Fragwürdige Methoden bei Google in Kenia
Google hat sich beim Aufbau einer kenianischen Firmendatenbank bei den Daten eines Konkurrenten bedient.
Mocality ist das nach eigenen Angaben größte Verzeichnis kenianischer Betriebe mit über 170.000 Einträgen. Erstellt wird es von Freiwilligen, die mit ihren Handys Daten und Fotos hochladen. Für jeden verifizierten Eintrag erhalten sie 50 bis 100 kenianische Schilling (etwa 44 bis 88 Eurocent). Ausgezahlt wird automatisch ab 1.000 Schilling über das mobile Payment System M-Pesa. Google hat in Kenia und etwa 20 weiteren Ländern "Get your business online"-Programme gestartet. Damit will Google kleinen und mittleren Unternehmen zu einer Web-Präsenz verhelfen. Bei der Kundenakquise hat sich Google offenbar bei der Mocality-Datenbank bedient.
Mocality fand heraus, dass über bestimmte kenianische Internetzugänge hunderte der eigenen Datenbankeinträge täglich abgefragt wurden. Um zu überprüfen, was da vor sich geht, hat Mocality einigen der von diesen IP-Adressen abgerufenen Seiten modifizierte Einträge mit der Telefonnummer des eigenen Call Centers übermittelt. Daraufhin riefen dort kenianische Google-Verkäufer an, um für Googles Online-Initiative zu werben. Die Verkäufer sollen Google dabei als Partner oder Eigentümer von Mocality dargestellt haben.
Zunächst glaubte Mocality-Chef Stefan Magdalinski an einzelne übereifrige Google-Mitarbeiter. Als Google aber auf eine für Google in Kalifornien registrierte IP-Adresse und indische Call-Center-Agenten wechselte, sah er ein von höherer Stelle genehmigtes System. In einem Blogeintrag machte er seinem Ärger Luft: "Wenn Google mit unseren Daten arbeiten will, warum fragen sie nicht einfach?" Und: "Wer hat das genehmigt?"
"Es war beschämend zu erfahren, dass ein für ein Google-Projekt arbeitendes Team die Daten von Mocality missbräuchlich verwendet und unsere Beziehung zu Mocality falsch dargestellt hat", erklärte Google-Manager Nelson Mattos gegenüber heise online. "Wir haben uns vorbehaltlos bei Mocality entschuldigt." Mit drei anderen Datenbanken gebe es Nutzungsverträge, nicht aber mit Mocality. Der Hergang werde untersucht, dann würden Maßnahmen gegenüber den Beteiligten ergriffen. (jo)