Facebook Diem: Dollarbasierte Kryptowährung nur für USA – Rückzug aus Schweiz

Das von Facebook initiierte Kryptowährungsprojekt Diem gibt sein groß angekündigtes Projekt in der Schweiz auf und wechselt in die USA.

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(Bild: mk1one/Shutterstock.com)

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Überraschender Kurswechsel bei der Diem-Gesellschaft: Die von Facebook vorangetriebene, vormals als Libra bekannte Initiative will nun doch vorerst kein globales, auf einem Korb von traditionellen Währungen beruhendes Kryptogeld gleichen Namens aus der Schweiz auf den Markt bringen. Sie plant nun, ihr Zahlungssystem in einer ersten Phase aus den USA heraus zu lancieren und sich auf diesen nationalen Zielmarkt zu fokussieren. Die Kryptowährung soll zudem nur noch auf dem US-Dollar basieren.

Facebook hatte mit seiner 2019 erfolgten Ankündigung, zusammen mit großen Partnern eine Kryptowährung auszugeben, die Bankenwelt wachgerüttelt und bei Regulierern die Alarmglocken schrillen lassen. Das digitale Zahlungsmittel sollte durch einen Korb von Währungen und kurzlaufenden Staatsanleihen gedeckt und so als "Stablecoin" möglichst stabil sein. Experten warnten aber rasch vor einem "Kolonialisierungsprojekt" und einer "systemischen Gefahr". Firmen wie Mastercard, Visa, eBay, Paypal oder der Bezahldienstleister Stripe sagten ihre Teilnahme an dem Projekt daher rasch wieder ab.

Im April 2020 reichte die in Genf angesiedelte GmbH Diem Networks trotz dieser Rückschläge ein Bewilligungsgesuch als Zahlungssystem bei der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma ein. Der Genehmigungsprozess sei bereits "weit fortgeschritten", eine Zulassung also greifbar gewesen, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Der jetzt zurückgezogene Antrag habe ursprünglich einen Währungskorb-basierten Ansatz verfolgt, sei aber noch wesentlich überarbeitet worden im Zuge der Neuausrichtung von Diem.

Das Unternehmen selbst hatte am Mittwoch erklärt, eine Partnerschaft mit der kalifornischen Silvergate-Bank eingegangen zu sein. Diese solle nun exklusiv zunächst den allein an den US-Dollar gekoppelten Stablecoin "Diem USD" herausbringen. Zudem würden einstweilen auch nur Finanzdienstleister in den USA an das Zahlungsmittel angeschlossen. Die Hauptniederlassung werde in diesem Zuge von Genf in die US-Hauptstadt Washington verlegt.

Diem Networks werde künftig das Diem Payment Network (DPN) betreiben, heißt es weiter. Dabei handle es sich um ein zugelassenes Blockchain-basiertes Zahlungssystem, das den Echtzeit-Transfer von Diem Stablecoins zwischen zugelassenen Netzwerkteilnehmern ermögliche. Die neue Partnerschaft sei ein wichtiger Schritt, um nun ein entsprechendes Pilotprojekt für die Ausgabe der Kryptomünzen aufzusetzen. Zu den Diem-Mitgliedern, die mit dem virtuellen Geld experimentieren könnten, gehören neben Facebook Firmen wie Checkout.com, Lyft, Shopify, Spotify und Uber.

"Wir setzen uns für ein Zahlungssystem ein, das für Verbraucher und Unternehmen sicher ist, Zahlungen schneller und billiger macht und die Vorteile der Blockchain-Technologie nutzt, um mehr Menschen auf der ganzen Welt die Vorteile des Finanzsystems zugänglich zu machen", betonte Diem-Chef Stuart Levey. Diem Networks US werde sich dafür als Gelddienstleistungsunternehmen beim Financial Crimes Enforcement Network des US-Finanzministeriums registrieren lassen.

Auch wenn die Finma-Zulassung so nicht mehr nötig sei, habe das Projekt "sehr von dem intensiven Genehmigungsprozess in der Schweiz" und dem konstruktiven Feedback der dortigen Kontrolleure und von mehr als zwei Dutzend anderen Aufsichtsbehörden aus der ganzen Welt profitiert, unterstrich Levey.

Eine steigende Nachfrage nach elektronischen Zahlungen und das Vorpreschen großer Dienstleister hat derweil weltweit die Überlegungen von Notenbanken verstärkt, selbst digitale Währungen herauszugeben. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) etwa reift die Idee heran, einen digitalen Euro auszugeben. Zugleich kommt von dort scharfe Kritik an den Versuchen von Internetkonzernen, globale private Zahlungsmittel einzuführen. Diese planten, die traditionellen und gut abgesicherten Finanzdienstleister "durch ihre Kontrolle über soziale Medien, Online-Marktplätze und mobile Technologien zu umgehen", monierte jüngst EZB-Direktor Fabio Panetta. Solche datengesteuerten Modelle könnten die Privatsphäre gefährden.

(bme)