zurück zum Artikel

Ethernet-Evolution: 100 Gigabit über Glas und Kupfer

Ernst Ahlers

Der nächste Ethernet-Standard 802.3ba soll zwei Geschwindigkeiten bringen und auf Glasfasern bis zu 40 Kilometer Distanz schaffen.

Unter der Projektbezeichnung 802.3ba hat die Higher Speed Study Group (HSSG [1]) jüngst die Einrichtung einer Arbeitsgruppe für den nächstschnelleren Ethernet [2]-Standard beim US-Normungsinstitut IEEE [3] beantragt [4]. Der wahrscheinlich erst 2010 fertige Standard könnte erstmalig zwei Zielgeschwindigkeiten definieren. Neben den Ende 2006 zunächst angepeilten [5] 100 Gigabit/s soll die zwischenzeitlich verworfene 40-GBit/s-Stufe nun doch wieder hinein. Die 40-GBit/s-Technik ist bei optischen Weitverkehrsstrecken (WAN [6]) seit Jahren etabliert.

Als Begründung für den Bruch mit den klassischen Zehnerschritten (10, 100, 1000, 10 000 MBit/s) führt etwa die Ethernet Alliance [7] den unterschiedlichen Bandbreitenbedarf von Netzwerk- und Datenzentren-Betreibern an: Erstere würden 100 GBit/s für Netzaggregation beispielsweise im Internet-Backbone der nächsten Generation favorisieren. In Datenzentren wären 40 GBit/s dagegen ausreichend für die in Host-Bussen oder bei Remote-DMA [8] vorkommenden Geschwindigkeiten.

Als Entwurfsziele für 802.3ba hat sich die HSSG nicht nur Übertragung per Glasfaser gesteckt. Auch das Kupferkabel soll bei beiden Geschwindigkeitsstufen wieder dabei sein, wenn auch nur für Strecken von maximal zehn Metern. Auf Multimode-Glasfasern innerhalb von Gebäuden soll 802.3ba mindestens 100 Meter bei beiden Datenraten schaffen. Für 100 GBit/s auf Singlemode-Fasern für Fernverbindungen sieht der Entwurf zwei Zieldistanzen vor (10 und 40 km). Als letzte Option für die physikalische Schicht (PHY [9]) steht Backplane-Übertragung in Racks bis einen Meter auf der Agenda. Anders als schnelle WAN-Verbindungen [10] wird 802.3ba nicht mit mehreren Wellenlängen auf einer Faser arbeiten (CWDM [11], DWDM [12]).

Schon 10 Gigabit über Kupfer [13] hat erheblichen Entwicklungsaufwand erfordert. Man darf gespannt sein, ob sich das ehrgeizige Ziel wirtschaftlich sinnvoll erreichen lässt, die vier- und gar zehnfache Geschwindigkeit über Twisted-Pair-Leitungen zu zwingen. Über die gewohnte RJ45-Technik mit vier Aderpaaren läuft 40/100GE höchstwahrscheinlich nicht, möglicherweise kommen SFP+-Kabel [14] oder Achtfach-Twinax-Leitungen zum Einsatz. (ea [15])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-154861

Links in diesem Artikel:
[1] http://ieee802.org/3/hssg/
[2] http://www.heise.de/glossar/entry/Ethernet-399379.html
[3] http://www.heise.de/glossar/entry/Institute-of-Electrical-and-Electronics-Engineers-398237.html
[4] http://ieee802.org/3/hssg/PAR/par_0707.pdf
[5] https://www.heise.de/news/Mit-kleinen-Schritten-zum-naechsten-Ethernet-Standard-124718.html
[6] http://www.heise.de/glossar/entry/Wide-Area-Network-395314.html
[7] http://www.ethernetalliance.org/
[8] http://www.heise.de/glossar/entry/Direct-Memory-Access-395979.html
[9] http://www.heise.de/glossar/entry/Physical-Layer-398885.html
[10] https://www.heise.de/news/100-Gigabit-Ethernet-ueber-4000-Kilometer-118237.html
[11] http://www.heise.de/glossar/entry/Coarse-Wavelength-Division-Multiplexing-397801.html
[12] http://www.heise.de/glossar/entry/Dense-Wavelength-Division-Multiplexing-397803.html
[13] http://www.heise.de/kiosk/archiv/ct/06/16/200_Kupfer_gesaettigt
[14] http://www.amphenol-aipc.com/products/sfp+copper.html
[15] mailto:ea@ct.de