Fairphone verkaufte 2021 knapp 88.000 Smartphones
Der niederländische Hersteller meldet einen Rekordgewinn, aber blieb hinter den eigenen Erwartungen zurück. Lieferengpässe verhinderten ein besseres Ergebnis.
- Robin Brand
Smartphone-Hersteller Fairphone hat in seinem Jahresbericht für das Jahr 2021 einen für die Branche ungewöhnlich tiefen Einblick in seine Aktivitäten gewährt – inklusive detaillierter Verkaufszahlen. Demnach hat das niederländische Unternehmen 87.936 Fairphones verkauft, darunter knapp 35.000 des erst im Herbst des Jahres vorgestellten Fairphone 4.
Das selbst gesetzte Ziel von 125.000 verkauften Geräten hat Fairphone damit klar verpasst. Als Gründe nennt der Bericht aufgrund von Covid-19 geschlossene Geschäfte im ersten Quartal und Lieferengpässe im Frühjahr und Sommer sowie die festgefahrene Ever Given. Auf dem Frachter, der im März 2021 im Suezkanal auf Grund gelaufen war, befanden sich auch Fairphone-Smartphones. Damit blieb Fairphone knapp hinter den rund 95.000 verkauften Smartphones im Jahr zuvor zurück, verkaufte aber deutlich mehr Geräte als in den Jahren 2017 (24.779), 2018 (22.263) und 2019 (53.844). Mit Abstand größter Markt für Fairphone ist Deutschland, wo mehr als 40 Prozent der Smartphones verkauft wurden. Insgesamt wurden in Deutschland 2021 nach Zahlen des Digitalverbands Bitkom rund 20,4 Millionen Smartphones verkauft.
Trotz weniger verkaufter Geräte vermeldet Fairphone einen Rekordgewinn, den das Unternehmen im Wesentlichen auf den höheren Preis für das Fairphone 4 und Zubehör wie Hüllen und In-Ear-Kopfhörer zurückführt. Demnach hat Fairphone knapp 37 Millionen Euro erlöst und einen Nettogewinn von 3,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Dazu beigetragen habe auch eine Entschädigungssumme in Höhe von 3,5 Millionen Euro, die ein früherer Fairphone-Lieferant aufgrund von Lieferausfällen und verspäteten Lieferungen zahlen musste. Folge des Wachstums: 2021 stellte Fairphone 34 neue Mitarbeiter ein und zählte zum Jahresende 111 Beschäftigte in den Niederlanden, China und Taiwan.
Im Jahresbericht vermeldet Fairphone auch Fortschritte in Sachen Materialeinsatz. Demnach werden nun 14 Materialien (Aluminium, Kobalt, Kupfer, Gold, Indium, Lithium, Magnesium, Nickel, Kunststoff, Seltene Erden, Silber, Zinn, Tungsten und Zink) auch aus fairen Bedingungen bezogen statt wie bisher acht. Diese 14 Materialien werden laut Unternehmensangaben zu 31 Prozent "fair" gewonnen; im Vorjahr waren es 56 Prozent der damals acht Materialien. Fairphone versteht darunter zum Beispiel Minen mit besserer Bezahlung oder aus Recycling gewonnene Rohstoffe. Von einem komplett nachhaltigen Telefon ist Fairphone damit weit entfernt, aber näher dran als andere. Anfang des Jahres bekam das Fairphone 4 daher das Umweltzeichen Blauer Engel als zweites Smartphone überhaupt – nach dem Fairphone 2.
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(rbr)