US-Cloud-Dienste verlassen: Die besten europäischen Alternativen
Raus aus aus der US-Cloud – aber wie? c't 3003 zeigt europäische Alternativen, die Google Mail, Maps, Microsoft Teams, WhatsApp und Co. ersetzen können.

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Die Abhängigkeit von US-Tech-Giganten wird zum Risiko: Seit der Trump-Wahl suchen nicht nur Privatpersonen, sondern auch europäische Unternehmen nach lokalen Alternativen. Die Website "European Alternatives" verzeichnete einen Besucheranstieg von 26.000 auf 611.000 innerhalb von drei Monaten. c't 3003 hat sich zahlreiche europäische Alternativen zu gängigen US-amerikanischen-Diensten wie Google Mail, Maps, Microsoft Teams und Whatsapp angeschaut.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal hier, so viele von euch haben sich von uns gewünscht, dass wir mal was machen über europäische Alternativen zu US-Cloud-Diensten. Und offenbar seid ihr nicht die einzigen, die ein zunehmendes schlechtes Gefühl damit haben, US-Firmen ihre Daten zu übertragen. Guckt euch mal die Grafik an von der Website European Alternatives. Von 26.000 Besuchen im Dezember auf 611.000 im Februar. Wir hatten im Vorfeld zu diesem Video etliche europäische Anbieter angeschrieben, die Alternativen zu US-Digitalprodukten anbieten und wirklich alle, alle die geantwortet haben, haben gesagt ja, definitiv, deutlich angestiegen seit der Trump-Amtseinführung. Interessanterweise kam das Interesse übrigens nicht nur aus Europa, sondern auch aus den USA. Zum Beispiel hat die Öko-Suchmaschine Ecosia seit Dezember einen 250-prozentigen Anstieg der Userzahlen aus USA festgestellt. Mastodon hat 20 Prozent mehr Nutzer seit Trump. Nextcloud 70 Prozent mehr Anfragen als im Vorjahr.
Ja, also das Interesse ist auf jeden Fall da und deshalb machen wir jetzt mal so ein Video über europäische Alternativen. Um amerikanische Politik soll es hier nicht gehen. Das können andere besser. Dafür gibt es in diesem Video jetzt so übersichtlich und komprimiert wie möglich unsere Einschätzung über europäische Alternativen zu häufig genutzten US-Diensten, wie zum Beispiel Google Mail, LinkedIn und Microsoft Teams. Aber tut mir einen Gefallen, bitte kein politisches Grundsatz-Diskussions-Gepöbel in den Kommentaren. Es kann ja viele Gründe geben, warum man sich für europäische Alternativen von US-Diensten interessiert. Zwischen Trump-Hass, Europe-First-Patriotismus und so Aluhut-Datenschutz gibt es viele, viele Graustufen. Bleibt dran!
Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei...
Ja, bevor wir loslegen mit den Alternativen, erst mal ganz kurz, wie erkennt man eigentlich, ob man mit einer US-Cloud oder einem US-Dienst zu tun hat? Dabei spielt nämlich weniger der Standort der Server eine Rolle, auf denen eure Daten gespeichert sind, sondern der Sitz der Firma, die das Angebot betreibt. Denn auch wenn die Firma Server in Europa betreibt, ist sie gemäß des US-Cloud-Acts verpflichtet, US-Behörden Zugriff auf die gespeicherten Daten zu geben. Unabhängig davon, wo die Server stehen. Ja, und dabei muss man wirklich ziemlich genau hingucken, denn es ist durchaus denkbar, dass ein Anbieter zwar in Europa sitzt, aber die nötige Rechenleistung bei einem US-Cloud-Anbieter einkauft. Spotify zum Beispiel sitzt in Schweden, kauft aber Cloud-Dienste bei Google ein. Das heißt dann, dass US-Behörden eure Daten beim Cloud-Anbieter einfordern können. Also es reicht nicht nur auf die Betreiber der Plattform zu gucken, man muss auch gucken, mit wem die zusammenarbeiten. Sinnvoll ist deshalb auf jeden Fall immer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Wenn das gut gemacht ist, dann können Regierungen, Hacker, sonst wer absolut nichts mit den Daten anfangen, auch wenn sie Zugriff darauf haben sollten, weil es ja verschlüsselt ist.
