Fachinformationszentrum Chemie vor dem Aus

Die Einrichtung war gegrĂĽndet worden, um auf den Strukturwandel der wissenschaftlichen Informationsbeschaffung und -versorgung durch elektronische Datenbanken und die Kommunikationstechnik zu reagieren.

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Von
  • Richard Sietmann

Im Rahmen der turnusmäßigen Evaluierung seiner 87 Forschungsinstitute und wissenschaftlichen Infrastruktureinrichtungen hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) jetzt Bund und Ländern empfohlen, die gemeinsame Förderung des Fachinformationszentrum Chemie (FIZ Chemie) zu beenden.

Die in Berlin ansässige Einrichtung für Informationsdienstleistungen im Bereich Chemie war 1982 im Zuge des ersten Regierungsprogramms zur Förderung der Information und Dokumentation gegründet worden, um auf den Strukturwandel der wissenschaftlichen Informationsbeschaffung und -versorgung durch elektronische Datenbanken und die Kommunikationstechnik zu reagieren. Das als GmbH organisierte Zentrum mit derzeit 75 Beschäftigten ging aus der Redaktion des Chemischen Zentralblatts hervor und widmet sich entsprechend seinem Auftrag der Recherche, Aufbereitung und Bereitstellung wissenschaftlicher Literatur und Daten aus der Chemie sowie verwandten Wissenschaftsbereichen. Gesellschafter sind der Bund, das Land Berlin und die Gesellschaft Deutscher Chemiker, die Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie sowie die Forschungsgesellschaft Kunststoffe.

In seiner Stellungnahme erinnert der WGL-Senat daran, dass er bereits 2004 angesichts der vergleichsweise geringen Größe des FIZ Chemie "eine langfristige Strategie zur Positionierung auf dem sich rasant entwickelnden internationalen Fachinformationsmarkt" eingefordert habe. Für eine Neuausrichtung wäre nun die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen erforderlich wie etwa die Fundierung der Service-Angebote durch angewandte Forschung und Methodenentwicklung, strategische Kooperationen mit Hochschulen und eine deutliche Verstärkung von Markt- und Nutzungsanalysen.

Das Gremium sieht jedoch keine hinreichende Grundlage, auf der eine erfolgversprechende Umsetzung dieser Maßnahmen zu erwarten wäre. Daher sieht es die Anforderungen, die an eine von Bund und Ländern gemeinsam geförderte Einrichtung gestellt werden, nicht mehr erfüllt. Da die Aktivitäten des FIZ Chemie sich in erheblichem Umfange auf wissenschaftliche Infrastrukturaufgaben erstrecken, könnten diese auch nicht durch die Integration der Einrichtung in eine Hochschule fortgeführt werden.

Als qualitativ sehr überzeugend werden hingegen die beiden traditionsreichen Datenbanken Cheminform mit Kurzreferaten über neue Veröffentlichungen aus der präparativen organischen und metallorganischen Chemie sowie Infotherm mit physikalisch-chemischen Daten zu industriell wichtigen Stoffen und Gemischen für den Anlagenbau, das Chemieingenieurwesen, die Physikochemie und die Pharmazie gewürdigt. Zur Weiterentwicklung und Bereitstellung dieser beiden Datenbanken empfiehlt der WGL-Senat, eine Lösung im Rahmen der gemeinsamen Bund-Länder-Förderung zu suchen. (jk)