Erster deutscher Progressive-Scan-Fernseher mit Tücken

Der japanische Unterhaltungselektronik-Konzern Panasonic bringt das erste Fernsehgerät auf den deutschen Markt, über das sich Videos von DVD-Playern im Vollbild-Modus betrachten lassen -- aber nur in NTSC.

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Von
  • Nico Jurran

Mit dem 16:9-Fernsehgerät TX-32PH40D, das Mitte Juli auf den deutschen Markt kommen soll, beginnt laut Hersteller Panasonic "schon heute das Fernsehen der Zukunft": Immerhin soll es als erstes TV-Gerät in Deutschland in der Lage sein, über einen YUV-Eingang auch progressive Bilder von DVD-Playern mit entsprechender Ausgabe entgegenzunehmen. Dadurch könnnen DVD-Filme im Vollbild statt in Form zweier Halbbilder auf dem Fernseher wiedergegeben werden.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Nach einem Bericht der DVD-Info-Seite AreaDVD funktioniert dies nur in der Fernsehnorm NTSC mit 60 Hertz. Die in Deutschland eingesetzte PAL-Norm wird von dem 2399 Euro teuren Gerät mit 82 cm Bilddiagonale hingegen nicht unterstützt. Technisch möglich ist dies zwar, allerdings scheint Panasonic die rechtlich Lage zu unsicher, solange eine PAL-Progressive-Variante des Kopierschutzes Macrovision noch nicht offiziell verabschiedet ist.

Tatsächlich ist diese Problematik auch bei DVD-Playern bekannt, die aus dem gleichen Grund in der Regel ab Werk keine progressiven Bilder in PAL ausgeben. Allerdings lassen sich einige Geräte, wie beispielsweise Pioneers DV 747 und ARCAMs DV 88 PS, bereits entsprechend modifizieren. Wer sich einen unmodifizierten deutschen (Marken-)Player mit Vollbild-Ausgabe in NTSC kauft, dürfte am TX-32PH40D ebenfalls wenig Freude haben: Diese Geräte spielen nämlich nur DVDs mit dem Regionalcode 2 ab, NTSC-Scheiben mit diesem Code erscheinen aber nur in Japan. Damit blieben für die Progressive-Scan-Wiedergabe nur Regionalcode-freie NTSC-Scheiben übrig, womit sich das Angebot im Großen und Ganzen auf Musik-DVDs, Titeln von kleinen Studios und Porno-Scheiben beschränken würde -- ob es sich lohnt, dafür einen teuren DVD-Player und den nicht wirklich billigen Panasonic-Fernseher anzuschaffen, bleibt zweifelhaft. Mit der Progressive-Scan-Modifikation wird also wohl auch eine Deaktivierung der Regionalcode-Sperre nötig. Filmfreunden, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, ist zudem auch mit PAL-Progressive-Modifikation und (legaler) Deaktivierung der Regionalcode-Sicherung nicht geholfen -- schließlich erscheinen nur extrem selten NTSC-Scheiben mit Tonspur in deutscher Sprache.

Bei Panasonic bestätigte man auf Nachfrage nur die Beschränkung auf NTSC -- der für dieses Produkt zuständige Sprecher, der uns die Strategie des Unternehmens vielleicht hätte genauer erläutern können, war bislang leider nicht erreichbar. (nij)