Teil 1: Mail-Anbieter aus Europa, also Alternativen zu Google Mail zum Beispiel
Ja, und das ist tatsächlich die Kategorie, wo man wirklich umsteigen kann, ohne großen Komfort aufzugeben. Da gibt es nämlich viele sehr gute Anbieter. Viereinhalb Alternativen haben wir uns da ausgesucht. Tuta, ProtonMail, Posteo, Mailbox.org und GMX/Web.de. Und ich habe deshalb viereinhalb gesagt, weil GMX und Web.de so ähnlich sind. Deswegen würde ich die mal nicht als zwei werten, sondern als anderthalb. Ja, und all die Anbieter würde ich dann auch nochmal in zwei Kategorien einteilen. Einmal die Datensicherheit/Datenschutz-fokussierten und einmal die normalen. Und wenn ihr euch jetzt fragt, hä, Datensicherheit/Datenschutz, wo ist denn da der Unterschied? Ja, das hängt schon auch irgendwie zusammen.
Aber bei Datensicherheit geht es vor allem um technische Mittel, um Daten zu sichern und zum Beispiel zu verschlüsseln. Bei Datenschutz geht es vor allem darum, dass eure Daten nicht missbräuchlich ausgewertet werden und euer Recht auf informationelle Selbstbestimmung gewahrt bleibt. Also zum Beispiel, dass ihr bei der Nutzung eines Dienstes anonym bleiben könnt. Ja, und Tuta aus Hannover und ProtonMail aus Plan-les-Ouates in der Schweiz legen den Fokus vor allem auf Datensicherheit und betreiben sehr viel Aufwand, um alle Mails zu verschlüsseln. Beide versprechen nämlich sogenannte Zero-Knowledge-Architektur, also dass die Provider zum Beispiel keinerlei Zugriff auf die unverschlüsselten Mails haben. Bei Tuta geht das sogar so weit, dass auch die Betreffzeile der Mails verschlüsselt ist. Naja, aber dieser Verschlüsselungsfokus hat auf jeden Fall auch Nachteile. Zum Beispiel kann man keinen der beiden Anbieter ohne Hilfsmittel mit normalen E-Mail-Programmen wie Thunderbird verwenden. Bei ProtonMail muss man dafür eine sogenannte Bridge installieren und konfigurieren, dann geht das. Bei Tuta gibt es das nicht, da muss man wirklich immer deren Mail-Clients verwenden, die aber zumindest für alle Betriebssysteme erhältlich sind oder halt Tuta Webmail benutzen.
Man kann übrigens mit allen Providern Mails verschlüsseln, also auch mit Google Mail. Das geht mit externen Lösungen wie PGP oder S/MIME, nur muss man das halt anders als bei Tuta und ProtonMail selbst konfigurieren. Posteo und Mailbox.org aus Berlin haben auch Verschlüsselungsfunktionen, zum Beispiel sind die Server-Festplatten von Posteo grundsätzlich AES-verschlüsselt, das heißt kriegt jemand die Platten in die Hände, kann man damit nichts anfangen. Aber bei Posteo und Mailbox liegt der Fokus eher auf Datenschutz, also dass man da zum Beispiel kostenpflichtige Sachen per Brief bezahlen kann, also ihr keine Datenspur über PayPal oder Kreditkarten hinterlasst. Und ihr müsst auch bei der Anmeldung bei allen vier Diensten, also Posteo, Mailbox, ProtonMail und Tuta, keine Namen oder Adresse angeben. Allerdings kann man bei Tuta nur per Kreditkarte und PayPal bezahlen, was ja alles US-Anbieter sind.
