Fraunhofer-Jubiläum mit Fraunhofer-Zuwachs

Die militärwissenschaftlich orientierten Institute der "Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften" sollen ihr Arbeitsfeld auf die zivile Sicherheitsforschung ausweiten. Und die Forschungsministerin gibt mehr Geld aus für diesen Bereich.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Rahmen der offiziellen Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen der Fraunhofer-Institute hat die Mitgliederversammlung der Institute die lang diskutierte Aufnahme der FGAN abgeschlossen. Die militärwissenschaftlich orientierten Institute der "Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften" werden zu Fraunhofer-Instituten oder mit Fraunhofer-Instituten fusioniert. Eine Anschubfinanzierung von 22,9 Millionen Euro soll über fünf Jahre den betroffenen Wissenschaftlern den Einstieg in die zivile Sicherheitsforschung erleichtern. Parallel zu diesem Beschluss der Fraunhofer-Gesellschaft gab Bundesforschungsministerin Schavan bekannt, dass weitere 58 Millionen Euro in das Sicherheitsforschungsprogramm investiert werden, um neue Sensor- und Kommunikationtechnologien zu erforschen, die den Schutz vor terroristischen Anschlägen verbessern sollen.

Von der nunmehr beschlossenen Integration der FGAN-Institute in die Gemeinschaft der Fraunhofer-Institute sollen beide Seiten profitieren. "Die FGAN-Institute bauen sich mit der Öffnung zur zivilen Forschung ein zweites Standbein auf und können so als Fraunhofer-Institute ihre Basis verbreitern. Die Fraunhofer-Gesellschaft stärkt durch die hinzugewonnenen Kompetenzen und Einrichtungen ihren Verbund Verteidigungs- und Sicherheitsforschung", heißt es in der Mitteilung. Auf Seite der Fraunhofer-Institute profitiert etwa das Karlsruher Institut für Informations- und Datenverarbeitung (IITB). Es fusioniert mit dem Forschungsinstitut für Optronik und Mustererkennung (FOM) in Ettlingen bei Karlsruhe. So soll der Kompetenzbereich Sensorik einen deutlichen Schwerpunkt bekommen. "Das neu entstehende Fraunhofer-Institut hat das Potenzial, wissenschaftlich zu Europas erster Adresse für Bilderfassung und Bildnutzung in automatischen und Mensch-Maschine-Systemen zu werden", heißt es in der Erklärung zur Fusion.

Auch die beiden FGAN-Forschungsinstute bei Bonn, das Institut für Hochfrequenztechnik und elektromagnetische Sensorik (FHR) und das Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) werden in die zivile Forschung integriert. Das FHR soll vor allem Terahertz-Detektoren (auch "Nackt-Scanner" genannt) weiterentwickeln. Die vom FHR betriebene Großradaranlage TIRA wird weiter betrieben und soll mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR, ein Helmholtz-Institut) zusammenarbeiten.

In dem Maße, in dem sich die klassische Militärforschung "zivilen" Themen widmet und zur nationalen Sicherheitsforschung mutiert, gibt es auch Ängste. So befürchtet man besonders in Karlsruhe, dass mit IITB und FOM sowie dem geplanten "Karlsruher Institut für Technologie" (KIT) das Verbot der Militärforschung für Universitäten aufgeweicht wird. Dementsprechend wenden sich Forscher gegen eine "Universität auf Kriegspfaden". Um den neuen Charakter der Sicherheitsforschung zu unterstützen, hat sich Bundesforschungsministerin Anette Schavan dafür ausgesprochen, das Programm "Forschung für zivile Sicherheit" auszuweiten. Nach einer Mitteilung werden weitere 58 Millionen in die zivile Sicherheitsforschung fließen und dort für die Forschung und Erprobung neuer Sensor- und Kommunikationstechnologien für Rettungskräfte ausgegeben. Insgesamt profitierten 21 Verbundprojekte, unter ihnen auch Projekte mit Fraunhofer-Beteiligung, von der Sicherheitsforschung. (Detlef Borchers) / (jk)