Erst Leinwand, dann Streaming: Apple bringt eigene Filme ins Kino

Einige Filme von Apples Streamingdienst sollen zuvor in ausgewählten Kinos laufen. Damit sichert man sich die mögliche Teilnahme bei wichtigen Filmpreisen.

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Apple bringt Filme ins Kino

(Bild: Apple)

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Apple steigt ins Filmgeschäft ein: Bei seinem Streaming-Dienst TV+, den das Unternehmen am 1. November einführen will, werden etliche Exklusivtitel vertreten sein, darunter neben Serien auch Spielfilme – und letztere will Apple noch vor der Verfügbarkeit auf TV+ in ausgewählte Kinos in den USA bringen. Damit wäre grundsätzlich auch eine Bewerbung etwa um die renommierten Academy Awards möglich, denn Oscar-würdige Spielfilme müssen eine gewisse Zeit vor dem Erscheinen auf einer Streaming-Plattform in den Kinos gelaufen sein. Darüber berichtet das Magazin Variety.

Laut dem Bericht von Variety will Apple zunächst die Spielfilme "Hala" und "The Banker" sowie die Dokumentation "The Elephant Queen" mit Unterstützung dreier Verleihunternehmen in ausgewählte Kinos in den USA bringen. Variety führt als Quelle unter anderem anonyme Personen an, die mit den Vorgängen vertraut sind.

Den Anfang soll demnach "The Elephant Queen" machen. Die Dokumentation über eine afrikanische Elefantenfamilie, in der der Schauspieler Chiwetel Ejiofor als Sprecher fungiert, soll am 18. Oktober in die Kinos kommen und am 1. November auf TV+ zur Verfügung stehen. Partner sei hierbei der Independent-Filmproduzent und -verleiher A24. Die Dokumentation hatte diese Woche in New York Premiere. Der Spielfilm "Hala" von Regisseurin Minhal Baig über eine muslimische Teenagerin wurde bereits auf dem diesjährigen Sundance-Filmfestival gezeigt. Der Film soll am 22. November mithilfe des Verleihers Greenwich Entertainment ins Kino kommen und voraussichtlich im Dezember auf TV+ erscheinen.

In "The Banker" von Regisseur und Drehbuchautor George Nolfi über zwei der ersten afroamerikanischen Banker in den USA der 50er Jahre wirken die Hollywood-Schauspieler Anthony Mackie, Samuel L. Jackson und Nicholas Hoult mit. Der Film soll am 6. Dezember ins Kino kommen und erst im Januar auf TV+ verfügbar sein. Verleihfirma ist hierbei Bleecker Street.

Dass Apple sich die Rechte an diesen Filmen gesichert hat, war teilweise schon länger bekannt. Das Unternehmen soll bereits mehrere Milliarden US-Dollar in seinen Streamingdienst investiert und zudem ein Team aus Spezialisten zusammengestellt haben, das sich um Bewerbungen bei Filmpreisen kümmert.

Die großen Preise der US-Unterhaltungsindustrie sind prestigeträchtig und gelten als wichtig für das Gewinnen neuer Abonnenten, aber auch, um bekannte Schauspieler und erfahrene Regisseure und Showrunner für neue Produktionen zu interessieren. Es gab bereits Spekulationen, dass Apple Filme zu diesem Zweck ins Kino bringen könnte, bevor sie auf der Streaming-Plattform erscheinen.

Streamingdienste wie Netflix bringen seit einigen Jahren die Filmbranche gegen sich auf, weil sie mit ihren Produktionen auch Anwärter auf wichtige Filmpreise in den Wettbewerb einbringen – und das teils mit Erfolg: Die Netflix-Produktion "Roma" etwa erhielt 10 Oscar-Nominierungen und gewann drei der Trophäen. Der Film ergatterte zudem bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen. Noch 2018 gab es bei den Filmfestspielen in Cannes ein Veto gegen Netflix-Produktionen – nur Kinofilme dürften im Wettbewerb laufen.

Die Diskussionen um die Teilnahme von Filmen der Streaming-Plattformen an den traditionellen Kino-Preisverleihungen geht derweil weiter. Mit Apple steigt ein gewichtiger Global Player in diesen Markt ein und dürfte den Druck auf die traditionelle Filmbranche weiter erhöhen. (tiw)