Ja und dann gibt's noch die, ich nenne die mal die deutschen Traditionalisten, extrem beliebt hierzulande, GMX.de und Web.de. Ja und die sind anders als die gerade erwähnten halt werbefinanziert, haben aber auch kostenpflichtige Accounts ohne Werbung im Angebot. Ich persönlich verwende seit Jahrzehnten GMX.de und Web.de, vor allem aber auch, weil es damals nichts anderes gab. Ja und die machen was sie sollen. Allerdings nerven mich wirklich doll bei jedem Einloggen in die Webmail-Oberfläche diese ganzen Clickbait-Müllsachen. Ja und die gibt's halt auch, wenn man monatlich Geld bezahlt. Und nein, ich will keine Jackpot-Spiele spielen.
Apropos Geld, wichtig sind natürlich auch die Kosten. So haben nur Tuta, ProtonMail, GMX und Web.de einen kostenlosen Account. Und diese kostenlosen Accounts bieten auch immer nur einen Gigabyte Mail-Speicherplatz, was wirklich nur für Leute funktioniert, die entweder sehr wenige Mails bekommen oder immer sehr diszipliniert alles löschen. Mir würde das nicht reichen und deshalb kann man auch immer zahlen für mehr Speicher. Bei Tuta kriegt man für 3 Euro im Monat direkt 20 Gigabyte, bei ProtonMail sind es 15 für 3,99 Euro, bei Mailbox.org geht das ab einem Euro im Monat los, da gibt's dann 2 Gigabyte, genau wie bei Posteo. GMX und Web.de, da kriegt man für 3,99 Euro nur 5 Gigabyte. Das finde ich irgendwie nicht mehr zeitgemäß, auch weil es da im Vergleich so wenig Sicherheitsfunktionen gibt. So, es gibt bei Mail aber natürlich noch etliche andere Sachen, die euch wichtig sein könnten, also unterschiedliche Alias-Adressen oder Kalender in der Webmail-Oberfläche oder die Möglichkeit, eigene Domains für Mail zu nutzen. Da ist ja zum Beispiel auch Strato beliebt. Wenn euch vor allem Datenschutz und Sicherheit am Herzen liegen, solltet ihr euch auf jeden Fall Tuta, ProtonMail, Mailbox.org und Posteo anschauen. Die machen auf jeden Fall alle einen guten Job. Vielleicht sucht ihr es danach aus, ob euer Wunschname noch verfügbar ist.
Teil 2: Suchmaschinen-Alternativen
Und natürlich, wenn wir über Alternativen zu US-Diensten sprechen, kommen wir an Suchmaschinen nicht vorbei. Google ist zwar der absolute Marktführer mit fast 90 Prozent Marktanteil, aber es gibt auch einige europäische Alternativen.
Ecosia aus Deutschland, kennt ihr vielleicht, die Suchmaschine, die Bäume pflanzt, das ist so deren Claim. Die sitzen in Berlin und nutzen im Hintergrund entweder Microsoft Bing oder halt Google, je nachdem wie ihr es einstellt. Etwa 80 Prozent des Gewinns fließen in Aufforstungsprojekte. Mittlerweile wurden über 200 Millionen Bäume gepflanzt, sagt das Unternehmen. Ja und das hat auch noch die Funktion, dass nachhaltige Unternehmen in den Suchergebnissen mit einem grünen Blatt markiert werden. Die französische Alternative Qwant baut auf einem hybriden Modell auf. Teils haben die eine eigene Suchengine, teils benutzen die auch Bing-Resultate. Das Besondere ist hier, die bieten mit Qwant Junior eine spezielle Kindersuchmaschine an, die in Frankreich sogar an Schulen eingesetzt wird. Und Qwant hat zusammen mit Ecosia ein Joint-Venture gegründet, um einen komplett europäischen Suchindex aufzubauen. Das Projekt soll vor allem für französische und deutsche Suchanfragen bessere lokale Relevanz liefern. Laut Ecosia soll der Index diesen Sommer noch zum Einsatz kommen.
