E-Sports: IOC macht "Fortnite" olympisch

"Fortnite" wird olympisch – allerdings stark eingeschränkt. Denn das IOC will nur "echte Sportarten" bei seinen E-Sport-Events dabeihaben. Der Spott ist groß.

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"Fortnite" schließt sich einer Reihe mehr oder weniger illustrer Videospiele an, die in der Olympic Esports Series 2023 gespielt werden. Der prominente Neuzugang ist für das Olympia-Komitee so etwas wie das Zugpferd, das dem jungen Publikum die olympische E-Sports-Reihe schmackhaft machen soll. Doch das, was bei dem für Juni geplanten Olympia-Event gespielt werden wird, hat mit "Fortnite" praktisch nichts zu tun.

Der Knackpunkt: Die olympischen Verbände halten gängige E-Sportarten für Schund. Titel wie "League of Legends", "Counter-Strike" oder "Dota 2" haben zwar ein Millionenpublikum, werden aber etwa vom Olympischen Sportbund in Deutschland nicht als "E-Sports" akzeptiert, sondern mit gerümpfter Nase als "E-Gaming" abgestempelt. Toleriert werden nur "elektronische Sportartensimulationen", also Videospiele wie die "FIFA"-Reihe, die Realsport nachbilden.

Der Standardspielmodus von "Fortnite" passt da nicht rein. Anstelle des beliebten Battle-Royale-Modus wird daher ein alternativer Spielmodus angeboten, der einem virtuellen Sportschützenwettbewerb ähneln soll. Dass dabei auf andere Spieler geschossen wird, ist ausgeschlossen: "Wir können kein Spiel im Olympischen Programm haben, das Gewalt und Unterdrückung propagiert", sagte IOC-Präsident Thomas 2018.

In den E-Sports-Communities findet sich vor allem Spott über die jüngste Ergänzung zum olympischen Spiele-Lineup, viele werfen dem IOC eine "Verzweiflungstat" vor, um sein E-Sports-Event irgendwie zu retten. Tatsächlich dürfte vom 23. bis 25. Juni ausgetragene Olympic Esports Series 2023 beim anvisierten jungen Publikum nicht sonderlich hoch im Kurs stehen. Denn die Spiele, die das Olympische Komitee für seine Wettbewerbe ausgewählt hat, offenbaren sehr deutlich, wie wenig sich die Verantwortlichen in der Szene auskennen.

Screenshot aus "Tic Tac Bow", einem olympischen E-Sports-Videospiel.

(Bild: Project 99)

Weil jede olympische E-Sports-Disziplin einer Realsportvorlage nacheifern muss, ist die Spieleauswahl von vornherein stark eingeschränkt – mit "League of Legends", "Counter-Strike", "Mobile Legends", "Dota 2" und "Valorant" fallen die fünf wichtigsten E-Sports-Disziplinen komplett weg. Dennoch blieben mit Titeln wie "FIFA" oder "NBA 2k" zumindest einige Sportspiele, die tatsächlich eine E-Sports-Szene haben. Sie sind bei der Olympic Esports Series 2023 allerdings nicht im Aufgebot. Gespielt werden dagegen weitgehend unbekannte und teilweise qualitativ fragwürdige Spiele wie das Mobile Game "Tic Tac Bow". Das ebenfalls für Mobilspiele entwickelte "Tennis Clash" hat zwar mehr Spieler, trat bislang aber nicht als E-Sport-Juwel mit großer Fanbasis in Erscheinung.

Gespielt wird bei den olympischen E-Sports-Spielen außerdem "Virtual Taekwondo", "Virtual Regatta" und "WBSC eBaseball: Power Pros", außerdem ist Schach in digitaler Form dabei. Zwei weitere Spiele kennt man dann tatsächlich: Getanzt wird mit "Just Dance", Rennfahrerei ist mit "Gran Turismo 7" abgedeckt.

Ausgetragen werden die E-Sports-Olympiade in Singapur, Zuschauertickets kosten bis 15 US-Dollar. Die einzelnen Events werden außerdem auf Olympics.com im Livestream übertragen.

(dahe)