"Europas Tor zum Weltraum" liegt in Darmstadt: Das ESOC wird 50

Mit so vielen Satelliten wie heute hat die ESA noch nie zu tun gehabt. Ihre Steuerung erfolgt im European Space Operations Centre in Darmstadt, seit 50 Jahren schon. Die technische Entwicklung ist rasant.

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"Europas Tor zum Weltraum" liegt in Darmstadt: Das ESOC wird 50

(Bild: ESA/J. Mai, CC BY-SA 3.0 IGO)

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Von
  • Joachim Baier
  • dpa
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Die meisten Menschen außerhalb Deutschlands dürften noch nie von Darmstadt gehört haben. Zu klein und unbedeutend scheint die 150.000 Einwohner-Stadt südlich von Frankfurt am Main. Dabei lohnt besonders für Raumfahrt-Fans ein genauerer Blick: In Darmstadt befindet sich "Europas Tor zum Weltraum". Das Europäische Raumflugkontrollzentrum (ESOC; European Space Operations Centre) wurde vor 50 Jahren eingeweiht. Von hier aus wurde unter anderem die Kometen-Sonde Rosetta gesteuert.

Rund 80 Satelliten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA brachten die ESOC-Teams seit der Einweihung des Zentrums am 8. September 1967 in den Orbit. Der erste war im Mai 1968 Esro 2B, der kosmische und solare Strahlung erforschen sollte. "Damals hatten wir noch weniger Satelliten in unserer Verantwortung", sagt der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri.

Die technische Entwicklung seither ist rasant. Heute können mehr Daten in kürzer Zeit übertragen werden als früher. "Damals waren die Rechner noch so groß, dass sie einen ganzen Saal gefüllt haben", sagt Rolf Densing, ESOC-Chef und ESA-Direktor für Missionsbetrieb. Bedient wurden sie noch mühsam über Lochkarten.

Eines der Highlights am ESOC war die Rosetta-Mission. Dabei gelang vor drei Jahren die spektakuläre Landung eines Mini-Labors auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Aktuell werden von Mitarbeitern des ESOC 17 Satelliten gesteuert – so viele wie noch nie zuvor. Bei den Missionen geht es unter anderem um Erdbeobachtung, um Klimaschutz, die Erforschung fremder Himmelskörper und um den Aufbau von speziellen Satelliten-Konstellationen.

Ein Komet aus der Nähe (23 Bilder)

Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko während des Vorbeiflugs an der Sonne: Eine besonders heftige Staubfontäne wurde am 29. Juli beobachtet. (Bild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)

Insgesamt gibt es im Weltall laut Densing inzwischen etwa 4500 intakte Satelliten (zivile und militärische), etwa 1500 von ihnen sind in Betrieb. "Daten aus dem Weltall sind das Öl des 21. Jahrhunderts", sagt der ESOC-Chef. "Satelliten stellen täglich Daten zur Verfügung, etwa für die Landwirtschaft, für Katastrophenschutz, über Erdbeben, Tsunami und die täglichen Wettervorhersagen."

Auch das Bundeswirtschaftsministerium unterstreicht die Bedeutung von Satelliten: "Ohne satellitengestützte Navigationssysteme, ohne Internet-, Radio- und TV-Transponder im Erdorbit und ohne hoch auflösende Satellitenbilder zur Unterstützung des Städtebaus oder der Forst- und Landwirtschaft sähe unser Leben deutlich anders aus."

Es sausen aber nicht nur immer mehr Satelliten durchs All, sondern auch mehr Weltraumschrott: ausgediente Satelliten, Raketenreste und Millionen kleinerer Trümmerteile. "Weltraumschrott ist seit mindestens 30 Jahren ein Thema", sagt Densing. Trotz dieser Probleme kann er sich vorstellen, dass Satelliten eines Tages quasi von alleine durchs All fliegen. "Ihre Autonomie wird zunehmen, wie auch bei Autos", sagt er. "Das wird aber noch lange dauern." (mho)