Ja und dann gibt es noch Startpage. Das ist für alle, die Google-Qualität ohne Google-Tracking wollen. Die niederländische Suchmaschine funktioniert als Proxy. Eure Suche geht anonymisiert an Google und ihr bekommt die gleichen Ergebnisse, aber ohne dass Google weiß, wer ihr seid. Der "Anonyme Ansicht"-Button unter jedem Suchergebnis gibt euch außerdem die Möglichkeit, Webseiten zu besuchen, ohne dass die Seite eure IP oder euren Browser erkennt. 2019 gab es allerdings eine Übernahme durch ein AdTech-Unternehmen namens System1, was in der Privacy-Community, naja sagen wir mal, für Diskussionen sorgte. Bisher scheint aber alles beim Alten geblieben zu sein. Ja und dann gibt es noch Good Search. Das hat keinerlei Werbung. Das ist ein Non-Profit und funktioniert ausschließlich mit kostenpflichtigen Abos. Die gibt es ab 2 Euro im Monat. Die Suchergebnisse kommen zurzeit noch von Brave, aber langfristig sollen auch noch andere Suchindizes integriert werden.
Teil 3: Karten-Apps
Ja, ganz wichtiger Punkt, Navigation und Karten. Fast alle Leute, die ich kenne, nutzen Google Maps oder Apple Maps. Da aber hier gibt es auch durchaus kompetente europäische Alternativen.
Here WeGo ist aus Nokia Maps hervorgegangen und gehört heute mehreren deutschen Autoherstellern. Die Daten von Here, also here, also englisch geschrieben, versorgen auch viele Navigationssysteme in Autos. Die Mobil-App funktioniert komplett offline und das Ganze ist auch völlig kostenlos, keine Abos. Besonders gelungen ist die Integration von ÖPNV in über 1.300 Städten und die Verkehrsprognosen, die manchmal sogar genauer sind als bei Google. Wenn ihr vor allem einen Navi-Ersatz fürs Auto sucht, dann könnt ihr euch mal Sygic GPS Navigation anschauen. Kostet Geld, etwa 20 Euro pro Jahr, bietet dafür aber auch viele Funktionen beim Navigieren. Zum Beispiel 3D-Karten mit Gebäudedarstellung oder ein Head-up-Display, das die Navigation auf die Windschutzscheibe projiziert. Außerdem gibt es einen Spurassistenten oder einen Dashcam-Modus. Die App nutzt eine Mischung aus TomTom und OpenStreetMap-Daten.
Alternativ fürs Auto könnt ihr euch auch gleich TomTom GO Navigation anschauen. Die Firma kennt ihr vielleicht noch von diesen alten Navis, die man so ins Auto gehängt hat vor vielen Jahren. Die App ist quasi die moderne Version davon und kostet 20 Euro im Jahr. OsmAnd basiert komplett auf den freien OpenStreetMap-Daten, die gerade im deutschsprachigen Raum sehr detailliert sind. Was OsmAnd von den anderen unterscheidet, die fast unendliche Anzahl an Einstellungsmöglichkeiten. Ihr könnt praktisch jedes Detail der Karte und der Navigation anpassen. Besonders geeignet ist OsmAnd für Outdoor-Sachen. Wanderwege und Fahrradrouten sind hier super detailliert dargestellt. Sogar Skipisten. Organic Maps basiert ebenfalls auf OpenStreetMap, ist aber viel einfacher zu bedienen als OsmAnd und komplett kostenlos und Open Source und sehr ressourcenschonend. Selbst auf dem uralten Smartphone läuft die App noch flüssig.
