Fernsehen via Telefonkabel (Update)

Die Bertelsmann Broadband Group und ein britischer Video-on-Demand-Anbieter starten Pilotprojekte für TV über ADSL.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Die Bertelsmann Broadband Group und der britische Video-on-Demand-Anbieter Video Networks wollen in Deutschland gemeinsam Fernsehangebote über die Telefonleitung verbreiten. Zunächst wollen die beiden Unternehmen im ersten Halbjahr 2000 mit mehreren Pilotprojekten starten und unter anderem den Hamburger Stadtnetzbetreiber Hansenet mit ins Boot nehmen, wie Bertelsmann am Montag mitteilte.

Als Transportmedium soll die ADSL-Technik dienen, die je nach Leitungslänge zwischen Vermittlung und Kundenanschluss bis zu 8 MBit/s befördert. Stark komprimierte Filme im MPEG-Format lassen sich bereits mit einer Bandbreite von 2 MBit/s in Echtzeit übertragen; das konnte unter anderem schon die Telekom mit ihrem ADSL-Dienst vorführen. Doch die ADSL-Technik werde in Deutschland praktisch nur für schnellen Internet-Zugang genutzt -- und damit bleibe die Revolution im Ansatz stecken, findet der Geschäftsführer der Bertelsmann Broadband Group, Werner Lauff. "Die wirkliche Chance liegt darin, das Telefonnetz zu nutzen, um Fernsehen Punkt zu Punkt zu übertragen".

Bertelsmann wäre mit dieser Technik unabhängig von den Verteildiensten der Telekom. Auch dürfte sie einen neuen technischen Ansatz bieten, bestimmte Inhalte frei und andere auf Abonnement-Basis anzubieten. "Fernsehen für Zielgruppen" könnte damit effizienter werden -- die Kunden würden sich nicht nur aussuchen, was sie sehen wollten, sondern auch den Ausstrahlzeitpunkt selbst bestimmen. Bertelsmann verspricht auch, Fernsehbilder "nahtlos mit Inhalten aus dem Internet" kombinieren zu können.

Im September führte Video Networks in London den ebenfalls auf ADSL gründenden Dienst Homechoice mit, wie es heisst, großem Erfolg in den Markt ein. Wie bei einem Video-Recorder können Kunden die Übertragung vorübergehend anhalten, vor- und rückspulen oder im Schnelldurchlauf nach bestimmten Szenen suchen.

Angebote wie Homechoice bereitet die Broadband Group aber nicht nur für ADSL-Strecken, sondern auch für Fernsehkabelnetze mit Rückkanaltechnik vor. Der größte Teil des deutschen Kabelnetzes eignet sich nur zur Signalverteilung, ein Rückkanal für den Transport von Nutzerdaten (zum Sender oder ins Internet) ist nur in Ausnahmefällen vorhanden. Jedoch verfügt der Kölner Stadtnetzbetreiber NetCologne, mit dem Bertelsmann seit Juni dieses Jahres kooperiert, über ein rückkanalfähiges Kabelnetz. (dz)