Erster Verhandlungstag im Mannesmann-Prozess

Der erste Prozesstag um den Verdacht der schweren Untreue verging mit Verfahrensstreitigkeiten und Ankündigungen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 147 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Im Mannesmann-Verfahren ist heute der erste Prozesstag absolviert worden. Die Kammer des Landgerichts Düsseldorf wird am Donnerstag wieder zusammenkommen. Dann wollen sich fast alle angeklagten sechs Manager und Gewerkschafter zu den Vorwürfen der Untreue oder der Beihilfe zur Untreue äußern. Der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser kündigte eine fünfstündige Einlassung an. Er allein soll knapp 66 Millionen Mark nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone erhalten haben.

Am ersten Verhandlungstag kam es zunächst zu Verfahrensstreitigkeiten. Die Verteidiger bezweifeln die Zulässigkeit der Anklageschrift und die Zuständigkeit der Strafkammer. Die Verlesung der Anklageschrift sei nicht rechtmäßig, weil sie dem Eröffnungsbeschluss des Landgerichts nicht angepasst worden sei. Richterin Koppenhöfer folgte dem Einwand nicht.

Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, äußerte sich in einem Interview auf NDR-Info zu dem Prozess. Gegen den Vorwurf der Verwerflichkeit spreche, dass Klaus Esser "zumindest den Wert des Unternehmens um 144 Milliarden erhöht" hat. "Wenn man diese 144 Milliarden Mark vergleicht mit den 66 Millionen, dann relativiert sich das alles." Auf die Frage, ob es angesichts der Summe nicht auch eine "Neiddebatte" gebe, sagte Hocker, diese Debatte sei so wohl nur in Deutschland vorstellbar. "Für mich ist es das Verwerflichste, dass offensichtlich der Aufsichtsratvorsitzende Funk auch 6 Millionen bekommen hat."

Neben Esser müssen sich der Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann, der damalige Mannesmann-Aufsichtsratschef, Joachim Funk, der frühere IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Jürgen Ladberg und ein ehemaliger Mitarbeiter der Stabsabteilung wegen des Verdachts der schweren Untreue oder der Beihilfe zu Untreue verantworten. Dabei geht es um die umstrittene Zahlung von Prämien und Pensionen im Zusammenhang mit der Übernahme des Konzerns durch Vodafone Anfang 2000. (anw)