Erste Aufnahme des zentralen Schwarzen Lochs der Milchstraße "fehlerhaft"

Vor zwei Jahren begeisterte die Aufnahme des zentralen Schwarzen Lochs der Milchstraße die Welt. Nun meint ein Forschungsteam, dass sie "nicht akkurat" ist.

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"Foto" des schwarzen Lochs in Sagittarius A*

Das erste – und angeblich falsche – Bild von Sagittarius A*

(Bild: EHT Collaboration, CC BY 4.0)

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Die erste direkte Aufnahme des suppermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße könnte "kein getreues Abbild seiner Erscheinung" sein. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Forschungsgruppe unter Leitung des Radioastronomen Makoto Miyoshi vom National Astronomical Observatory of Japan, die die Daten des Event Horizon Telescopes (EHT) anders analysiert haben. Wenn man weithin genutzte, traditionelle Methoden zur Auswertung der Messdaten anwende, statt der eigenen des EHT, dann würde das Schwarze Loch eher länglich erscheinen und nicht so rund, behauptet das Team jetzt.

Die neue Darstellung zeigt ein eher langgezogenes Objekt

(Bild: Miyoshi et al./CC BY 4.0)

Wie die Forschungsgruppe in Erinnerung ruft, zeigt das 2022 veröffentlichte Bild des Schwarzen Lochs Sagittarius A* eine zentrale Region und darum donutförmig einen hellen Ring. Diese Darstellung gehe aber zumindest teilweise auf ein Artefakt zurück, gibt sich das Team überzeugt und präsentiert eine Alternative. Ihre Version zeigt ein eher längliches Gebilde, bei dem eine Seite heller ist als die andere. Das würde bedeuten, dass die Materiescheibe um das Schwarze Loch mit bis zu 60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit rotiert, heißt es weiter. Dass die Verantwortlichen des Event Horizon Telescopes – und andere Teams – auf eine andere Form gekommen sind, liege an Fehlern während der Analyse.

Die in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society vorgelegte neue Analyse der schon 2017 gesammelten Daten zeigt einmal mehr auf, wie irreführend astronomische Bilder sein können. Für unbedarfte Betrachter und Betrachterinnen erwecken sie den Anschein, dass es sich um eine Darstellung dessen handelt, was Menschen sehen könnten. Dabei handelt es sich zumeist um eine Darstellung von Messdaten aus unterschiedlichsten Spektren in sichtbaren Farben. Für das Event Horizon Telescope beispielsweise wurden weltweit Radioteleskope zusammengeschlossen. Wie die damit gesammelten Daten in ein farbiges Bild umgerechnet werden, entscheiden die Forschungsgruppen.

Die neue Analyse der öffentlich verfügbaren Daten des EHT sei eine von mehreren, die zur Verifikation der Arbeit durchgeführt werden, schreibt das japanische Team. Der Zusammenschluss von Radioteleskopen für eine bessere Auflösung – Radiointerferometrie – sei eine sich entwickelnde Technologie und die Forschung zur Analyse sowie Bildbearbeitung nicht abgeschlossen. Auch wenn sich das jetzt vorgelegte Ergebnis von dem des EHT unterscheide, würden beide "plausible Strukturen" zeigen, die anhand der Daten ermittelt wurden. Die Gruppe hofft nun, dass ihre Analyse zu einer aktiven Debatte führt, die eine verlässlichere Darstellung zum Ergebnis hat.

(mho)