Flugsicherheit: Biden will SpaceX & Co. mit Startgebühren zur Kasse bitten

Die US-Regierung will Unternehmen, die den US-Luftraum für Raketenstarts nutzen, Abgaben auferlegen, um die Arbeit von Fluglotsen dauerhaft zu finanzieren.

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Start der Rakete Falcon Heavy

Start einer Falcon Heavy von SpaceX.

(Bild: Screenshot/SpaceX)

Lesezeit: 3 Min.

Der US Bundesluftfahrtbehörde fällt es zunehmend schwer, beim stetigen Wachstum von Raketenstarts mitzuhalten. 2023 fertigte die Federal Aviation Administration (FAA) 124 kommerzielle Abflüge in den Weltraum und Wiedereintritte in die Erdatmosphäre ab. Das waren 48 Prozent mehr als 2022. Der Bedarf ist steigend, da allein Elon Musks US-Konzern SpaceX und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos tausende Satelliten für die Internetversorgung mit Starlink beziehungsweise Kuiper ins All bringen wollen. Bei jedem dafür nötigen Raketenstart sorgen Fluglotsen der FAA für die Sicherheit kommerzieller Flüge, indem sie Luftraumsperrungen verwalten und Raketentrümmer überwachen. Bislang bekommen sie für diese Dienste keine Entschädigung von SpaceX & Co., was die US-Regierung von Präsident Joe Biden ändern will.

Der Haushaltsentwurf Bidens sehe vor, dass gewinnorientierte Raumfahrtunternehmen für die Nutzung staatlicher Flugsicherungsressourcen zahlen sollen, schreibt die New York Times. Bisher seien sie von den Luftverkehrssteuern befreit, mit denen ein spezieller, in diesem Geschäftsjahr 18 Milliarden US-Dollar umfassender Fonds für die Arbeit der FAA finanziert werde. Die Abgaben zahlen aktuell hauptsächlich kommerzielle Fluggesellschaften, denen 7,5 Prozent jedes Ticketpreises und eine zusätzliche Gebühr von etwa 5 bis 20 US-Dollar pro Passagier berechnet werden. Mit dem Biden-Plan sollen die Kosten für den Betrieb des Flugsicherungssystems nun fairer aufgeteilt werden.

Die FAA hatte dazu einen unabhängigen Sicherheitsprüfbericht in Auftrag gegeben, in dem empfohlen wird, auch Weltraumunternehmen Startgebühren aufzuerlegen. Sie forderte im Februar eine Erhöhung ihres Budgets für die kommerzielle Raumfahrt um 36 Prozent. Bisher machen Starts ins All mit etwa 10 Prozent noch einen recht kleinen Teil des geschäftlichen Luftverkehrs aus, doch der Anteil dürfte rasch weiter zunehmen. In seiner Rede zur Lage der Nation im März forderte Biden zudem eine Steigerung der Abgaben für Privat- und Geschäftsfliegernutzer einschließlich höherer Kerosinsteuern.

Luftsicherheitsexperten begrüßen das Vorhaben der Regierung. Heutzutage sei die Finanzierung der Fluglotsen so aufgestellt wie bei einem "Mautsystem auf einer Autobahn, bei dem bestimmte Benutzer durchgewinkt werden und andere nicht", monierte der frühere Brancheninsider und jetzige Verbraucherschützer William McGee gegenüber der Times. "Immer wenn SpaceX einen Flug startet, sind enorme Ressourcen der Flugsicherung erforderlich, um den Luftraum rund um das Startfenster stundenlang freizumachen", erläuterte David Grizzle, Ex-Betriebsleiter der für die Lotsen zuständigen Luftverkehrsorganisation der FAA. Für die Kosten müssten bislang alle Steuerzahler aufkommen. SpaceX hat in diesem Jahr schon über 30 Raketen abgefeuert und 2023 mit dem Start von 96 Flugkörpern seinen eigenen bisherigen Rekord gebrochen.

Einzelne Branchenvertreter halten Bidens Schritt aber für verfrüht: Viele Unternehmen zur Erforschung des Weltraums befinden sich ihnen zufolge noch in einem fragilen Anfangsstadium fern der Gewinnschwelle. Eine Rakete befinde sich beim Abheben beziehungsweise potenziellen Landen zudem nur etwa 15 Sekunden pro Flug im sensiblen Luftraum, während gängige Passagierflugzeuge deutlich länger überwacht werden müssten. Eine höhere Abgabenlast für die Branche sei "derzeit nicht angemessen", betonte Karina Drees, Präsidentin der Commercial Spaceflight Federation, gegenüber der Times. SpaceX und Blue Origin äußerten sich zunächst nicht zu der Initiative.

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