Gaspreis in Europa weiter im Abwärtstrend

Am Terminkontrakt TTF kostet die Megawattstunde Erdgas 42,50 Euro. Zuletzt war der Preis im Sommer 2022 so niedrig.

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In Epe, drei Kilometer von der niederländisch-deutschen Grenze entfernt, sind durch Salzgewinnung Kavernen entstanden. Das niederländische Unternehmen Eneco betreibt dort zwei Gaskavernen.

(Bild: Eneco)

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Der Preis für europäisches Erdgas hat am Montag die Abwärtsbewegung der vergangenen Handelswochen fortgesetzt und den tiefsten Stand seit Sommer 2021 erreicht. Zu Beginn der Woche fiel der Preis für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat bis auf 42,50 Euro je MWh. Günstiger war europäisches Erdgas zuletzt im August 2021.

Wegen der Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine waren die Erdgaspreise im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. In der Spitze wurden Preise von mehr als 300 Euro gezahlt, nachdem Erdgas längere Zeit um die 20 Euro je MWh gekostet hatte.

Eine hohe Abhängigkeit von russischem Gas hatte zu einer Energiekrise geführt, 2021 betrug der Anteil des russischen Gases an den deutschen Importen 52 Prozent. Seit Dezember 2022 bewegt sich der Preis für Erdgas kontinuierlich abwärts. In dieser Zeit ging es mit der Notierung um 70 Prozent nach unten. Mit ausschlaggebend hierfür sind die Erdgasspeicher, die gegen Ende der Wintermonate vergleichsweise gut gefüllt sind. Sie gleichen Schwankungen des Gasverbrauchs aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt.

Die deutschen Gasspeicher waren am 4. März zu 67,70 Prozent gefüllt. Die Gasreserven sind zwar seit Januar kontinuierlich geschrumpft, liegen aber weiter deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres, der gut 25 Prozent betrug. Das russische Gas wurde besonders durch Importe aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien nahezu komplett kompensiert. Hinzu kommen Flüssiggas-Importe, die relativ hohen Temperaturen in diesem Winter schmälerten die Nachfrage und die Industrie hat aus Kostengründen weniger Gas verbraucht.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck blickte in Sachen Energieversorgung zuversichtlich auf den kommenden Winter. Der Grünen-Politiker sagte zum Abschluss der Kabinettsklausur in Meseberg, der Füllstand der Gasspeicher sei deutlich höher als zu Beginn des letzten Jahres. Der Winter werde "gut in der 60er-Mitte" abgeschlossen werden. Für den 1. Februar 2023 war gesetzlich ein Füllstand von 40 Prozent vorgesehen.

Habeck sagte, es sollte möglich sein, die Speicher über den Sommer zu füllen, ohne dass es solche Preissprünge wie im vergangenen Jahr gebe. Der Minister verwies auf gesunkene Großhandelspreise sowie den Bau von Terminals zur Anlandung von Flüssigerdgas in Deutschland. Dem nächsten Winter sei "etwas weniger bang" entgegenzusehen als diesem Winter. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte in seiner Regierungserklärung am 27. Februar 2022 den Bau von LNG-Terminals angekündigt, der Bundesrat stimmte im Mai 2022 für den schnelleren Ausbau der LNG-Infrastruktur.

(anw)