Evolution, Zahlen und Preise – die Fotonews der Woche 17/2023
Eine Pentax ist ausverkauft, Canon macht gute Geschäfte, DJI baut die Will-haben-Drohne – und ein Vogelpaar wird geehrt.
- Nico Ernst
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten, zumindest wenn man im Sinne von Wettbewerb und Innovation an einem gesunden Fotomarkt interessiert ist. Dieser hat sich nach den Wirren der Pandemie, in der erst sehr viel und dann viel weniger verkauft wurde, inzwischen stabilisiert. Dies geht aus dem aktuellen Geschäftsbericht von Canon zum ersten Quartal 2023 hervor.
Wer ein wenig in das Zahlenwerk einer Bilanz eintauchen möchte, findet sehr detaillierte Angaben bei Canon. Wichtiger ist für unsere Kolumne jedoch die Message, die nicht in den Tabellen steckt: Der Branchenprimus wächst, auch bei Systemkameras. Darüber hinaus haben sich auch die Modelle, die im Jahr 2022 auf den Markt kamen, Anfang 2023 gut verkauft. Da Canon im gesamten letzten Jahr Lieferprobleme hatte, dürften diese nun ausgeräumt sein.
5,9 Millionen Kameras 2023
In Canons Präsentationen steckt auch die Zahl von 5,9 Millionen Systemkameras, die insgesamt von allen Herstellern 2023 global verkauft werden sollen, genauso viele wie im Vorjahr. Dieselbe Weissagung machte auch der Branchenverband CIPA im Februar 2023, und Canons Zahlen bestätigen die Prognosen. Wer hier von wem abschreibt, ist zwar unbekannt, aber dass es sich nur um ein Gesundbeten des Marktes handelt, ist unwahrscheinlich.
Dafür spricht auch, dass jetzt vermehrt günstige Geräte auf den Markt kommen. Canon führt sein Wachstum unter anderem auf die R50 zurück, und auch für Nikon war die vergleichbare Z30 offenbar nicht nur ein Experiment mit einer auf Video ausgelegten Spiegellosen. Für die, und andere Nikons mit Z-Bajonett, kam in dieser Woche das erste Motorzoom Nikkor Z DX 12–28 mm auf den Markt. Und zwar für den moderaten Preis von rund 430 Euro.
Film-Setup fĂĽr 1.500 Euro
Damit lassen sich über ein geeignetes Gimbal Kamera und Optik komplett fernsteuern, man hat dann für zusammen etwa 1.500 Euro ein System in der Hand, mit dem sich fast wie bei professionellem Filmequipment arbeiten lässt. Dafür musste man noch vor wenigen Jahren leicht eine Null an den Preis anhängen. Freilich muss man dann auch mit Zusatzgeräten auf RAW-Aufzeichnung mit großem Farbraum verzichten, nur: Das Handwerk umfassend zu lernen ist nun leichter möglich geworden. Als Nächstes wird sich Nikon aber wohl wieder dem High End widmen, denn die Z8 steht ja immer noch aus.
Pentax Unbunte schon ausverkauft
Während die Big Three (Canon, Sony, Nikon) eine umfassende Produktpalette bieten müssen, in der jeder irgendwie glücklich werden kann, suchen andere den Erfolg in der Nische. Vor allem Pentax setzt massiv auf Spezialgerät, aktuell bei der K-3 Mark III Monochrom. Die ist schon vor der Auslieferung ausverkauft, wofür es zwei Erklärungsmöglichkeiten gibt: Entweder hat man die Nachfrage unterschätzt, oder die Kamera wird immer nur in kleinen Batches je nach Vorbestellung hergestellt. Wir tippen auf Letzteres, vor allem, weil sich die Kunden unter anderem durch Crowdfunding-Kampagnen oder die Knappheiten in der Pandemie an Wartezeiten bei besonderen Produkten gewöhnt haben.
DJIs Mavic 3 Pro setzt Maßstäbe
Wer den Markt quasi alleine hat, kann natürlich auch schon vor dem Marktstart auf Vorrat produzieren, und das trifft bei DJI zu. Die haben den Quirl der Oberklasse, die Mavic 3, nun als Pro-Modell vorgestellt. Das ist nur im Namen Understatement, denn de facto definiert dieser Quadrocopter die mindestens semiprofessionelle filmtaugliche Drohne neu. Drei Kameras mit 24, 70 und 166 Millimetern Brennweite, die längeren Optiken auch mit Zoom, 120 fps, 8K- bis 5K-Auflösung – da bleiben fast keine Wünsche offen.
Mit 10-Bit-Dlog M wildert das schon ordentlich im Bereich von Filmkameras, und auch an Fotografen wurde gedacht: Das Kameramodul mit kurzer Linse kann RAW-Bilder mit 12 Bit Farbtiefe und 20 Megapixeln aufnehmen. Denn auch wenn Drohnen vorwiegend über ihre Videofähigkeiten verkauft werden, sind die Perspektiven als fliegendes Stativ auch für Fotografen durchaus reizvoll. Wer die lärmenden Dinger noch vor ein paar Jahren als Spielzeugkameras abgetan hatte, sollte die Ergebnisse aktuellen Geräts einmal neu betrachten. Nicht umsonst hat das 24-Millimeter-Objektiv eine Anfangsblendenöffnung von f/2.8, was sich in Verbindung mit den als Zubehör angebotenen ND-Filtern fotografisch sehr kreativ nutzen lässt.
Frame.io lernt Fotos
Die Grenzen zwischen Filmen und Fotografieren verschwimmen inzwischen so weit, dass das nicht bewegte Bild in Video-Tools integriert werden kann, und nicht, wie bisher, vor allem andersherum. Auf der NAB 2023 stellte Adobe neue Funktionen für das Online-Werkzeug Frame.io vor, mit dem Filmer über die Cloud gemeinsam an Auswahl, Schnitt und Versionierung arbeiten können. Und das klappt jetzt auch für Fotos, die im Originalformat direkt in die Cloud geladen werden können. Der Haken: Bisher unterstützen das nur die Fuji-Kameras X-H2 und X-H2S, Modelle anderer Hersteller brauchen Software-Updates. Und da ist noch nichts angekündigt.
Echte Hingucker
Endlich konnten wir aber die Gewinner unseres eigenen Fotowettbewerbs ankündigen. Der Stand unter dem Motto "Eingerahmt", und den Sieg trug NilsSch davon. Zweiter wurde Patrick Ehlen, und der dritte Platz stammt von berberbeard. Seine Aufnahme, "framed", dient auch als Titelbild für diese Kolumne. Der Blick für das Besondere, nicht das Alltägliche, macht den Reiz dieser Aufnahme aus. Ebenso ist das beim Bild der Naturfotografin des Jahres, Silke Hüttche. Sie bemerkte zwei Milane, die hartnäckig in verschiedene Richtungen schauten und nannte das schön ironisch "Szenen einer Ehe". Bleibt, nicht nur für die Vögel, zu hoffen, dass der Tanz in den Wonnemonat Mai da im Bedarfsfall einiges kitten kann.
(keh)