Erste Urteile wegen Krypto-Insiderhandels: NFT bei Opensea, Tokens bei Coinbase

Sie wussten vorab, welche NFT oder Kryptowährungen bald in der Auslage stehen würden. Dieses Wissen nutzten sie zur Bereicherung. Die Justiz schreitet ein.

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Zwei lederbehandschuhte Hände räumen Münzen mit Kryptowährungslogos in einen oder aus einem Tresor

(Bild: LightField Studios/Shutterstock.com)

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Inhaltsverzeichnis

Mehrere Schuldsprüche wegen Krypto-Insiderhandel hat die New Yorker Bundesstaatsanwalt erstritten. Es sind die ersten Urteile dieser Art. Die Täter sind unterschiedlich, ihr Vorgehen ähnlich: Sie wussten vorab, welchen Krypto-Dingen ihr Arbeitgeber bald öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen würde. Dieses Insider-Wissen nutzten sie für unrechtmäßige Bereicherung aus. Bei dem einen ging es um NFTs, bei dem anderen um Kryptowährungen.

Der ehemalige Coinbase-Mitarbeiter Ishan Wahi ist am Dienstag zu zwei Jahren Haft in einem US-Bundesgefängnis und Verlust aller seiner Kryptowerte verurteilt worden. Er ist der zweifachen Verschwörung zu Überweisungsbetrug geständig. Ishan Wahi wusste, welche Kryptomünzen sein Arbeitgeber alsbald zur Kryptobörse Coinbase hinzufügen würde. Solch ein Listing verschafft der jeweiligen Kryptowährung Aufmerksamkeit und Liquidität, was in alle Regel ihre Wechselkurse beflügelt.

Wahi verriet sein Insider-Wissen seinem Bruder Nikhil Wahi sowie deren Freund Sameer Ramani. Von Juni 2021 bis April 2022 kaufte das Trio gleich 55 verschiedene Kryptowährungen vor deren Coinbase-Listing, um sie nachher mit Gewinn abzustoßen. Damit sollen sie sich um 1,5 Millionen US-Dollar bereichert haben.

Als die Sache aufflog, informierte Coinbase die Behörden und lud Ishan Wahi zu einem Gespräch in der Firmenzentrale vor, wo er wohl gefeuert werden sollte. Wahi sagte sein Kommen zu, warnte aber seine Komplizen und kaufte für den Vorabend des Mitarbeitergesprächs ein Oneway-Ticket nach Indien. Bei diesem Fluchtversuch wurde er verhaftet. Ishan Wahi bekannte sich zunächst nicht schuldig.

Anders sein Bruder Nikhil Wahi, der sich zu Verschwörung zu Überweisungsbetrug schuldig erklärte und zu zehn Monaten Haft verurteilt wurde. Daraufhin erklärte sich auch Ishan Wahi schuldig und beteuerte seine Reue. Nach Ramani fahnden US-Behörden noch. Das Verfahren heißt USA v. Ishan Wahi, Nikhil Wahi et Sameer Ramani und ist am US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York unter dem Az. 22-CR-392 anhängig.

Nathaniel Chastain ist der Erste, der des Insiderhandels mit NFT (Non-Fungible Tokens) schuldig befunden wurde. Er arbeitete bei der NFT-Handelsplattform Opensea und konnte dort entscheiden, welche NFTs auf die Homepage des Unternehmens gehoben wurden. Das verschafft diesen NFTs besondere Aufmerksamkeit.

Chastain kaufte NFT, stellte sie auf die Opensea-Homepage und verkaufte sie anschließend wieder. Damit soll er mehr als 50.000 US-Dollar Profit gemacht haben. Der Mann bekannte sich nicht schuldig. Opensea habe die geplanten Postings auf der Homepage nicht als geheim behandelt und "niemand hat Nate gesagt, dass er diese Information nicht nutzen oder weitergeben darf", argumentierte sein Strafverteidiger laut Reuters.

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Allerdings nutzte Chastain anonyme Konten für seine NFT-Käufe und -Verkäufe. Aus diesem Umstand schloss die Staatsanwaltschaft, dass der Angeklagte gewusst habe, dass sein Vorgehen nicht koscher war. Die Geschworenen hat das überzeugt. Sie verurteilten Chastain wegen Überweisungsbetruges sowie Geldwäsche. Das Strafmaß wird erst bestimmt. Das Verfahren heißt USA v. Nathaniel Chastain und ist unter dem Az. 22-CR-305 am US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York anhängig.

Juristisch interessant ist, dass sich die Urteile in beiden Fällen auf den allgemeinen Straftatbestand des Überweisungsbetruges respektive der Verschwörung dazu stützen, und nicht auf den spezifischeren Tatbestand des Securities Fraud (etwa: Wertpapierbetrug). Auf diese Weise vermied die Anklage, sich mit der unscharfen Definition des Begriffs der Securities (etwa: Wertpapiere) auseinandersetzen zu müssen.

Speziell bei NFT ist ungeklärt, ob diese rechtlich als Securities gelten – wahrscheinlich hängt das von den Umständen ab, wie ein spezifisches NFT beworben wird. Doch selbst bei Kryptowährungen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die US-Börsenaufsicht SEC (Securities Exchange Commission) stuft klassische Kryptowährungen als Security ein, die CTFC (Commodity Futures Trading Commission) als anders regulierte Commodity (Wirtschaftsgut).

Kanada hat im März die Spekulation mit Kryptowährungen stark eingeschränkt. Dabei interpretieren die Behörden den Security-Begriff weit.

(ds)