Fraunhofer stellt 5G-Standalone-Netze für kleinere Unternehmen bereit

Kleine und mittelständische Unternehmen können als Teil eines Forschungsprojektes das Potenzial von 5G-Standalone-Netzen ausloten.

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Fraunhofer stellt 5G-Standalone-Netze für kleinere Unternehmen bereit

(Bild: Preechar Bowonkitwanchai/Shutterstock.com)

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Das Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) baut an fünf Standorten in Baden-Württemberg die ersten 5G-Standalone-Netze als Testumgebungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) auf. Wie das Fraunhofer IPA am Dienstag mitteilte, sollen sie noch im Dezember 2020 ihren Betrieb aufnehmen.

Bisher sind solche 5G-Standalone-Netze in freier Wildbahn nicht zu finden, wie Matthias Schneider, der am Fraunhofer IPA im Kompetenzzentrum DigiTools tätig ist, ausführt. Zwar bieten die großen Netzbetreiber in Großstädten bereits 5G an, bei diesen Netzen handele es sich aber lediglich um 5G-Non-Standalone-Netze (NSA). Bei ihnen ist das Zugangsnetz auf 5G umgerüstet, das bisherige Kernnetz (Evolved Packet Core (EPC)) jedoch unberührt geblieben. Netzbetreiber nutzen dies in der Anfangsphase, um möglichst schnell und kostengünstig ein 5G-Netz zur Verfügung stellen zu können. Das heißt aber auch, dass die Nutzer dann nicht von allen Vorteilen von 5G profitieren können, wie etwa geringeren Ping-Zeiten.

An den Standorten Stuttgart, Karslruhe, Mannheim, Reutlingen und Freudenstadt werden unter Federführung der IPA an Hochschulen und Forschungseinrichtungen 5G-Testumgebungen mit 5G-Standalone-Netzen aufgebaut. Die Einrichtungen bilden zusammen das 5G-Transferzentrum für kleine und mittlere Unternehmen (5G4KMU). Mit Hilfe des Transferzentrums wollen die Wissenschaftler im Rahmen eines Forschungsprojektes zusammen mit Unternehmen ausloten, wie das Potenzial von 5G für "vernetzte Produkte und Maschinen sowie smarte Dienstleistungen und neuartige Geschäftsmodelle" genutzt werden kann. In den 5G-Testumgebungen sollen dann auch gleich konkrete Problemstellungen behandelt werden, heißt es vom Fraunhofer IPA.

Schneider sieht viel Potenzial in 5G für die Industrie 4.0 und Internet of Things (IoT). Der 5G-Mobilfunkstandard mit hoher Bandbreite, niedriger Latenz und der Option, viele Endgeräte miteinander vernetzen zu können, bilde dafür die Grundlage. Um solche privaten 5G-Netze aufbauen zu können, müsste derzeit aber noch viel Geld in die Hand genommen werden. "Das sind Kosten, die KMU nicht oder nur mit Mühe tragen können. Die Unternehmen wollen sich sicher sein, dass sich die Investition langfristig lohnt", sagt Schneider. Abwarten, bis die Preise für private 5G-Netze fallen, sei nicht der richtige Weg. Denn das könnte dazu führen, die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel zu setzen.

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg fördert das Transferzentrum 5G4KMU mit rund 5,9 Millionen Euro. Die 5G-Testumgebungen haben jeweils andere Schwerpunkte wie etwa Fabriken und Produktionssysteme, vorausschauende Instandhaltung von Maschinen, Produktion im Maschinenbau und der Fertigungsindustrie, Logistik und Informationsbereitstellung sowie 5G in Kliniken und medizinischen Laboren.

Kleine und mittelständische Unternehmen, die über eine Projektidee verfügen, können sich damit beim 5G4KMU bewerben. Die Frist läuft noch bis zum 30. November 2020.

(olb)