Europapremiere: Flugdrohnen gegen Zugverspätungen in Österreich

Die ÖBB Infrastruktur AG darf Flugdrohnen auch außer Sichtweite fliegen. Das hilft, Bahnstrecken nach Unwettern rasch freizugeben.​

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Weißer Quadkopter steht einer grauen Plattform, auf der ein großes weißes H in einem weißen Kreis aufgemalt ist; im Hintergrund Bahngeleise

Eine Flugdrohne steht bereit, um eine Bahnstrecke abzufliegen.

(Bild: ÖBB)

Lesezeit: 2 Min.

Nach Unwetter, Steinschlag oder ähnlichen Ereignissen müssen Bahnstrecken gesperrt und zu Fuß abgeschritten werden, um sicherzustellen, dass sie sicher befahrbar sind, andernfalls notwendige Aufräumarbeiten einzuleiten. Diese Gleiswanderungen sorgen für Zugverspätungen. In Österreich soll damit Schluss sein: Die ÖBB Infrastruktur AG hat von der Flugsicherung Austro Control die Genehmigung erhalten, Flugdrohnen auch ohne direkten Sichtkontakt des Piloten einzusetzen. Damit ist es nach eigenen Angaben das erste Eisenbahninfrastrukturunternehmen Europas mit einer BLoS-Bewilligung (Beyond Line of Sight).

Nun errichtet die ÖBB Infrastruktur AG Minihangars für die Drohnen, verteilt über das ÖBB-Streckennetz. Von dort werden die Drohnen definierte Strecken abfliegen und in Echtzeit Bilder über den Zustand der Strecke übertragen. Das ermöglicht unter Umständen die Freigabe der Strecke Stunden früher; sind Arbeiten notwendig, wird schneller festgestellt, welche Geräte und Mitarbeiter eingesetzt werden müssen. Das spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht auch schnellere und genauere Abschätzung der Dauer der Gleissperren. Das hilft Eisenbahnbetreibern und deren Fahrgästen bei der Planung.

"Vor allem in schwer zugänglichem Gelände können wir uns hier zeitsparend einen genauen Überblick über Lage und notwendige Maßnahmen verschaffen. Davon profitieren unsere Kunden“, freut sich Johann Pluy vom Vorstand der ÖBB Infrastruktur AG. Sie setzt das Projekt in Zusammenarbeit mit der Wiener Frequentis AG um. "Frequentis hat eine hochautomatisierte Lösung entwickelt, die in Leitzentralen und Arbeitsplätzen großer Infrastrukturbetriebe voll integrierbar und für die Mitarbeiter unserer Kunden einfach anwendbar ist", sagt Frequentis-CEO Norbert Haslacher.

Haslacher spricht von Pionierarbeit. "Automatisierte Drohnenflüge ohne Sichtverbindung zur Überwachung von Infrastruktur sind ein neuer und innovativer Ansatz", bestätigt Austro-Control-Geschäftsführerin Valerie Hackl, die früher Vorstandsmitglied der ÖBB-Personenverkehr AG war. Grundsätzlich dürfen zivile Drohnen nur fliegen, wenn der Pilot Sichtkontakt hat.

Welches Fluggerät zum Einsatz gelangt, hat die ÖBB Infrastruktur AG nicht mitgeteilt. In einem Image-Video ist ein relativ kleiner Quadkopter zu sehen, wohl das Modell Anafi Ai von Parrot. Dieses Modell wiegt 898 Gramm, hat eine 48-Megapixel-Kamera und ein LTE-Modem. Nach Herstellerangaben kann Anafi AI mit einer Akkuladung 32 Minuten oder 22,5 Kilometer fliegen, sofern es windstill ist. Angesichts über 5.000 Kilometer Streckenlänge werden ÖBB und Frequentis wohl recht viele Hangars und Drohnen brauchen.

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(ds)