Experten: Folgen von Starlink & Co. für Astronomie "unerheblich" bis "extrem"

SpaceX baut seit 2019 an seinem Satelliteninternet Starlink, mehr sind geplant. Astronomen verstehen nun immer besser, welche Konsequenzen sie fürchten müssen.

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Experten: Folgen von Starlink & Co. für Astronomie "unerheblich" bis "extrem"

Eine Aufnahme des Cerro Tololo Inter-American Observatory (CTIO) mit Starlink-Spuren

(Bild: CTIO/NOIRLab/NSF/AURA/DECam DELVE Survey)

Lesezeit: 3 Min.

Die bodengestützte Astronomie wird durch die geplanten Netzwerke von Satelliten zur Versorgung der Erde mit Internetzugang fundamental verändert werden und auch für Sterngucker könnte sich der Nachthimmel sichtlich verändern. Das ist das Fazit eines virtuellen Workshops der US-amerikanischen National Science Foundation und der American Astronomical Society, an dem Astronomen, Ingenieure und Satellitenbetreiber teilgenommen haben.

Erst jetzt hätten Astronomen genügend Daten gesammelt, um die Folgen von Projekten wie Starlink von SpaceX abzusehen und zu schlussfolgern, dass lediglich ein völliger Verzicht, Einschränkungen für die Astronomie ausschließen würde.

SpaceX hatte im Frühjahr 2019 angefangen, sein weltumspannendes Satellitennetzwerk für den Internetzugang Starlink aufzubauen. Seitdem haben immer mehr Astronomen Sorgen geäußert, dass ihre Arbeit durch die rasch wachsende Zahl von Satelliten in niedrigen Orbits beeinträchtigt werden würde. Vor allem, wenn die Satelliten noch nicht an ihrer endgültigen Position angelangt sind, sind sie am Himmel teilweise deutlich sichtbar und hatten sogar Experten mit ihrer Helligkeit überrascht. Vor den Folgen für die bodengestützte Astronomie hatte dann die Internationale Astronomische Union (IAU) gewarnt, dem hatte sich die Europäische Südsternwarte ESO vor wenigen Monaten angeschlossen.

Im Rahmen des Workshops sollte in Kooperation mit Vertretern der Betreiber der geplanten oder bereits im Aufbau befindlichen Satellitennetze ermittelt werden, welche Konsequenzen diese haben werden. Je nach Art der Astronomie würden diese zwischen "unerheblich" und "extrem" ausfallen, heißt es nun. Wie vorher die ESO kommen die Astronomen nun ebenfalls zu dem Schluss, dass Beobachtungen in der Dämmerung überproportional betroffen sein werden. Das sei beispielsweise die Suche nach Himmelskörpern, die der Erde gefährlich werden können, die Jagd nach Objekten im äußeren Sonnensystem und die Fahndung nach sichtbaren Gegenstücken zu Gravitationswellen. Satelliten in einem Orbit von weniger als 600 Kilometern Höhe (wie zum Beispiel bei Starlink) seien dabei weniger problematisch als solche in größeren Höhen (wie etwa OneWeb).

In den Empfehlungen, die die Teilnehmer deswegen formuliert haben, heißt es deswegen, nur ein Verzicht auf solche Netzwerke könnte sicherstellen, dass die bodengestützte Astronomie so weiter arbeiten könnte, wie bisher. Ansonsten sollten Satelliten möglichst unter 600 Kilometern Höhe platziert, abgedunkelt und besser ausgerichtet werden. Für Astronomen sollten außerdem bessere Orbitaldaten zur Verfügung gestellt werden. Die Folgen können so aber lediglich verringert werden und es sei sicher, dass beispielsweise einige bislang unbekannte Phänomene wegen der Satelliten nicht entdeckt werden, warnen sie. Gleichzeitig weisen sie einmal mehr darauf hin, dass die bodengestützte Astronomie nicht nur aus Kostengründen nicht ins All verlegt werden kann.

(mho)