Erster Streik in der Geschichte Samsung Electronics'

Die Samsung-Beschäftigten haben die Arbeit niedergelegt, um ihren Forderungen nach besserer Bezahlung Nachdruck zu verleihen. Die Erfolgsaussichten sind unklar.

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Bezahldienst von Samsung

(Bild: dpa, Ahn Young-Joon/AP/dpa)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Die Beschäftigten des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung Electronics haben am Montag einen dreitägigen Streik für bessere Bezahlung begonnen. Ihre Gewerkschaft kündigte weitere Maßnahmen an, die Chip-Produktionslinien des Unternehmens zu unterbrechen, falls die Konzernleitung Forderungen nach Lohnerhöhung, einem zusätzlichen Urlaubstag und Änderungen am Bonussystem für Mitarbeiter nicht zustimmt.

Nach Angaben der auf Englisch erscheinenden südkoreanischen Tageszeitung Korean Times ist es der erste Streik gewerkschaftlich organisierter Arbeitnehmer in der 55-jährigen Geschichte des Unternehmens. Getragen wird dieser von der Gewerkschaft National Samsung Electronics Union (NSEU). Deren rund 30.000 Mitglieder machen fast ein Viertel der südkoreanischen Belegschaft des Unternehmens aus. Von den Gewerkschaftsmitgliedern wiederum arbeiten laut Korean Times etwa vier Fünftel in der Abteilung für Gerätelösungen, die Halbleiter herstellt. Nach Angaben der Gewerkschaft nahmen am Montag rund 4.000 Streikende an einer Kundgebung im Regen in der Nähe des Samsung-Hauptsitzes in Hwaseong, südlich Seouls, teil. Laut einer gewerkschaftsinternen Umfrage hatten im Vorfeld insgesamt 6.540 Mitglieder ihre Absicht bekundet, sich am Streik zu beteiligen.

Aufgrund der geringen Streikbeteiligung und der automatisierten Produktion wird der Arbeitskampf nach Ansicht der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf Analysten beruft, "wahrscheinlich keine nennenswerten Auswirkungen auf die Produktion" des weltweit größten Herstellers von Speicherchips haben. Auch Samsung selbst erklärte demnach am Montag, dass es keine Unterbrechung der Produktion gegeben habe.

Der Gewerkschaftsvorsitzende Son Woo-mok widersprach gegenüber Reuters Berichten über geringe Beteiligung, bemängelte aber, die gerade einmal fünf Jahre bestehende Gewerkschaft habe nicht genug Zeit gehabt, um ihre Mitglieder über die Probleme aufzuklären. "Die Aufklärung über Gewerkschaften … war nicht ausreichend. Aber ich glaube nicht, dass die Beteiligung gering ist, weil unsere Gewerkschaft im Vergleich zu anderen Gewerkschaften noch jung ist", sagte er.

Lee Hyun-kuk, der Vizepräsident der Gewerkschaft, sagte, dass es weitere Streiks geben könnte, wenn Samsung sein Angebot nicht verbessere. Samsungs Vorschläge beinhalten Flexibilität bei der Entlohnung und den Bedingungen für den Jahresurlaub, erfüllen aber nicht die Forderungen der Gewerkschaft nach mehr Lohn und Urlaub, sagte Lee gegenüber Reuters. Die Nachrichtenagentur verweist auf eine Schätzung Samsungs aus der vergangenen Woche, wonach der Tech-Konzern einen mehr als 15-fachen Anstieg des Betriebsgewinns im zweiten Quartal erwartet. Die durch den KI-Boom anziehenden Chip-Preise trieben die Gewinne gegenüber dem Vorjahr in die Höhe, heißt es.

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(akn)