Fermi-Paradox: Sonne vielleicht zu kurzlebig für außerirdische Kolonisierung

Seit Jahrzehnten wird gerätselt, warum die Milchstraße offenbar nicht besiedelt ist. Aber vielleicht ist sie das und sonnenähnliche Sterne wurden ausgespart.

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(Bild: ESO/S. Guisard (www.eso.org/~sguisard))

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Möglicherweise ist die Milchstraße längst von einer oder mehreren außerirdischen Zivilisationen besiedelt und das Sonnensystem wurde dabei umgangen, weil deren Ende schon zu nahe ist. Das ist das Hauptargument einer wissenschaftlichen Arbeit, die eine neue Erklärung für das sogenannte Fermi-Paradoxon vorschlägt. Demnach sollte die Milchstraße längst besiedelt worden sein; dass dem offenbar nicht so ist, verlange eine Erklärung. Zwei US-Wissenschaftler meinen jetzt, dass kleinere Sterne – vor allem Orangefarbene Zwergsterne – für eine Besiedlung viel geeigneter sind, unter anderem, weil sie mit bis zu 70 Milliarden Jahren eine deutlich höhere Lebenserwartung haben.

Jacob Haqq Misra und Thomas Fauchez erklären in der zur Veröffentlichung im Astronomical Journal angenommenen Studie, dass Hauptreihensterne der Spektralklasse K beziehungsweise Orange Zwerge ideale Migrationsziele für Zivilisationen seien, die bei einem sonnenähnlichen Stern entstanden sind. So sind die in der Milchstraße etwa doppelt so häufig. Gleichzeitig seien sie viel ruhiger als die besonders häufigen Roten Zwerge. Außerdem seien dort bereits Exoplaneten entdeckt worden, die in der habitablen Zone liegen, aber dem Stern nicht immer die gleiche Seite zuwenden, wie es bei Roten Zwergsternen meist der Fall ist. Ein Umzug zu solch einem Stern sei also insgesamt einfacher.

Zwar gebe es durchaus auch gute Gründe, sonnenähnliche Sternsysteme zu besiedeln, aber da das im Sonnensystem offenbar nicht passiert ist, sei eine mögliche Erklärung, dass Außerirdische andere Präferenzen hätten. Eine Expansion von Außerirdischen über die gesamte Milchstraße bleibe damit insgesamt weiterhin möglich. Szenarien, in denen alle Gelben Zwergsterne – also auch die Sonne – besiedelt wurden, könnten aber nach aktuellem Wissensstand ausgeschlossen werden. Ihre Arbeit eröffne nun die Möglichkeit, dass stattdessen alle Orangefarbenen Zwerge besiedelt wurden. Diese Sterne seien damit ideale Ziele, um nach sogenannten Bio- und Technosignaturen zu suchen, auch wenn das aufgrund der Eigenschaften der Sterne vergleichsweise schwieriger sei.

Das Fermi-Paradoxon beschäftigt die Wissenschaft seit über 70 Jahren. Der Physiker Enrico Fermi hatte 1950 bei einem Abendessen und nach einer Diskussion über Außerirdische gefragt: "Wo sind alle?" Seitdem gibt es die verschiedensten Erklärungsversuche dafür, warum wir keine Hinweise auf eine außerirdische Zivilisation entdeckt haben. Immer wieder wird dabei auch ermittelt, dass eine raumfahrende Zivilisation sogar bei konservativen Annahmen in vergleichsweise übersichtlichen Zeiträumen eine Galaxie wie die Milchstraße besiedeln kann und das deshalb längst geschehen sein sollte. Jüngere Arbeiten kommen deshalb – wie jetzt Haqq Misra und Fauchez zu dem Schluss – dass Systeme wie das unserer Sonne dafür aus verschiedenen Gründen nicht infrage kommen könnten.

(mho)