Erste genomeditierte Babys: Forscher setzt umstrittene Arbeit fort
Vom Gefängnis zurück ins Labor: He Jiankui, der Forscher, der weltweit für Schlagzeilen sorgte, will Genom-Editing bei menschlichen Embryonen fortsetzen.
Der chinesische Forscher He Jiankui, der 2018 durch die Ankündigung der Geburt der ersten genomeditierten Babys weltweit für Schlagzeilen sorgte, hat seine Forschung wieder aufgenommen. Nach einer Gefängnisstrafe wegen Verstößen gegen medizinische Vorschriften äußerte er sich in einem Interview mit der japanischen Tageszeitung Mainichi Shimbun zuversichtlich und entschlossen, die Forschung an der Genombearbeitung von menschlichen Embryonen fortzusetzen.
Erste genomeditierte Babys und Gefängnisstrafe
Jiankui startete seine Forschung 2016 und veränderte die Gene von Embryonen während des In-vitro-Fertilisationsprozesses für acht Paare, bei denen nur die Männer mit HIV infiziert waren. Ziel war es, die Übertragung des Virus zu verhindern. Dies führte zur Geburt von drei genomeditierten Babys, darunter Zwillingsschwestern. Seine Ergebnisse präsentierte Jiankui 2018 auf einer internationalen Konferenz in Hongkong.
Die Forschung sorgte weltweit für Kritik und wurde als illegal eingestuft, da die klinische Anwendung von Genom-Editing am Menschen in China verboten ist. Ein chinesisches Gericht verurteilte Jiankui zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe und verhängte eine Geldstrafe von 3 Millionen Yuan (etwa 374.000 Euro zum damaligen Zeitpunkt).
Jiankui berichtet, dass die drei genomeditierten Kinder "perfekt gesund sind und keine Probleme mit ihrem Wachstum haben". Die Zwillingsschwestern, die inzwischen mindestens fünf Jahre alt sind, besuchen beide den Kindergarten, ein weiteres Mädchen kam 2019 zur Welt.
"Die Ergebnisse der Analyse ihrer gesamten Gensequenzen zeigen, dass es keine Veränderungen der Gene gab, außer für das medizinische Ziel, was beweist, dass Genom-Editing sicher war. Ich bin stolz darauf, Familien geholfen zu haben, die gesunde Kinder wollten". Ob die Genmanipulation tatsächlich erfolgreich war, ist jedoch umstritten.
Wiederaufnahme der Forschung
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Jahr 2022 hat Jiankui seine Forschung wieder aufgenommen und strebt nun an, seltene genetische Krankheiten wie die Duchenne-Muskeldystrophie und die vererbte Alzheimer-Krankheit mithilfe von Genom-Editing in menschlichen Embryonen zu behandeln.
Er hat angeblich drei Labore in China eingerichtet, unter anderem in Peking und Wuhan, und will sowohl nationale als auch internationale Regeln einhalten.
Kontroverse und ethische Bedenken
Die Forschung und die angestrebten Ziele von Jiankui bleiben umstritten. Die Genombearbeitung nach der Methode CRISPR/Cas9, bei der spezifische Gene herausgeschnitten werden, um ihre Funktion zu deaktivieren, oder neue Funktionen eingefügt werden, kann präzisere Modifikationen erreichen als herkömmliche Gentechnik. Dennoch beschränken viele Länder weltweit die Verwendung von bearbeiteten menschlichen Embryonen, verbieten ihre Wiedereinpflanzung in die Gebärmutter oder die Erzeugung von Babys durch Genommodifikation.
Jiankuis Beharren auf der Fortsetzung seiner Forschung trotz der Kritik und der rechtlichen Konsequenzen könnte weitreichende Auswirkungen haben und wird erneut ethische und moralische Diskussionen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auslösen.
(tho)