Frankfurt am Main soll "NFC-Hauptstadt Europas" werden

In Frankfurt am Main fiel nach einem dreimonatigen öffentlichen Test der Startschuss für den flächendeckenden Einsatz von Near Field Communication beim Ticketkauf.

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Von
  • Hermann Wygoda

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) wird bis Ende dieses Jahres in Frankfurt am Main als erster Großstadt der Bundesrepublik alle Haltestellen der Busse und Bahnen im Stadtgebiet und am Frankfurter Flughafen mit runden, sogenannten "ConTags", dem Sender für Near Field Communication (NFC), ausrüsten. An diesem "Tag" wird über RFID-Technik an die entsprechend ausgestatteten Handys die Haltestelle für den Abfahrtstandort übertragen. Der Nutzer wählt aus einem Menü die Art der Fahrkarte aus, die dann via Internet auf das Handy geschickt wird.

Die neue Technik wurde drei Monate lang mit rund 300 Kunden getestet, die sich in einer ersten Befragung überaus positiv zu der Nutzung geäußert hatten. 80 Prozent gaben dem Ticket im Handy den Vorzug vor den Papierfahrscheinen, 82 Prozent empfanden es als leichter, den Fahrschein mit dem Handy als am Fahrkartenautomaten zu kaufen. Und 25 Prozent wollen von jetzt an häufiger als vorher die Busse und Bahnen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nutzen.

Da der überwiegende Teil der Nutzer, die sich am Test der NFC-Technik beteiligten, bereits Anwender des über WAP möglichen Ticketkaufs waren, haben sie die neue Technik als besonders einfach und schnell bewertet. Offenbar sind die Tester auch so weit technikerfahren, dass sie selbst mit der Installation der notwendigen Software auf dem Handy keine Probleme hatten oder Schwierigkeiten selbst beziehungsweise mit der Hilfe des RMV beheben konnten.

Abgerechnet werden beim RMV die Ticketkäufe über die Kreditkarte oder per Bankeinzug. "Wir haben von den Testern immer wieder die Kritik gehört, dass es im Stadtgebiet zu wenige der Tags gebe, da wir sie für den Versuch zunächst nur an etwa 60 Haltestellen angebracht haben", erläuterte RMV-Pressesprecher Peter Vollmer. Das neue System ist allerdings nicht für Pendler, sondern zunächst für die Gelegenheitsnutzer des ÖPNV gedacht, da keine Zeitkarten, sondern nur Einzel- und Tagesfahrkarten über das Handy gekauft werden können. Auch gelten die Tickets lediglich für Fahrkarten im Frankfurter Stadtgebiet und zum Frankfurter Flughafen.

Bevor der RMV als flächenmäßig größter Verkehrsverbund der Bundesrepublik an eine verbundweite Einführung der neuen Technik denkt, "müssen die Hersteller das System als Mainstream in möglichst viele Handymodelle einführen und auch bewerben", unterstrich Vollmer. Der RMV habe mit seinem Feldversuch gezeigt, dass die Technik funktioniert und von den Kunden angenommen werde. In Frankfurt wird ein einziges Unternehmen das einzige derzeit auf dem Mark erhältliche Handy mit NFC, das Nokia 6131, mit und ohne Vertrag ab Dezember in seinen Shops verkaufen. Bei der T-Systems und auch bei Nokia, die den Frankfurter Versuch unterstützt haben, werden bereits Ideen für die weitere Nutzung der NFC-Technik entwickelt. So soll es demnächst auch möglich sein, mit dem Handy einzukaufen oder Parkgebühren zu bezahlen.

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(Hermann Wygoda) / (jk)