First Lady: Bis zu 50 Prozent Mädchen in Mathe-Leistungskurse bringen
Damit die Digitalisierung divers, inklusiv und erfolgreich wird, findet es Elke BĂĽdenbender wichtig, mehr Frauen fĂĽr Technik zu begeistern.
Mit der Digitalisierung entscheide sich, "wie wir Frauen in der Zukunft aufgestellt sein werden", erklärte Elke Büdenbender, Frau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch in einer Online-Debatte der staatlich-privaten Partnerschaft Initiative D21 über Geschlechterunterschiede im Digitalen. Sie verstehe den Slogan: "Die Zukunft ist weiblich" als Kampfansage, da "wir nur als offene, inklusive und vielfältige Gesellschaft erfolgreich bestehen" könnten.
Den Trend zum Einsatz von Online-Instrumenten wie Videokonferenzen während der Corona-Pandemie sieht Büdenbender als Chance, Verhaltensmuster aufzubrechen und Hierarchien einzuebnen. Frauen könne es so leichter fallen, den Prozess der digitalen Transformation politisch und gesellschaftlich mitzugestalten. Es müsse sichergestellt sein, dass "wirklich alle gleichberechtigt an der Digitalisierung teilhaben".
Wichtiger Bildungssektor
Als Schlüssel dazu sieht Büdenbender den Bildungssektor. Sie empfinde daher die "Initiative klischeefrei" als hilfreich, um zu verhindern, dass Mädchen und Jungs von vornherein zu Vorlieben und Berufen tendierten. Es "gibt natürlich kein Gesetz: Mädchen können kein Mathe". Es gebe auch keine spezifischen Zuweisungen "von Gesetzes wegen".
Büdenbender plädierte daher dafür, zwischen 30 und 50 Prozent der Schülerinnen "in die Leistungskurse Mathematik" zu bekommen und so gegebenenfalls für ein Studium im MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern. Jedes Kind könne zunächst "alles", viel hänge dann von Rollenvorbildern und der frühkindlichen außerhäuslichen Bildung etwa in den Kitas ab. Zudem sei es nötig, ein eigenes Fach Digitalisierung für den Umgang mit digitalen Medien in den Schulen zu schaffen.
Mehr Einsatz fĂĽr Minderverdienende
Vor allem für Familien mit wenig Einkommen sieht die frühere Richterin den Staat in der Pflicht, die Kinder mit Endgeräten auszustatten und außerschulisch zu betreuen. Natürlich sei auch flächendeckend 5G nötig, "damit wir überall Internet empfangen können". Wenn Frauen sich mit digitaler Technik auseinandersetzten, wollten sie meist ein Ziel damit erreichen. Es sei daher entscheidend, ihnen deutlicher aufzuzeigen, "wofür das nützlich ist, was es mir in meinem Leben bringt".
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Die D21-Geschäftsführerin von D21, Lena-Sophie Müller, verwies auf ein "Digital Gender Gap", wonach etwa Männer häufiger das Internet nutzten. Bei Menschen mit höherer Schulbildung und unter den Jüngeren seien solche Unterschiede aber deutlich geringerer. Dies zeige, dass die Lücke nicht genetisch, sondern systemisch etwa durch Mehrfachbelastungen von Frauen und Vorurteile bedingt sei. Daher müssten die Bedürfnisse des weiblichen Geschlechts stärker in den Blick genommen und "Männer als Mitstreiter" gewonnen werden.
Wer Frauen in Vorständen auch von IT-Firmen nicht unterstütze, sollte als rückwärtsgewandt, ängstlich und auf den Status quo bedacht gelten, forderte Wiebke Ankersen von der AllBright-Stiftung. Sie kritisierte den "elenden Mythos", dass es nicht genug Frauen mit der erforderlichen Qualifikation für MINT-Unternehmen gäbe. "Nicht alle müssen Ingenieure sein", betonte sie. Es existierten jede Menge Aufgaben, "für die ganz andere Fertigkeiten gebraucht werden". Vielfach gehe es darum, Teams und Prozesse zu managen, nicht Autos zusammenzuschrauben. Dazu komme die Haltung, dass Frauen spätestens beim zweiten oder dritten Kind in Teilzeit gehen sollten, während Männer auf der Karriereautobahn weiterführen.
"Wie werde ich Chefin?"
Der Gesetzgeber vergesse oft die Kinderbetreuung, monierte auch der Startup-Experte Florian Nöll. Eine Kita-Platz gebe es faktisch erst ab dem ersten Lebensjahr, darunter müssten Eltern alles selbst organisieren, ohne die Ausgaben dafür über länger Zeit steuerlich absetzen zu können. Er nehme daher sein Baby konsequent "mit in Meetings, auch mit der Geschäftsführung". Bei den "Jungs am Küchentisch" kann der Berater aber nicht mehr die üblichen Stereotype feststellen. Die fragten schon mal: "Wie werde ich eigentlich Chefin?"
In ihrem Heimatland Marokko gebe es "keine Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen, was Mathe angeht", berichtete Kenza Ait Si Abbou, die als Managerin für Robotik und Künstliche Intelligenz bei der Deutschen Telekom tätig ist. Kinder seien darin "entweder gut oder schlecht". Sie habe ihrer Mutter früh schon gebeten, "dass sie mir Rechenaufgaben schreibt". Ihre Eltern "haben mich nicht daran gehindert". Generell sei die digitale Technik aber noch relativ neu und für viele unverständlich, was zu einer Abwehrhaltung führe. Sie sprach sich daher dafür aus, ein Modul "gleichberechtigte Teilhabe" in der Ausbildung als Pflichtfach einzuführen.
(anw)