France Télécom hat Ausstieg aus MobilCom beschlossen (Update)

France Télécom hat sich für den Ausstieg beim deutschen Mobilfunkanbieter MobilCom entschieden.

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  • Michael Wilde

Der Mobilfunk-Anbieter MobilCom steht vor dem unmittelbaren Aus. Nach Angaben des Chefs von France Télécom, Michel Bon, hat der hoch verschuldete französische Telefonriese am Donnerstagabend den finanziellen Ausstieg bei der deutschen Beteiligung beschlossen. France Télécom ist mit 28,5 Prozent an MobilCom beteiligt und der einzige Kreditgeber für das angeschlagene deutsche Unternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten.

Bon kündigte in Paris seinen Rücktritt an, will den Konzern jedoch bis zur Ernennung eines Nachfolgers weiterführen. Bon, unter dessen Regie der Einstieg des Konzerns bei dem Unternehmen im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf erfolgte, stand seit 1995 an der Vorstandsspitze.

Vor der Sitzung hatte MobilCom-Vorstand Thorsten Grenz erklärt, im Fall eines Ausstiegs von France Télécom müsse das Unternehmen binnen weniger Tage Insolvenz anmelden, "weil uns einfach das Geld ausgeht".

Vor der Entscheidung in Paris hatten die 21 Mitglieder des Verwaltungsrates mehr als vier Stunden über die Schulden des Konzerns und die Zukunft der MobilCom-Beteiligung beraten. France Télécom verbuchte im ersten Halbjahr einen Rekordverlust von 12,2 Milliarden Euro. Nach Konzernangaben erhöhte sich der Schuldenstand bis Ende Juni auf 69,7 Milliarden Euro.

MobilCom wollte sich am Abend nicht äußern. Sprecher Matthias Quaritsch sagte der dpa, sein Unternehmen wolle erst die Pressekonferenz des Konzerns am Freitagmorgen in Paris abwarten.

Damit haben sich die Hoffnungen des einstigen Stars am Neuen Markt der Frankfurter Börse nicht erfüllt. Grenz hatte bis zuletzt um weitere finanzielle Unterstützung der France Télécom geworben und dies als die "risikofreiere Lösung" für den französischen Großaktionär bezeichnet. "Ich rechne immer noch leicht optimistisch damit, dass es mit der MobilCom weitergeht", hatte er am Donnerstag in Büdelsdorf gesagt. Mit einem Blanko-Scheck der Franzosen hatte er allerdings auch nicht gerechnet. Weiteres Geld sei aber nötig, damit MobilCom das angeschobene UMTS-Projekt fortsetzen könne. Aus eigener Kraft könne MobilCom das UMTS-Vorhaben nicht bewältigen. Das ebenfalls angeschlagene Servicegeschäft der MobilCom könne hingegen aus eigener Kraft wieder angeschoben werden.

Mehr als 1000 Mitarbeiter der MobilCom hatten am Donnerstag vor der Büdelsdorfer Zentrale für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Mit Spruchbändern und beschrifteten T-Shirts machten sie ihren Zukunftsängsten Luft.

Zur Entwicklung bei MobilCom siehe auch:

(dpa) / (mw/ct) / (wst)