Experte: Zahl der Mobilfunk-Discounter steigt weiter

Schon in den nächsten Wochen gehen in Deutschland bis zu zehn weitere Anbieter billiger Handytarife an den Start, prophezeit John W. Strand, der den dänischen Discount-Pionier Telmore beraten hatte.

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Die neuen Mobilfunk-Billigmarken der vergangenen Wochen waren erst der Anfang. Allein in Deutschland werden acht bis zehn weitere Angebote in den nächsten Wochen an den Start gehen. Dies prophezeite John W. Strand, Gründer von Strand Consult, auf der tel.con 05, dem Jahreskongress der österreichischen Telecombranche. Er selbst wisse von acht konkreten Projekten, von denen die Mehrheit im E-Plus-Netz funken werde. Vier sollen noch im Oktober an den Start gehen. E-Plus versuche den Erfolg des niederländischen Netzbetreibers Telfort zu kopieren, dessen Netz 13 der 18 niederländischen Mobilfunk-Marken nutzen. Ende August hatten die Kartellbehörden grünes Licht dafür gegeben, dass die E-Plus-Mutter KPN ihren schärfsten Rivalen in den Niederlanden übernimmt.

"Ende nächsten Jahres werden alle Mobilfunk-Netzbetreiber Billigmarken haben", sagt Strand die EU-weite Entwicklung der Mobilfunkmärkte voraus: "Daran gibt es gar keinen Zweifel." Auch den darauf folgenden Trend will er bereits ausgemacht haben: Die Mobilfunker würden beginnen, überflüssige Kapazitäten ihren Konkurrenten zur Verfügung zu stellen.

Entscheidend für den Erfolg eines Netzbetreibers sei seine Kostenstruktur. "Zu viele Netzbetreiber glauben, dass die Zukunft in der Business Class liegt", so Strand, der die Mobilfunkanbieter mit Fluglinien vergleicht: "Es gab auch solche Fluglinien, etwa Swissair oder Sabena. Die sind Pleite gegangen. British Airways hingegen hat die Kostenstruktur radikal geändert und ist jetzt profitabel wie nie zuvor. Doppelt so profitabel wie Lufthansa." Er empfiehlt Mobilfunkanbietern eine Reduktion ihrer laufenden Kosten und Investitionen, mehr Outsourcing und eine deutliche Senkung der Kundengewinnungskosten nach dem Motto: "Keine Handy-Subventionen für Prepaid-Kunden."

Als Lehrbeispiel dient Strand der dänische Markt, wo die "No-Frills"-Anbieter bereits über 20 Prozent Marktanteil haben. Der Ende 1997 gestartete Netzbetreiber Orange habe bis Sommer 2004 mit 1500 Mitarbeitern 540.000 Kunden zum "Stückpreis" von knapp 300 Euro gewonnen. Der im Oktober 2000 gestartete MVNO (Mobile Virtual Network Operator) Telmore habe ebenfalls bis Sommer 2004 mit 67 Mitarbeitern 500.000 Kunden mit einem Aufwand von gerade 50 Euro je Kunde gewonnen. Die Werbeausgaben waren bei Orange 19-mal so hoch wie bei Telmore. Orange hat sich, nachdem mehr als eine Milliarde Euro verloren war, aus dem dänischen Markt zurückgezogen. Telmore hingegen war so erfolgreich, dass es zwischenzeitlich von TDC -- der früheren Tele Danmark -- gekauft wurde. Die Übernahme gereichte zum Nutzen von TDC, deren EBITDA-Marge von 27 auf 33 Prozent stieg. Strands Resümee: "Großhandelskunden sind oft profitabler als Einzelhandelskunden." (Daniel AJ Sokolov) / (ssu)