Facebook pausiert "Instagram für Kinder"

An der umstrittenen Kinderversion von Instagram soll vorerst nicht weitergearbeitet werden, richtig sei sie trotzdem, sagt Instagram-Chef Adam Mosseri.

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(Bild: Syda Productions/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Facebook will die Entwicklung seines "Instagram Kids", eine werbefreie und von Eltern kontrollierbare Version von Instagram für Kinder unter 13 Jahre, vorerst nicht weiterführen. Dies geht aus einem Blog-Beitrag von Instagram-Chef Adam Mosseri von Montag hervor. Die selbst verordnete Pausierung des umstrittenen Projektes soll demnach dazu genutzt werden, mit Eltern, Experten, politischen Entscheidungsträgern und Aufsichtsbehörden zu sprechen, um Bedenken gegen Instagram Kids "anzuhören".

Mosseri hält eine spezielle Version für Kinder zwischen 10 und 12 Jahren aber weiterhin für eine sinnvolle Idee, um zu vermeiden, dass diese Altersgruppe das herkömmliche Instagram nutzt und dort mit Werbung und nicht für sie gedachte Inhalte und Funktionen konfrontiert wird, heißt es in dem Instagram-Blogbeitrag.

Stattdessen sollten diese Kinder altersgerechte Inhalte erhalten. Eltern sollten mit Instagram Kids die Nutzungszeiten überwachen sowie kontrollieren können, wer den Kindern Nachrichten zusenden und ihnen folgen darf und wem die Kinder folgen dürfen. Mosseri betont, dass Facebook nicht das einzige Unternehmen ist, das eine spezielle Version ihres Dienstes für Kinder unter 13 Jahren für nötig halten und verweist namentlich auf YouTube und TikTok.

Bis zu einer möglichen Wiederaufnahme der Entwicklungsarbeit an Instagram Kids sollen die neu geschaffenen Kontrolloptionen für Eltern in Instagram-Konten von Teenagern ab 13 Jahren übertragen werden. Mosseri sieht darin die Möglichkeit, dass dies den Eltern ermöglicht, "die Erfahrung ihrer Teenager sinnvoll zu gestalten". Die Sicherheit der jungen Menschen soll damit weiter erhöht werden. Genauere Informationen darüber sollen in den nächsten Monaten folgen, schreibt Mosseri.

Im März 2021 war bekannt geworden, dass Facebook ein Instagram für Kinder plane, da Instagram eigentlich erst für Jugendliche ab 13 Jahre freigegeben ist. Kinder umgehen dies jedoch meist mit der Eingabe eines falschen Alters bei der Registrierung. Die Pläne gerieten in die Kritik, weil eine Kinderversion die jungen Menschen erst an eine Nutzung der herkömmlichen Instagram-Version heranführen könnte.

44 US-Gesundheitsminister hatten dann im Mai mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder moniert und Facebook zur Einstellung des Projektes gedrängt, ohne das Projekt im Detail zu kennen. Die Gesundheitsminister verwiesen allgemein auf Forschungsergebnisse, nach denen Kinder durch die Nutzung sozialer Medien Schaden nehmen könnten. Zudem seien sie dort von Cybermobbing bedroht und die Sicherheit und Privatsphäre der Kinder könne nicht gewährleistet werden. Mosseri hatte schon damals betont, bei Instagram Kids alles tun zu wollen, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten.

Mosseri widersprach außerdem der Berichterstattung des Wall Street Journals, das in einer Artikelserie negative Auswirkungen der Instagram-Nutzung auf Kinder aufzeigt und Instagram unter anderem "toxisch" für jugendliche Mädchen sei. Facebooks Forschungschefin Pratiti Raychoudhury hatte im Vorfeld der Ankündigung der Pausierung von Instagram Kids erneut der Berichterstattung des Wall Street Journals widersprochen und die zugrundeliegende Studie einzuordnen versucht. So kritisierte sie, die einseitige Sichtweise der Studie und die geringe Teilnehmerzahl. Bereits zuvor hatte der PR-Chef von Facebook Nick Clegg zu den Berichten des Wall Street Journals Stellung genommen und sie als "bewusste Irreführungen" bezeichnet.

Die Ankündigung von Facebook, Instagram Kids zunächst auf Eis legen zu wollen, erfolgt wenige Tage vor einer Anhörung vor dem US-Senat zu Instagram Kids und den Vorwürfen des Wall Street Journals.

(olb)