Fedora Linux 42 befördert KDE-Ausgabe zur Hauptversion neben Gnome
Die bisher als sekundärer Spin gepflegte KDE-Variante holt Fedora vom Rücksitz in die erste Reihe. Die Gnome-Hauptausgabe hat einen neuen Installer bekommen.

(Bild: Screenshot / heise.de)
Trotz vieler kleinteiliger Aktualisierungen bei den Desktops konnte Fedora Linux ohne seine beinahe schon traditionelle Verspätung erscheinen. Neben der üblichen Hauptausgabe mit Gnome, nun in Version 48 vorhanden, hat das Fedora-Team nach einer internen Abstimmung auch die bislang nebenbei gepflegte Ausgabe mit KDE Plasma 6.3 zu einer Hauptversion befördert. Praktisch bedeutet das: mehr Ressourcen für die Entwicklung der KDE-Distribution und eine breitere Unterstützung für Prozessorarchitekturen. Fedora Linux mit KDE Plasma erscheint ab jetzt auch für IBM Power8- und OpenPOWER-Systeme (ppc64le). Auch dürfen Bugs in KDE ab jetzt einen Veröffentlichungstermin Fedoras verzögern, sollte dies in Zukunft mal nötig sein, so wie dies schön für die Gnome-Ausgabe gilt.
KDE-Comeback im Gnome-Revier
Die Höherstufung des KDE-Desktops bekam zuletzt die Unterstützung eines halben Dutzends illustrer Fedora-Entwickler und kam schon während der letzten Fedora-Konferenz Flock 2024 zur Sprache. Eine Abstimmung darüber vor fünf Monaten fiel zugunsten der KDE-Unterstützer aus, die damit argumentierten, viele Kreativwerkzeuge wie Kdenlive, Krita und OBS Studio als Qt-Programme sich besser in KDE integrieren, das zudem mit VRR unter Wayland und DRM Leasing für Gamer an Bedeutung gewann.
Überraschend ist die Hinwendung zu KDE seitens Fedora Linux dennoch, war dieses doch stets ein Aushängeschild für den Gnome-Desktop, der maßgeblich von Fedora Hauptsponsor Red Hat finanziert wird. Außerdem sah es für den Fedora KDE Spin vor zehn Jahren nicht gut aus, als dessen langjähriger Maintainer wegen der kleinteiligen KDE-Bibliotheken und deren Aufteilung in die Komponenten Frameworks, Plasma-Desktop und Gear (ehemals Applications) 2015 das Handtuch warf. Wegen des hohen Aufwands hat auch Red Hat spätestens 2018 kein Interesse mehr an KDE gezeigt. Seit Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 8 ist KDE nicht mehr in den Standardquellen vorhanden. Nun stehen die Chancen gut, dass KDE Plasma in CentOS Stream und später auch wieder in RHEL ein Comeback hinlegt.
Nur fĂĽr Gnome: Neuer Installer
Eine weitere bemerkenswerte Neuerung hat vorerst aber nur die Workstation-Ausgabe mit Gnome 48 erhalten: Fedora 42 präsentiert unter Gnome im Live-System für das Installationsprogramm Anaconda eine neue, HTML-basierende Oberfläche, die Web UI, die im Stil von Calamares die Einrichtungsschritte des Systems auf dem Datenträger linear und klarer strukturiert. WebUI war seit Fedora 38 in der Testphase. Die Partitionierung ist inzwischen deutlich einfacher gehalten und erlaubt per Klick die Nutzung eines gesamten Datenträgers ohne die zuvor nötigen Ausflüge in Untermenüs, um vorhandene Partitionen zu löschen.
(Bild: Screenshot / heise.de)
Die Installation gelingt damit in wenigen Schritten, wobei aber Gnome den gewünschten Benutzernamen, Passwort, optionalen root-Account und Hostnamen erst nach dem ersten Start abfragt. Weil dieser zweite Installationsschritt Fedoras bislang nur in Gnome umgesetzt ist, bleiben die anderen Ausgaben noch bei Anaconda mit dem bisherigen GTK-Frontend, das jetzt vollständig fit für Wayland ist.
Spins und Varianten: Fedora mit Cosmic
Bei den "Spins", also den alternativen Fedora-Varianten mit anderen Bedienoberflächen, gibt es mit Cosmic einen Neuzugang. Cosmic ist eine Eigenentwicklung von System76 für deren Linux-Distribution Pop!_OS. Cosmic baut im Unterschied zum bisherigen Pop!_OS-Desktop nicht mehr auf Gnome auf, sondern ist von Grund auf in Rust neu geschrieben. Diese schlanke, ansehnliche Desktop-Umgebung ist noch in einer späten Alpha-Phase, zeigt aber jetzt schon eine ansprechende Leistung, auch auf bescheidener Hardware, und eine Reaktionsfreudigkeit, die an den stets experimentell gebliebenen Desktop Enlightenment erinnert.
(Bild: Screenshot / heise.de)
Die XFCE-Ausgabe Fedora macht den Sprung auf Version 4.20 dieser schlanken Arbeitsumgebung, die letzten Dezember erschien. Auch der Desktop LXQt, das wie KDE das Qt-Toolkit verwendet, macht in Fedora einen weiten Schritt auf die Version 2.1, welche nun Wayland-Sessions und verschiedene Wayland-Compositor unterstützt. Mit dem von KDE geborgten Compositor KWin kann LXQt damit schon eine beinahe vollständige Wayland-Unterstützung bieten und sprintet damit den anderen leichtgewichtigen Linux-Desktops davon.
Insgesamt kann Fedora 42 durch die beiden Hauptausgaben und zahlreiche Spins mit dreizehn verschiedenen Desktops aufwarten. Dazu kommen noch diverse Image-basierte Varianten (auch als Immutable oder Atomic bezeichnet) wie Silverblue, die auf OSTtree basieren und nicht mehr auf RPM-Pakete setzen. Auch spezialisierte Live-Systeme wie der Fedora 42 Security-Spin stehen im Downloadverzeichnis bereit. Einige dieser Fedora-Varianten sind nicht nur fĂĽr die Intel-Plattform (x86_64) verfĂĽgbar, sondern auch fĂĽr ARM 64 Bit (aarch64).
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Allen Ausgaben gemein ist der Linux-Kernel 6.14, wobei es voraussichtlich später noch eine Aktualisierung auf den Kernel 6.15 geben wird. Zur Unterstützung aktueller Grafikkarten hat die Bibliothek Mesa 3D gerade noch eine wichtige Aktualisierung auf Version 25 erhalten, die Ende Februar dieses Jahres erschien. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, waren die Release Notes zu Fedora Linux 42 noch spärlich, doch die Auflistung aller umgesetzten Änderungen seitens der Entwickler Fedoras gibt detailliert Auskunft über viele weitere Details in dieser Version.
Siehe auch:
- Fedora Linux bei heise Download
(ktn)