Es werde Licht: Tageslichtlampen machen Schüler munter

Neuartige Tageslichtleuchten sollen in Schweden das Lernen erleichtern – auch zur düsteren Winterzeit.

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Guter Unterricht sorgt dafür, dass in den Köpfen der Schüler ein Licht aufgeht. Sind sie aber zu müde, wie es etwa in den dunklen Wintern Nordschwedens oft der Fall ist, liefern auch die besten Bemühungen keine Erleuchtung. Deshalb beschloss Stellan Andersson, Rektor der Dragonskolan in Umeå, den Sommer künstlich zu verlängern, berichtet Technology Review. Er griff ein Angebot des lokalen Stromversorgers Umeå Energi auf, Tageslichtlampen in der Schule zu installieren. Die Universitätsstadt liegt auf derselben Höhe wie die isländische Hauptstadt Reykjavik.

Sieben Klassenzimmer und die Cafeteria bekamen Anfang Dezember 2014 neue Leuchten, die anders als herkömmliche Lampen das volle Spektrum liefern. "Es ist noch zu früh für konkrete Ergebnisse wie bessere Endnoten", sagt Andersson. Aber die Veränderung hätte trotzdem schon für Begeisterung gesorgt. Ein 18-jähriger Schüler verglich die Wirkung der Lampen mit einer Tasse Kaffee. Ein anderer fühlte sich gar, als würde er in Sonnenlicht sitzen.

Bevor Andersson das Angebot annahm, wälzte er wissenschaftliche Studien über den Wachmacher-Effekt der Lichttherapie. "Die Ergebnisse reichten vom reinen Placebo bis zu positiven Effekten. Aber ich konnte zumindest keine negativen Resultate finden." Es sei gar nicht schwer gewesen, die anderen Lehrer zu überzeugen: "Die Schüler sind nicht die Einzigen, die in den Wintermonaten die Dunkelheit leid sind."

Künftig könnten nicht nur Lehrer und Schüler in den Genuss der richtigen Lichtmenge kommen. Mariana Figueiro vom Lichtforschungszentrum am Rensselaer Polytechnic Institute in den USA arbeitet in Kooperation mit der Schwedischen Energie-Agentur am gerade gestarteten "Healthy Home"-System. In dem auf drei Jahre angelegten Projekt sollen Bewohner Sensoren namens "Daysimeter" um den Hals tragen. Diese messen, wie viel Licht sie bekommen und wie aktiv sie sind. Daraus kalkuliert eine App – ähnlich wie die Entrain-App, ob die innere Uhr ausreichend synchronisiert ist. Ist sie es nicht und braucht mehr Licht, wird die Haussteuerung entsprechend instruiert. Dafür sind kabellos ansteuerbare Lampen nötig, die es teilweise bereits zu kaufen gibt.

Wohnen mehrere Personen zusammen, deren Lichtempfehlungen voneinander abweichen, "muss einer manchmal zur Blaulicht-Brille für mehr Licht oder zur orangefarbenen Sonnenbrille für weniger greifen", sagt Figueiro. Die nötige Technik soll bis Herbst 2015 fertig werden. Anschließend folgen erste Tests mit Probanden. Die schwedische Behörde erhofft sich von dem Projekt laut der Forscherin natürlich noch einen weiteren Effekt: Energie sparen. Zum einen durch Abschalten des Lichts in ungenutzten Räumen. Zum anderen etwa dadurch, dass die Lampen ihr Spektrum zu blauem Licht verschieben. Dann müssen sie für den gleichen Wachmacher-Effekt weniger hell scheinen als ungesteuerte Glühlampen. (Veronika Szentpetery) / (bsc)