Exponential-Patente unter dem Hammer

Sie wollten den schnellsten Mikroprozessor aller Zeiten bauen und mußten aufgeben, weil das erste Exemplar nicht überzeugte und der potentielle Hauptkunde, Apple Computer, daraufhin absprang.

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Von
  • Christian Persson

Sie wollten den schnellsten Mikroprozessor aller Zeiten bauen und mußten aufgeben, weil das erste Exemplar nicht überzeugte und der potentielle Hauptkunde, Apple Computer, daraufhin absprang. Die von Veteranen der Prozessorindustrie gegründete Firma Exponential erregte Aufsehen unter den Giganten der Branche, als sie die ad acta gelegte Bipolar-Technologie wieder aufleben ließ und zum ersten Mal auf hochintegrierte Chips anwandte. Jetzt werden die Großen noch einmal nervös, denn Exponential will nun seine Prozessor-Patente versteigern.

Obwohl die alten Hasen den letzten Beweis schuldig bleiben mußten, daß bipolare Prozessoren den CMOS-Chips der großen Hersteller überlegen seien, gilt das Portfolio aus 45 angemeldeten und zum Teil bereits zuerkannten Patenten unter Experten als sehr wertvoll. Die Sammlung von Tricks wäre für die nächste Generation von Mikroprozessoren gut zu gebrauchen, schreibt das Wall Street Journal. Mehr noch: Eines der Patente betrifft eine Technik, die Intel in seinem Merced-Prozessor einsetzen wird. Exponential hat die Anmeldung im August 1994 eingereicht, ein halbes Jahr bevor Intel eine ähnliche Patentschrift abgab. Merced soll dereinst Intels Pentium-Prozessoren ablösen und in völlig neue Leistungsdimensionen vorstoßen. Doch dabei könnte das Exponential-Patent im Wege stehen, wenn es in die Hände eines Konkurrenten geriete. Dann bliebe Intel kaum etwas anderes übrig, als ein Patent-Abkommen zu schließen und in der Folge Merced-Clones zu tolerieren. Man erwartet daher, daß Intels Wettbewerber DEC, AMD und die von National Semiconductors übernommene Cyrix an der Versteigerung teilnehmen und kräftig bieten werden. Intel muß wohl dagegenhalten. Und Exponential kann endlich doch einmal ordentlich Umsatz machen. (cp)