Fotoausstellung: Bilder der Katastrophe

Die Galerie für Fotografie in Hannover zeigt die Ausstellung "Klimawandel". Vier Positionen setzen sich mit dem drängendsten Problem unserer Zeit auseinander.

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DOCKS Collective

(Bild: Hendrik Vatheuer)

Lesezeit: 5 Min.

"Klimawandel" ist Titel und Thema der aktuellen Fotoausstellung in der Galerie für Fotografie – kurz GAF. Vom 13. Juli bis zum 13. August 2023 sind in der Galerie in Hannover die Fotografien von Jonas Kako, Konstantinos Tsakalidis, dem DOCKS Collective und Esther Horvath zu sehen.

Der lakonische Titel hat wenig mit der Dramatik der gezeigten Bilder zu tun, die von der Dürre in den USA über die verheerendsten Waldbrände in Griechenland bis hin zur Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 den Klimawandel und die drohenden Klimaverwerfungen eindringlich vor Augen führen. Es sind nicht mehr nur Zahlen, Daten und Fakten, die uns den Klimawandel erklären, sondern ganz konkrete und extreme Ereignisse, die uns die Folgen der globalen Erwärmung brutal vor Augen führen. Denn auch in den Industrienationen des sogenannten Globalen Nordens, die als Hauptverursacher des Klimawandels gelten, sind die Katastrophen längst angekommen und nehmen weiter zu.

Der Fotograf Jonas Kako (31) zeigt in seiner Fotoserie den austrocknenden Colorado River im Südwesten der USA und die Folgen für die Menschen und die gesamte Region. Für sein Bild von drei Imkern am Colorado River gewann der Hannoveraner Kako im März 2023 den World Press Photo Award, den weltweit wichtigsten Preis für Presse- und Dokumentarfotografie. Jones Kako reiste mehrmals entlang des Colorados, um den am meisten gefährdeten Fluss der USA und die Auswirkungen der Dürre zu dokumentieren. Diese lange Auseinandersetzung merkt man seinen Bildern an, sie sind genau beobachtet, fein komponiert und gut ausgewählt. Gerade die Schärfe und die Farben der Bilder sind außergewöhnlich gut, was nicht nur seinen Porträts, sondern vor allem auch seinen Landschaftsaufnahmen zugutekommt. Eine fotojournalistische Arbeit auf hohem Niveau.

Konstantinos Tsakalidis (37) ist ein griechischer Fotograf, der im August 2021 Zeuge der größten und folgenschwersten Waldbrände in der Geschichte Griechenlands wurde. Auf den Inseln Attika, Peloponnes und Euböa wüteten damals 428 Waldbrände, bei denen mehr als 50.000 Hektar Land verbrannten und über 2.000 Menschen evakuiert werden mussten. Tsakalidis' Foto einer Frau, die weinend vor den Flammen in ihrer Straße flieht, wurde ebenfalls mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet. Besonders eindringlich sind seine Bilder aus den Brandgebieten, die Feuerwehrleute und Rettungskräfte, brennende Straßen und Wälder sowie schwarz verkohlte Landschaften dokumentieren. Sie zeigen auf brutale Weise die Auswirkungen der anhaltenden Dürre und Temperaturen von über 47 Grad und haben einen stark apokalyptischen Charakter. Die meisten Szenen sind in Gelb, Orange und Rot getaucht, sodass man die Hitze in den Bildern förmlich spürt und sich in einem Endzeitfilm wähnt. Eine beeindruckende Serie, die trotz der Schwere des Themas besonders ästhetisch ist.

Das DOCKS Collective – ein Kollektiv von Dokumentarfotografen – hat die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 in Bildern festgehalten. Direkt am Tag nach dem Hochwasser machten sich vier Mitglieder des Kollektivs, Ingmar Nolting, Maximilian Mann, Aliona Kardesh und Fabian Ritter auf den Weg, um die verheerenden Zerstörungen vor Ort zu dokumentieren. Aus dem anfänglichen Interesse entstand die fotografische Langzeitdokumentation "Ein Jahr entlang der Ufer", aus der ein Bild mit dem "Preis für politische Fotografie und Karikatur" ausgezeichnet wurde. Das Foto zeigt ein Rettungsboot, das nachts nach Überlebenden sucht und macht das Ausmaß der Flut deutlich, die 180 Menschen das Leben kostete. Einerseits fällt das Foto aus der Serie heraus, weil es surreal wirkt und wenig von der Authentizität und Unmittelbarkeit der anderen Bilder hat. Andererseits ist es exemplarisch, denn alle Bilder der Serie können nur die weitreichenden Folgen und nie die Katastrophe selbst zeigen.

Schließlich sind auf der Empore des GAF noch die Bilder der ungarischen Fotografin Esther Horvath (44) zu sehen, die als Mitarbeiterin des Alfred-Wegener-Instituts die wissenschaftliche Expedition MOSAiC in den zentralen Arktischen Ozean fotografisch begleitet hat. Mit "Polarnight" zeigt sie das Leben an Bord des Expeditionsschiffes und die Widrigkeiten im 'ewigen' Eis. Für ihr Foto des von Eis und Schnee eingefrorenen Expeditionsschiffes gewann Horvarth auch den World Press Photo Award 2020. Außerdem zeigt sie in ihrer Serie „Stars of Polar Night“ Porträts von Forscherinnen aus dem Dorf Ny-Ålesund auf Svalbard, dem Standort der deutsch-französischen Forschungsstation AWIPEV. Ny-Ålesund ist einer der weltweit wichtigsten Stützpunkte für die Polarforschung. Die Arktis spielt eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem, denn an kaum einem anderen Ort der Erde sind Klimaveränderungen so deutlich sichtbar und messbar.

Ein paar Eindrücke der Ausstellung „Klimawandel“ finden Sie in der folgenden Bilderstrecke:

GAF HAnnover Klimawandel (11 Bilder)

Jonas Kako
(Bild: Hendrik Vatheuer)

(vat)