Fotoausstellung: Skateboarding und ein paar lose Drähte

Der US-Fotograf Ed Templeton hat in Maastricht eine Ausstellung eröffnet, die einen faszinierenden und intimen Einblick in eine eigensinnige Subkultur gibt.

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(Bild: Ed Templeton)

Lesezeit: 3 Min.

Ed Templeton (*1972 in Kalifornien) ist Fotograf, Maler, Grafiker und ehemaliger Skateboard Profi. Mit der Ausstellung „Wires Crossed“ im Bonnefanten Museum in Maastricht zeigt Templeton anhand von Fotografien, Zeichnungen und Texten die Skateboard-Subkultur, die er als einer der einflussreichsten Skateboarder aller Zeiten nicht nur mitgestaltet, sondern von 1995 bis 2012 auch dokumentiert hat. So fotografierte er ab 1995 mit einer analogen Kleinbildkamera sein Umfeld aus Skateboardern, Freunden und allerlei Gestalten auf der Straße.

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Die Fotografien geben einen interessanten Einblick in das Skateboard-Milieu und alle Aspekte eines Lebens als Skateboarder: von Triumphen, Verletzungen und Langeweile über Selbstmedikation und toxischer Männlichkeit bis hin zur Aufopferung. Dabei wirken die Porträtierten auf den ersten Blick wie die Figuren einer Coming of Age-Geschichte, die sich der Fotograf ausgedacht hat. Jedoch tauchen viele der Porträtierten in verschiedenen Bildern und Kontexten wieder auf, sodass sich hier eine aufmerksame Dokumentation interessanter Persönlichkeiten und spektakulärer Orte offenbart.

Ed Templeton fotografiert überwiegend in Schwarzweiß, da er seine Schwarz-Weiß-Bilder in der eigenen Dunkelkammer entwickelt und vergrößert. So besteht die Ausstellung hauptsächlich aus Schwarz-Weiß-Fotografien, die jedoch durch einige Farbfotografien und Polaroids ergänzt werden.

Templeton beschreibt seine Fotografie als ‚objektiv-subjektiv‘, da er sowohl Beobachter von außen als auch Teil der Szene ist, die er mit seinen Bildern porträtiert. So hat er einen besonderen Zugang zu einer faszinierenden Subkultur und seine zahlreichen Porträtfotografien zeugen von einem aufmerksamen Umgang mit den Menschen.

Es sind Bilder mit starkem DIY-Charakter – manche haben einen ungewöhnlichen Bildausschnitt, einen schrägen Horizont oder sind etwas unscharf. Das gibt den Bildern einen rauen, aber auch authentischen Look, der ein wenig an die Fotografien von Nan Goldin („The Ballad of Sexual Dependence“ - 1986) oder die Bilder von Jim Goldberg („Raised by Wolves” - 1995) erinnert, die Ed Templeton als große Inspiration schätzt und auch benennt.

Für „Wires Crossed“ (was so viel bedeutet wie „einen Draht locker haben“) hat der Fotograf sein gesamtes Archiv durchforstet und aus einem anfänglichen Konvolut von 4.500 Bildern zunächst 1.000 und schließlich rund 500 für die Ausstellung ausgewählt. Die zahlreichen Fotografien in den drei Ausstellungsräumen hängen in unterschiedlichen Rahmen und Größen, mal in klassischer Galeriemanier nebeneinander, mal in größeren Rastern durcheinander oder liegen in mehreren Schaukästen.

Der Betrachter hat in der Ausstellung das Gefühl, dem Fotografen in seine fotografischen Erinnerungen und auf eine visuelle Reise durch Amerika, aber auch durch Europa zu folgen, denn die Bilder und die Ausstellung selbst haben einen starken Reise-Charakter.

„Wires Crossed“ ist also nicht nur für Insider und Skateboardfans interessant, sondern auch für Fotografiebegeisterte, denn die Ausstellung bietet einen fotografisch prägnanten und außergewöhnlichen Einblick in eine Welt, die vielen unbekannt sein dürfte.

Wir waren zur Eröffnung vor Ort und zeigen in unserer Bildergalerie einige Impressionen der Ausstellung.

Fotoausstellung: Wires Crossed (10 Bilder)

Zahlreiche Bilder der Ausstellung sind in Schwarz-Weiß fotografiert.

(vat)