Teil 4: Messenger
Kommen wir jetzt zu einem im Alltag wahrscheinlich wichtigsten Werkzeugen und das sind Messenger. Viele von euch nutzen wahrscheinlich WhatsApp, Signal oder Telegram, aber auch da gibt es in Europa richtig starke Alternativen.
Klassiker ist natürlich der Schweizer Messenger Threema. Im Gegensatz zu WhatsApp oder Signal braucht ihr hier keine Telefonnummer angeben. Ihr könnt auch eine zufällige Threema-ID erzeugen, die ihr mit euren Kontakten teilt. Alle Nachrichten und Anrufe sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Und mittlerweile gibt es Threema auch für alle Plattformen. Der französische Messenger Olvid wird offiziell von der französischen Regierung genutzt. Olvid verschlüsselt nicht nur die Nachrichten selbst, sondern sogar die Metadaten. Die Basisversion ist kostenlos. Für Premium-Features wie ausgehende Videoanrufe und Multi-Device-Support zahlt ihr 5 Euro im Monat. Olvid läuft auch auf allen Plattformen und im Gegensatz zu Threema könnt ihr es auf mehreren Geräten gleichzeitig nutzen, ohne dass ein Hauptgerät online sein muss.
Der deutsche Messenger ginlo Private wurde vom GMX-Erfinder Karsten Schramm gegründet. Für Privatnutzer ist ginlo komplett kostenlos. Finanziert wird das Ganze durch kostenpflichtige Business-Versionen. Anders als Threema und Olvid nutzt ginlo das Telefonbuch zur Kontaktfindung, ähnlich wie WhatsApp. Dafür bietet es aber ein besonderes Feature für Gruppenchats. Ihr könnt pseudonym auftreten, also so dass eure Nummer nicht sichtbar ist in der Gruppe. Außerdem gibt es einen Selbstzerstörungs-Timer für Nachrichten und die Möglichkeit, Mitteilungen zeitversetzt zu versenden. Features, die zum Beispiel WhatsApp nicht hat. SKRED aus Frankreich geht einen ganz anderen Weg. SKRED ist nämlich ein echter Peer-to-Peer-Messenger. Das heißt, eure Nachrichten werden direkt vom Gerät zu Gerät geschickt, ohne Umweg über zentrale Server. Wie bei Threema braucht ihr keine Telefonnummer oder E-Mail. Die App ist kostenlos und ohne Werbung, bietet aber für 25 Euro pro Jahr ein Plus-Abo für verschlüsselte HD-Audio- und Videoanrufe.
Teil 5: Teams, Slack, Office-365-Alternativen
Ja, hier wird es jetzt ein bisschen schwierig, weil Microsoft hier wirklich den Markt dominiert und weil Office 365 mit Teams einfach auch ein Feature-Monster ist, wo alles sehr stark ineinander greift. Also Video-Calls und Textkommunikation mit Teams, gleichzeitig die großen Office-Arbeitspferde Word, Excel und PowerPoint, Kalender mit Exchange und alles funktioniert natürlich auch kollaborativ. Das heißt, dass mehrere Leute gleichzeitig an Dokumenten oder Präsentationen arbeiten können.
Und was uns da als erstes als Alternative eingefallen ist, ist auf jeden Fall Nextcloud. Das ist ein Open-Source-Projekt, kann man selbst hosten oder bei einem Hosting-Anbieter hosten lassen. Nextcloud hat mal angefangen als Open-Source-Dropbox-Alternative, ist aber jetzt zum echten Supertanker geworden und bezeichnet sich auch selbst als Kollaborationsplattform. Man kann also nicht nur Dateien teilen, sondern auch gemeinsam an Office-Dokumenten arbeiten. Nextcloud hat sogar zwei Offices zur Auswahl, einmal Collabora Online, was auf LibreOffice basiert und OnlyOffice. Dazu kommen noch Kalender-Kontakte und mit Nextcloud Talk sogar eine Videokonferenz-Lösung. Und es gibt sogar einen komplett lokal laufenden KI-Assistenten. Ja, ich merke gerade, wir müssen mal ein eigenes Video über Nextcloud machen, aber wirklich.
