Erster Holzsatellit erreicht die Internationale Raumstation​

Der erste Holzsatellit "LignoSat" wurde erfolgreich zur ISS gebracht, um die Einsatzmöglichkeiten von Holz in der Raumfahrt zu testen.

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Satellit aus Holz

(Bild: Sumitomo Forestry)

Lesezeit: 3 Min.

Der handflächengroße LignoSat, entwickelt von der Universität Kyoto und dem Bauunternehmen Sumitomo Forestry, erreichte die ISS an Bord einer SpaceX-Mission. Nach etwa einem Monat soll der Satellit in eine Umlaufbahn in etwa 400 Kilometern Höhe entlassen werden.

"Mit Holz, einem Material, das wir selbst produzieren können, werden wir in der Lage sein, Häuser zu bauen und für immer im Weltraum zu leben und zu arbeiten", sagte Takao Doi, ein ehemaliger Astronaut und Weltraumforscher an der Universität Kyoto in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters.

Der aus dem Holz der Honoki-Magnolie – einer in Japan heimischen Magnolienart– gefertigte Satellit, wurde Ende Mai fertiggestellt und wartete seitdem auf seinen Einsatz. Interessantes Detail: Bei der Konstruktion wurde eine traditionelle japanische Handwerkstechnik eingesetzt, die ohne Schrauben oder Klebstoffe auskommt.

Die Forscher sehen mehrere Vorteile in der Verwendung von Holz im Weltall. Waldwissenschaftsprofessor Koji Murata von der Universität Kyoto erläuterte, dass Holz im Weltraum haltbarer sei als auf der Erde, da es dort weder Wasser noch Sauerstoff gebe, die es zersetzen oder entzünden könnten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Umweltverträglichkeit: Wenn ausgediente Satelliten in die Erdatmosphäre eintreten, verbrennen Holzsatelliten mit deutlich weniger Schadstoffemissionen als herkömmliche Metallsatelliten, die Aluminiumoxidpartikel freisetzen.

Während seiner sechsmonatigen Testphase im Orbit wird LignoSat extremen Bedingungen ausgesetzt sein. Die Temperaturen schwanken alle 45 Minuten zwischen minus 100 und plus 100 Grad Celsius, wenn der Satellit zwischen Dunkelheit und Sonnenlicht wechselt.

Die eingebauten elektronischen Komponenten werden dabei messen, wie das Holz diese extremen Bedingungen ĂĽbersteht. Zudem wird untersucht, ob Holz die Auswirkungen der Weltraumstrahlung auf Halbleiter reduzieren kann.

"Das mag veraltet erscheinen, aber Holz ist tatsächlich eine Spitzentechnologie für die Expansion zur Mond- und Marsbesiedlung", so Kenji Kariya vom Sumitomo Forestry Tsukuba Research Institute in dem Reuters-Bericht. Das Team hat einen 50-Jahres-Plan, der das Pflanzen von Bäumen und den Bau von Holzhäusern auf dem Mond und Mars vorsieht.

Begonnen hatte die Entwicklung des Holzsatelliten bereits im FrĂĽhjahr 2020, seitdem wurden unter anderem Tests vorgenommen, um sicherzustellen, dass der LignoSat keine Gefahr fĂĽr die Crew der ISS oder dortige Instrumente darstellt.

Eigentlich wollte ein finnischer Holzkonzern bereits 2021 einen Satelliten mit Holzwänden ins All schicken. Der "Wisa Woodsaat" ist angeblich längst fertig, wartet aber noch immer auf den Start. Anders als der LignoSat, der wertvolle Daten liefern soll, war der Konkurrent aus Finnland vor allem als Werbung gedacht, auch wenn die Beteiligten versichert haben, man werde "Daten zum Verhalten und zur Haltbarkeit von Sperrholz in der harschen Umgebung" sammeln.

(mack)