Forensik-Tagung: Sinnvolle RFID-Anwendungen im Strafvollzug

Der Einsatz von RFID-Chips zur Überwachung von Psychiatriepatienten und Straftätern im Maßregelvollzug könnte durchaus nützlich sein, hieß es auf der 3. Forensik-Tagung des Verbands für Sicherheitstechnik.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 30 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

In der Forensik könnte der Einsatz von RFID-Chips zur Überwachung von Psychiatriepatienten und Straftätern im Maßregelvollzug durchaus sinnvoll sein. Dies wurde auf der 3. Forensik-Tagung festgestellt, die der Verband für Sicherheitstechnik in Nürnberg veranstaltete.

Technik ist neutral, sie kennt weder gut noch böse. Eine interessante Variante dieser ohne Ethik auskommenden These konnte der Beobachter machen, der hintereinander den Digital Lifestyle Day und die ebenfalls jährlich stattfindende Forensik-Tagung besuchte. In einer eloquenten Einführungsrede lobte Lifestyle-Moderator Jochen Wegner einen Panel-Gast, den Finnen Jyri Engestroem, für seine Idee, Menschen in einem Club in Helsinki mit RFID-Chips zu taggen. Auf diese Weise wisse jeder sofort, wer alles im Club sei, wenn er auf seinem Handy einen "Location check" durchführe. Das System, das Engestroem zusammen mit Nokia zur Patentreife gebracht hat, ist nicht nur für Kommunikation und Kommerz brauchbar, sondern auch für die Kontrolle.

Auf der Forensik-Tagung wiederum gab Stephan Baumann von der TU Dresden einen Überblick über die RFID-Technik. Baumann, der die Professur für Verkehrsnachrichtensysteme innehat und in Kooperation mit der RWTH Aachen das Projekt Sm@rt Logistics betreibt, erklärte dabei ausführlich die unterschiedlichen Transponder, Kommunikationsprotokolle und Einsatzgebiete. Sie reichten vom Kanban-System in der Logistik bis zum System, das Museumsbesucher wie Ausstellungsstücke mit RFID-Tags überwacht.

Baumann machte die Zuhörer auch darauf aufmerksam, dass die Fußfesseln, wie sie seit fünf Jahren in Hessen getestet werden, ein Funksystem, aber kein RFID-System ist, wie es in Österreich zum Einsatz kommt. Außerdem seien all diese Systeme nur zum Einhalt des Hausarrestes programmiert worden und nicht mit einem System für Gefangene zu vergleichen, wie es die Firma Alanco Technologies für Gefängnisanstalten produziere. Das Fazit des Referenten: "RFID-Anwendungen erscheinen im Bereich des Strafvollzuges durchaus sinnvoll." Zu ihrer Realisierung müssten zuvor juristische, ethische, betriebswirtschaftliche und technische Fragen geklärt werden, die Basis für einen Einsatz sei aber vorhanden. (Detlef Borchers) / (jk)