Aus der Schweiz kommt die kSuite von Infomaniak. Das ist auch eine komplette Kollaborationslösung. Also einmal die klassischen Chat-Funktionen wie öffentliche und private Kanäle, Direktnachrichten, Datei-Versand und Videocalls mit Bildschirm-Freigabe. Und dazu gibt es noch das OnlyOffice Office-Paket. Alle Daten werden ausschließlich in der Schweiz gespeichert. Eine Gratis-Version gibt es allerdings nicht. Die Standard-Version startet bei 1,58 Euro pro Nutzer und Monat.
Wenn es nur um das gemeinsame Bearbeiten von diversen Dokumenten geht, dann finde ich auch Cryptpad aus Frankreich echt interessant. Das kann man einfach ohne Anmeldung direkt verwenden, ist sofort Ende-zu-Ende-verschlüsselt und ja, fühlt sich auf jeden Fall angenehm hackig und weniger so büromäßig an.
Und dann gibt es natĂĽrlich auch noch ganz viele Einzeldienste, zum Beispiel fĂĽr Videocalls aus Europa, zum Beispiel Jitsi Meet, OpenTalk und Stackfield, wobei letzteres auch noch so Projektmanagement-Funktionen wie Kanban-Boards hat. Stackfield kostet 11 Euro pro Arbeitsplatz und Monat.
Teil 6: Social-Media-Plattformen
Und natürlich, wenn wir über Alternativen zu US-Diensten sprechen, kommen wir an Social Media irgendwie nicht so gut vorbei, weil Instagram, Facebook, LinkedIn, X, Threads, das ist alles allgegenwärtig.
Und klar, ja, als erste Alternative für X, Threads und Bluesky gibt es Mastodon. Das kennen die meisten von euch wahrscheinlich, haben ja auch schon mal ein Video dazu gemacht. Mastodon ist dezentral aufgebaut. Ihr sucht euch eine sogenannte Instanz aus, die zu euren Interessen passt und ihr könnt dann trotzdem mit allen anderen im Fediverse, so heißt das, interagieren. Keine Algorithmen, die bestimmen, was ihr sehen sollt, sondern ein chronologischer Feed mit den Inhalten, denen ihr folgt. Keine Werbung, kein Tracking, keine Datensammelei. Die Plattform finanziert sich durch Spenden und Crowdfunding.
Pixelfed ist quasi das Mastodon für Fotos, also eine dezentrale Instagram-Alternative. Auch hier wählt ihr eine Instanz, die zu euch passt. Pixelfed selbst ist zwar ein amerikanisches Unternehmen, aber es gibt auch große europäische Instanzen, auf denen ihr euch aufhalten könnt. Pixelfed ist Teil desselben Fediverse wie Mastodon. Ihr könnt also mit eurem Mastodon-Account auch mit Leuten auf Pixelfed interagieren. Die Nutzerbasis ist mit ungefähr 300.000 weltweit noch überschaubar und es fehlen Features wie Stories oder Reels. Aber für alle, die Instagram ohne das ganze Drumherum mögen, ist Pixelfed eine ganz nette Alternative.
Mit BeReal aus Frankreich gibt es auch noch eine ziemlich populäre Social-Media-App, die so ein bisschen einen auf Anti-Instagram macht. Ihr bekommt da einmal täglich eine Benachrichtigung und dann habt ihr zwei Minuten Zeit, ein Foto zu machen, also dass ihr das nicht so inszenieren könnt. Filter und so gibt es auch nicht. Die App nimmt gleichzeitig ein Bild mit der Front- und der Hauptkamera auf, sodass man sieht, was ihr gerade macht und wie ihr dabei ausseht. Das hat besonders bei der Generation Z eingeschlagen, aber ich benutze das auch, was ich nämlich cool finde. Das ist nicht so ein endloses Scrolling-Ding, sondern guckt man einmal am Tag rein oder zweimal, guckt was so die Bekannten und Freunde machen und das ist nice. Ist halt so ein kleines Ding und nicht so ein Riesen-Moloch wie Instagram.
