Facebook trainiert KI mit öffentlichen Beiträgen und Bildern von Australiern

Was in der EU die DSGVO verhindert, macht Meta in Australien. KI wird mit bei Facebook und Instagram öffentlich geposteten Beiträgen und Bildern trainiert.

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Meta-Logo und Kopf eines weiblichen Roboters

(Bild: Below the Sky/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

In Australien hat Meta Platforms zugegeben, öffentlich bei Facebook und Instagram zugängliche Beiträge, Bilder und andere Daten australischer Erwachsener für das Training der eigenen Modelle Künstlicher Intelligenz (KI) zu nutzen. Eine Out-out-Möglichkeit wird Nutzern in dem Land nicht angeboten, wie etwa in Europa und den Vereinigten Staaten. Das erklärte Melinda Claybaugh, Datenschutzverantwortliche bei Meta, bei einer Anhörung des australischen Senats.

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Dieses sogenannte "Scraping" findet in der EU nicht statt. Im Juni hat Meta das KI-Training mit Daten unter DSGVO vorerst abgeblasen, nachdem Irlands Datenschutzbehörde den Zuckerberg-Konzern aufgefordert hatte, Daten von Instagram und Facebook vorerst nicht für das Algorithmen-Training seiner großen Sprachmodelle einzusetzen. Im Monat zuvor hatte Meta seinen Nutzern in der EU ein Widerspruchsformular zur Verfügung gestellt, um gegen die Nutzung der eigenen Daten Einspruch einlegen zu können (Opt-out).

In Australien gibt es (noch) kein Pendant zur Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), sodass Politiker des Landes Meta Platforms zu einer Anhörung zu diesen Themen geladen haben. Auf die Frage, ob das KI-Training Metas mit australischen Beiträgen bis ins Jahr 2007 zurückgeht, verneinte Claybaugh dies zunächst: "Das haben wir nicht getan." Doch die Senatoren bohrten weiter, wie die australischen ABC News berichten.

"Die Wahrheit ist, dass Meta einfach entschieden hat, dass Sie alle Fotos und Texte aus allen öffentlichen Posts auf Instagram oder Facebook seit 2007 abgreifen werden, es sei denn, Sie haben diese Posts seit 2007 bewusst auf privat gesetzt", sagte ein Senator. "Das ist die Realität, nicht wahr?" Dies wiederum bestätigte Claybaugh mit einer kurzen Antwort: "Korrekt."

Die Meta-Datenschutzverantwortliche fügte hinzu, dass Konten minderjähriger Nutzer vom KI-Training ausgeschlossen sind. Allerdings musste Claybaugh zugeben, dass etwa von Eltern öffentlich gepostete Kinderfotos trotzdem von der KI abgegriffen werden. Sie konnte allerdings nicht beantworten, ob Meta Beiträge und Bilder früherer Jahre für das KI-Training nutzt, wenn der Nutzer zwar jetzt erwachsen ist, aber seinen Account als Minderjähriger angelegt hat.

Erst vor wenigen Tagen hat Australien ein Mindestalter für Jugendliche in sozialen Medien gefordert, nachdem Australiens Premierminister Albanese soziale Netzwerke für Kinder als schädlich bezeichnet und angekündigt hatte, beim Jugendschutz hart durchzugreifen. Er schlägt eine Altersgrenze zwischen 14 und 16 Jahren vor. Ein mögliches Gesetz soll noch in diesem Jahr ins Parlament eingebracht werden.

Allerdings warten australische Bürger bereits seit Jahren auf ein neues Datenschutzgesetz, nachdem 2020 festgestellt wurde, dass die geltenden Vorschriften veraltet sind. Der Generalstaatsanwalt Australiens hat Anfang dieses Jahres angekündigt, die Gesetzesreform würde im August bekannt gegeben. Doch jetzt beklagen die Senatoren den weiterhin mangelnden Datenschutz Australiens.

"Es gibt einen Grund, warum die Privatsphäre der Menschen in Europa geschützt ist und in Australien nicht: Die europäischen Gesetzgeber haben strenge Datenschutzgesetze erlassen", sagte Grünen-Senator Shoebridge. "Meta stellte heute klar, dass die Daten der Australier ebenfalls geschützt wären, wenn es in Australien dieselben Gesetze gäbe."

(fds)