Ermittlungsbehörden in den USA herrscht Uneinigkeit darüber, ob es genügend Beweise für Strafanzeigen gegen Führungspersonen der Kryptobörse Binance gibt, darunter auch Firmenchef Changpeng Zhao. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Einige von mehreren Bundesstaatsanwälten plädieren demnach intern dafür, "aggressiv" gegen das Unternehmen vorzugehen, andere würden dafür plädieren, noch mehr Beweise zu sammeln. Vorgeworfen wird der Kryptobörse demnach verbotene Geldtransfers und Geldwäsche durchgeführt und Verstöße gegen US-Sanktionen ermöglicht zu haben. Es geht demnach um Summen in Milliardenhöhe. Noch sei aber auch möglich, dass es zu einem Deal komme oder gar keine Anzeige erstattet wird.
Illegale Transaktionen in Milliardenhöhe
Binance wurde 2017 gegründet und ist inzwischen die mit Abstand größte Kryptowährungsbörse der Welt. Schon seit Monaten berichtet Reuters über angebliche illegale Aktivitäten auf Binance, laxe Kontrollen sollen illegale Geldflüsse erleichtert haben. So soll es vor allem zu Anfangszeiten möglich gewesen sein, sich lediglich mit einer E-Mail-Adresse dort anzumelden. Kriminelle unter anderem aus Russland und Nordkorea sollen das ausgenutzt haben, um anonym Geld zu verschieben. Zwischen 2017 und 2021 sollen auf Binance umgerechnet 2,35 Milliarden US-Dollar gewaschen worden sein, allein seit August 2021 soll Binance über eine Milliarde US-Dollar für iranische Kryptogeldfirmen transferiert, und damit unter Umständen gegen US-Sanktionen verstoßen haben.
Die Ermittlungen gegen Binance laufen Reuters zufolge seit Jahren, bereits 2020 seien von dem Unternehmen umfangreiche Unterlagen zum internen Kontrollregime angefordert worden. Binance habe als Reaktion unter anderem eine US-Tochter gegründet, auch dort habe Firmenchef Changpeng Zhao aber wichtige Entscheidungen abgenickt. Intern habe er als Reaktion auf die Ermittlungen strikte Geheimhaltungsvorgaben eingeführt und etwa verlangt, dass so wenig wie möglich über E-Mail kommuniziert wird. Stattdessen sollten Krypto-Messenger genutzt, die automatische Löschung von Nachrichten sei intern als Vorteil angepriesen worden. Außerdem schreibt Reuters noch, dass Binance viele Angestellte von US-Strafverfolgungsbehörden mit hohen Gehältern abgeworben hat.
Binance hat den Berichten von Reuters immer wieder widersprochen. Die Nachrichtenagentur ergänzt noch, dass es mit dem Anwaltsteam des Unternehmens Verhandlungen über eine mögliche außergerichtliche Beilegung der Ermittlungen gibt. Möglich sei, dass das gegen ein Schuldeingeständnis und eine Geldzahlung erfolgt. Damit könnte sich das Unternehmen rechtliche Auseinandersetzungen ersparen, die dem ganzen Markt mit Kryptowährungen sicher nicht zuträglich wären. Vor wenigen Wochen war mit FTX ein großer Konkurrent von Binance kollabiert, der Firmenchef Sam Bankman-Fried wurde jetzt auf den Bahamas festgenommen.
(mho)