Mobilitätswende und Pandemie: Forscher wollen die "15-Minuten-Stadt"

Wenn Wohnen, Arbeiten und Freizeit gleichmäßig auf die Viertel verteilt sind, lassen sich Fahrten verkürzen und Städte pandemie-resilienter machen.

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(Bild: Photogeratphy/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Niels Boeing

Die Ausweitung des öffentlichen Personennahverkehrs gilt seit Jahren als eine wesentliche Voraussetzung für eine klimafreundliche Mobilitätswende und verkehrsberuhigten Lebensraum in Städten. Viele Menschen misstrauen jedoch in Coronazeiten dem öffentlichen Nahverkehr und steigen auf das Auto um. Zu groß ist die Furcht, sich in voll besetzten U-Bahnen und Bussen anzustecken. Dieser Problematik begegnet die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo mit dem Konzept der „15-Minuten-Stadt“, schreibt Technology Review in seiner neuen Januar-Ausgabe (am gut sortierten Kiosk erhältlich oder online bestellbar).

Wohnen, Arbeiten, Freizeit und städtische Einrichtungen verteilen sich dann gleichmäßig über das Stadtgebiet, sodass sie innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen sind. Diese und weitere Stadtentwicklungsideen reduzieren den Bedarf an weiten Fahrten durch Stadtgebiete und machten Städte pandemie-resilienter.

Statt den öffentlichen Nahverkehr auszuweiten, könnte sich auch die Taktung für kürzere Fahrten erhöhen – so reduzierte die Universitätsstadt Tübingen, in der über 25.000 Studenten leben, die Zahl der Fahrgäste pro Fahrzeug bei einigen Buslinien als Antwort auf die Corona-Situation.

TR 1/2021

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 1/2021 der Technology Review. Das Heft ist ab dem 17.12.2020 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Impulse in Richtung einer solchen infektionsresilienten 15-Minuten-Stadt könnte das Coronavirus derzeit selbst erzeugen – wenn Stadtentwickelnde die Chance nutzen: In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Zentren großer Städte in riesige Shoppingzonen verwandelt, die nach Ladenschluss verwaisen. Durch den coronabedingten Aufwind, den der Onlinehandel gerade erfährt, schließen Handelsriesen wie Karstadt oder Kaufhof inzwischen zahlreiche Standorte.

Hatte bislang der Druck des Immobilienmarktes mit renditegetriebenen Investitionen in den Zentren eine Wiederbelebung samt neuem Wohnraum verhindert, sieht Arno Bunzel, Leiter der Stadtentwicklungsforschung am Deutschen Institut für Urbanistik, nun eine Chance: „Ich rate den Städten, auch den Erwerb von Wohnungen als Impulsgeber für eine Wiederbelebung in Betracht zu ziehen.“

(vsz)