France Telecom droht MobilCom

Die Franzosen verlangen unter anderem Aufklärung über Aktienkäufe der Ehefrau des Vorstandsvorsitzenden von MobilCom.

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  • dpa

Die Verwirrung um den Büdelsdorfer Telefonkonzern MobilCom ist gewachsen. Im Anschluss an eine nächtliche Aufsichtsratssitzung gaben die MobilCom AG und ihr Großaktionär France Telecom am heutigen Donnerstag widersprüchliche Signale an Finanzmärkte und Kunden. Während MobilCom-Chef Gerhard Schmid sich daraufhin bemühte, den schwelenden Konflikt im Fernsehsender n-tv herunterzuspielen und von einer "ganz normalen Zusammenarbeit" mit den Franzosen sprach, drohte France Telecom dagegen erstmals mit gerichtlichen Schritten, falls es keine Einigung mit MobilCom über strittige Punkte gebe.

Dabei geht es im Wesentlichen um zwei Themen: France Telecom verlangt ultimativ von MobilCom, bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 7. März die genauen Umstände der Aktienkäufe von Schmids Ehefrau Sybille Schmid-Sindram durch einen unabhängigen Gutachter klären zu lassen. Zweitens geht es um umstrittene Investitionen in das UMTS-Netz.

Schmid-Sindram hält mit mehr als vier Millionen MobilCom-Aktien rund fünf Prozent des Kapitals. Diese Aktien hat sie für ein Optionsprogramm zu Gunsten der MobilCom-Händler zur Verfügung gestellt. "Darüber bin ich sehr froh, denn so benötigen wir keine Kapitalerhöhung", sagte Schmid bei n-tv. Seine Frau sei vermögend und habe bereits seit langem MobilCom-Aktien besessen, sei mit ihrem Anteil aber unterhalb einer meldepflichtigen Beteiligung geblieben.

Das Optionsprogramm für die Händler, das bis zu 3,6 Millionen Aktien umfasst, sei mit Wirtschaftsprüfern und Anwälten ausgearbeitet und geprüft worden, erklärte Schmid. "Wir haben da sehr sauber gearbeitet", sagte er. Das Programm, bei dem Händler für neue Kunden mit Aktien belohnt werden, sei bereits 2001 beschlossen worden. France Telecom will Gestaltung und Abwicklung des Programms nochmals von einem dritten Gutachter überprüft haben.

Der zweite wesentliche Streitpunkt zwischen den Geschäftspartnern ist der laufende Geschäftsplan für MobilCom und damit die Investitionen in das neue UMTS-Mobilfunknetz. Vordergründig geht es darum, ob France Telecom diesem Geschäftsplan zustimmen muss, wie die Franzosen es sehen, oder eben nicht, wie Schmid meint. Er sieht sich nur in der Pflicht, den Großaktionär zu informieren und sich abzustimmen. "Der Businessplan wird fortlaufend verbessert", sagte er. Die Zusammenarbeit mit France Telecom bei der UMTS-Finanzierung laufe "sehr reibungslos", und MobilCom habe gerade erst ein Gesellschafterdarlehen über 100 Millionen Euro erhalten und werde weitere Darlehen bekommen.

France Telecom stellte dagegen fest, dass es tief greifende Unterschiede in der Interpretation des Rahmenabkommens gebe, das beide Gesellschaften miteinander abgeschlossen haben. Falls es nicht gelänge, zu einer gemeinsamen Auslegung zu kommen, wollen die Franzosen eine gerichtliche Klärung herbeiführen. Der Aufsichtsrat von MobilCom hat bereits eine Überprüfung durch Gutachter beschlossen.

Die professionellen Aktienanalysten der Banken können sich auf die aktuelle Situation zwischen MobilCom und France Telecom keinen gemeinsamen Reim machen. Allein in den vergangenen drei Tagen erschienen sechs Analysen, in denen der Wert der MobilCom-Aktie zwischen 72 Euro und nahe Null taxiert wird. Die Beobachter sind sich auch nicht einig, ob France Telecom sich die Anteile von Schmid vorzeitig sichern oder ob im Gegenteil Schmid seine Anteile möglichst teuer an die Franzosen loswerden will. Klar scheint aber zu sein, dass für France Telecom, die selbst hohe Schulden hat, die UMTS- Investitionen von bis zu zehn Milliarden Euro in Deutschland eine zunehmende Belastung darstellen.

Der Aktienkurs der MobilCom gab am Donnerstag zum dritten Mal in Folge um mehr als zehn Prozent nach. Schmid gab bei seinem Interview auf n-tv Medien-Spekulanten die Verantwortung für den Kursverfall: "Alles was eskaliert, sind die Spekulationen in den Medien", sagte er. (dpa) / (anw)