Forschungsteam entdeckt Überreste von Raubdinosauriern in Kirgisistan

Ein Raubdinosaurier mit einer Art Horn: Der Alpkarakush kyrgyzicus ist der erste Dinosaurier Kirgisistans. Der Fund zweier Tiere begeistert das Forschungsteam.

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 Künstlerische Darstellung zweier Raubdinosaurier mit einem Opfer.

Rekonstruktion von "Alpkarakush kyrgyzicus".

(Bild: SNSB/Künstler: Joschua Knüppe)

Lesezeit: 4 Min.
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Ein Forschungsteam hat einen bedeutenden Fund in Zentralasien gemacht: Bei Feldarbeiten hat es die Knochen zweier Raubdinosaurier (Theropoden) freigelegt, die die Wissenschaftler einer neuen Art zuordnen. Demnach handelt es sich um den ersten Fund eines Raubdinosauriers auf dem Gebiet des heutigen Kirgisistans.

Zwischen Zentraleuropa und Ostasien waren bisher – trotz der Größe der Region – keine großen jurassischen Raubdinosaurier bekannt. Der erste in Kirgisistan gefundene Raubdinosaurier verbessere nun die Datenlage erheblich, heißt es seitens der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB). Das Tier wurde "Alpkarakush kyrgyzicus" benannt. Bereits 2006 fand der kirgisische Paläontologe Aizek Bakirov die ersten Knochen des Fossils in den gebirgigen Wüsten im Westen Kirgisistans. "Die dortigen Ausgrabungen fanden in der Balabansai-Formation statt, deren Sedimente während der mittleren Jurazeit vor circa 165 Millionen Jahren abgelagert wurden", erklärt das SNSB.

In der Nähe von Taschkömür machte ein Team um Oliver Rauhut vom SNSB ebenfalls seinen Fund. Zwischen 2006 und 2023 bargen die Forscherinnen und Forscher Schädelknochen, Rücken- und Beckenwirbel, Fragmente des Schultergürtels und der Vordergliedmaßen sowie den fast vollständigen Beckengürtel und die Hintergliedmaßen eines etwa acht bis neun Meter langen Raubdinosauriers. Das Tier habe bisher unbekannte Merkmale und gehöre zu einer neuen Gattung und Art. "Besonders eindrucksvoll ist seine extrem vorstehende „Augenbraue“ am sogenannten Postorbitale, einem Schädelknochen hinter der Augenöffnung, die auf das Vorhandensein eines Horns an dieser Stelle hinweist", so die SNSB. Auch an den Rückenwirbel und die Oberschenkelknochen unterscheiden sich laut dem Forschungsteam von den bisher bekannten Dinosauriern.

Die anatomisch korrekt angeordneten Skelettteile von "Alpkarakush kyrgyzicus" mit Grabungsteilnehmerin Alexandra Fernandez als Größenvergleich.

(Bild: Oliver Rauhut)

"Der Vergleich mit zahlreichen anderen Theropoden zeigt, dass die neue Art ebenfalls zu den Metriacanthosauriden gehört, also nahe mit den großen Raubdinosauriern Ostasiens verwandt ist." Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Gruppen ursprünglich in Südostasien zuhause waren und von dort über Zentralasien und Europa auch auf andere Kontinente gelangten. Die Zuordnung sei zwar nicht überraschend, doch der Fund schließe eine große Lücke "und führt zu wichtigen neuen Erkenntnissen zur Evolution und Biogeographie dieser Tiere", erklärt Rauhut, Erstautor der Studie, die im August im Zoological Journal of the Linnean Society erschien.

Die Knochen eines kleineren Alpkarakush kyrgyzicus fand das Forschungsteam an derselben Stelle: ein Jungtier, zeigten die Untersuchungen des inneren Knochenaufbaus. Den größeren, erwachsenen Raubdinosaurier schätzten die Wissenschaftler auf mindestens 17 Jahre. "Möglicherweise war hier vor 165 Millionen Jahren ein Elterntier mit seinem Jungen unterwegs", mutmaßt das Team.

Sichtung und Präparation der Skelettteile von Alpkarakush kyrgyzicus im Geologischen Institut in Bishkek.

(Bild: Oliver Wings)

Im Rahmen der Forschungsarbeit erstellte das Team 3D-Modelle der Tiere. "Diese Modelle sind jetzt online verfügbar und erlauben es Forschenden weltweit, sowohl Folgestudien durchzuführen als auch 3D-Drucke anzufertigen", erklärt Ko-Autor Oliver Wings, Leiter des Naturkundemuseums Bamberg.

Zur Großgruppe der Raubdinosaurier gehörten auch der Tyrannosaurus und der Allosaurus. Die Raubdinosaurier sind in weitere Untergruppen unterteilt. "Ähnlich wie es Löwen heute überwiegend in Afrika und Tiger nur in Asien gibt, war zum Beispiel der Allosaurus im Jura in Nordamerika und im südwestlichen Europa verbreitet, während in China die ähnlich großen Metriacanthosaurier lebten", erläutert das SNSB.

Seinen Namen erhielt der Raubdinosaurier nach einem riesigen Vogel aus einem kirgisischen Epos: Alpakarush. Dieser soll laut dem Mythos Helden zur Hilfe eilen, wenn diese in kritische Momente geraten. Der zweite Teil kyrgyzicus gibt die Kirgisische Republik als sein Herkunftsort an. " lpkarakush kyrgyzicus könnte sogar das erste in Kirgisistan ausgestellte Dinosaurierskelett überhaupt werden: Wenn sich genügend Unterstützer finden, ist die Aufstellung des rekonstruierten Skelettes inklusive aller originalen Knochen im historischen Nationalmuseum in Bishkek geplant", erklärt das SNSB.

(are)