Experte: "iPhone 12"-Produktion stockt

Apple hat angeblich Probleme, die Fertigung seiner nächsten Smartphone-Generation anzuschieben. Womöglich gibt es Verzögerungen bei einigen Modellen.

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iPhone

Normalerweise kommt Apples neues iPhone im September.

(Bild: dpa, Stefan Jaitner/dpa/Illustration)

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Kommt Apples neues Top-iPhone in diesem Jahr wie gewohnt? In der Gerüchteküche und bei Supply-Chain-Experten gibt es dazu unterschiedliche Meinungen. Nun hat sich eine prominente Stimme zu Wort gemeldet, deren Einschätzungen Gewicht haben: Ming-Chi Kuo vom taiwanischen Investmenthaus TF International Securities. Der ist traditionell gut in Apples chinesische Lieferkette vernetzt und lag in der Vergangenheit häufig richtig.

Seinem jüngsten Bericht an Investoren zufolge könnte es passieren, dass die Produktion des "iPhone 12", eigentlich für einen Verkaufsstart im September angedacht, ins Stocken kommen könnte. Apple habe das sogenannte Engineering Verification Testing (EVT) einen Monat später begonnen und die Vorarbeiten dazu aus der Ferne sowie "mit örtlichen Angestellten" durchgeführt – aufgrund der Corona-Krise. Dies wiederum könnte nun dazu führen, dass mindestens eines der vermutlich vier neuen "iPhone 12"-Modelle mit Verzögerung auf den Markt kommt.

Apple plane eine gestaffelte Freigabe der Geräte. Das größte Modell mit 6,7 Zoll könne aufgrund seines komplexen Designs erst im Oktober in die Massenproduktion gehen, während die anderen Geräte mit 5,4 und 6,1 Zoll diese schon im September erreichten. Denkbar ist somit, dass Apple zwar alle vier Geräte gleichzeitig ankündigt, sie dann aber über einen schrittweisen Zeitraum auf den Markt bringt. Das ist in der Vergangenheit bereits passiert – der Konzern federt dies dann mit Vorbestellungen ab.

Weiterhin ist unklar, ob die für das "iPhone 12" geplante 5G-Technik zu Verzögerungen führt. Dies gilt insbesondere für eine von Apple wohl auch vorgesehene mmWave-Variante mit besonders hohen Datenraten. Das Projekt sei von Apple "nach hinten verschoben" worden, da es Veränderungen am Antennendesign gab und Labors zur Prozessqualifikation geschlossen waren. mmWave-iPhones sollen demnach nur einen Anteil von 5 bis 10 Prozent aller Neugeräte ausmachen, so Kuo.

Weiterhin unklar ist, wie Apple mit seiner chinesischen Fertigung umgeht. Einige seiner Produzenten wie Foxconn sollen bereits Mitarbeiter abgebaut und Überstunden reduziert haben, weil die Smartphone-Nachfrage insgesamt eingebrochen ist. Bestellungen aus den USA sind angeblich auch beim Fertiger-Konkurrenten Pegatron schwächer eingegangen als erwartet. Apple selbst soll sich jedoch gegenüber seiner Supply Chain sehr "bullish" geben, heißt es in einem Bericht des Finanzdienstes Nikkei aus Japan. Tatsächlich bestehe die Möglichkeit, dass die Produktion um 10 bis 20 Prozent sinkt. Apple selbst rechnet mit einer Erhöhung um 4 Prozent, so Nikkei – auf 213 Millionen iPhones bis März 2021. Es ist denkbar, dass der Konzern Lagerbestände seiner 5G-Geräte aufbauen will, um sie beim erwarteten Anziehen des Marktes vorrätig zu haben – beziehungsweise fürchtet, dass es aufgrund der Corona-Krise zu Rückschlägen bei der Komponentenversorgung kommen könnte.

Analyst Kuo gab auch bekannt, dass die Nachfrage beim iPhone SE offenbar besser ausfällt, als erwartet – wobei der Markt "sowieso keine hohen Erwartungen" gehabt habe. Im zweiten Quartal wird mit Verkäufen von 12 bis 14 Millionen Stück gerechnet. Insgesamt würden die iPhone-Verkäufe im zweiten Quartal 2020 aufgrund der Covid-19-Effekte jedoch um 30 Prozent zurückgehen.

(bsc)