Und fĂĽr die LinkedIn-Business-Ultras unter euch gibt es auch eine Alternative. Klar, Xing oder Crossing, wie sie das ausgesprochen haben wollen, aus Hamburg. Auch natĂĽrlich businessorientiert, stark auf den deutschsprachigen Raum fokussiert, hat 20 Millionen Accounts, also recht viel dann doch und kann man auch benutzen statt LinkedIn. haben wollen, aus Hamburg.
Auch natĂĽrlich businessorientiert, stark auf den deutschsprachigen Raum fokussiert, hat 20 Millionen Accounts, also recht viel dann doch und kann man auch benutzen statt LinkedIn.
Mein Fazit
Ja, ich war am Ende meiner Recherche dann doch positiv überrascht. Man muss nur ein bisschen gucken und man merkt, es gibt inzwischen doch einige sehr ernstzunehmende europäische Alternativen zu den Produkten von US-Konzernen.
Hilfreich bei der Suche ist auf jeden Fall die Website, habe ich am Anfang schon erwähnt, european-alternatives.eu von dem Wiener Softwareentwickler Constantin Graf. Da kann man ganz konkret nach Produkten suchen und die Website zeigt einem dann europäische Alternativen.
Witzig und auch wahrscheinlich bewusst nervig ist das Browser-Add-on GoEuropean. Da kriegt man immer einen Pop-up, wenn man eine US-Website aufruft, zu der es gute europäische Alternativen gibt. Also zum Beispiel bei LinkedIn steckt es dann Xing vor, Crossing, oder bei Google eben die erwähnten europäischen Alternativen. Aber ja, da merkt man auf jeden Fall sehr anschaulich, wie oft man US-Dienste nutzt. Muss nur gucken, wann ich das ausschalte. Empfehlen kann ich euch auch die Titelgeschichte der kommenden c't zum gleichen Thema wie dieses Video. Da werden zum Beispiel auch die rechtlichen Hintergründe erläutert. Echt interessant. Sobald die Artikel online sind, verlinke ich euch die hier unten in der Beschreibung.
Ja, mir ist die Ironie auch klar, ihr habt es vielleicht selber schon gemerkt, ihr guckt das Video hier auch auf einer US-Plattform. Und ich muss sagen, ich mag YouTube sehr gerne und wir wĂĽrden auch nicht existieren, wenn YouTube nicht existieren wĂĽrde, weil YouTube eben dafĂĽr sorgt, dass unsere Videos auch von Leuten geguckt werden, die uns vorher noch gar nicht kannten, was natĂĽrlich sehr praktisch ist fĂĽr uns.
Trotzdem habe ich mir gedacht, ist das inkonsequent und deswegen haben wir dieses Video hier auf einer Open-Source-Plattform hochgeladen, nämlich auf Peertube. Das ist auch wie Mastodon ein Teil des Fediverse und da findet ihr dieses Video auch. Ich bin selber mal gespannt, was da für Feedback kommt, wie viele Leute das Video da angucken. Wir werden sicherlich nicht komplett auf Peertube umsteigen, aber wir experimentieren jetzt mal damit und gucken mal, was passiert. Und ja. Ja, wie seht ihr das? Habt ihr Ergänzungen? Habt ihr noch Fragen? Wir lesen wirklich alle eure Kommentare und wir würden uns natürlich freuen, wenn ihr auf den Abo-Button klickt. Tschüss!
c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen, Lukas Rumpler, Sahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)