FreeBSD 13 verabschiedet sich leise von i386 (und SPARC64)

Die nächste FreeBSD-Version 13.0 erscheint im März. Entwickler John Baldwin verkündet, dass damit auch die i386-Architektur auf Support-Level "Tier 2" absinkt.

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(Bild: Profit_Image/Shutterstock.com)

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Von
  • Michael Plura
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Es war der Intel i386 und damit die 32bittige x86-Architektur, auf der FreeBSD in den frühen 90ern das Licht der Welt erblickte. Mit einem weinenden Auge werden daher viele langjährige FreeBSD-Benutzer die Ankündigung aufnehmen, dass FreeBSD/i386 ab der kommenden FreeBSD-Version 13 nur noch als Tier 2-Plattform gelten wird. Dort gesellt sich FreeBSD/i386, das übrigens ohne selbst compilierten Kernel/Userland erst ab einem 80486 läuft, zu anderen klassischen Rechnerarchitekturen.

Dazu gehören 32- und 64-Bit-ARM (aarch64, armv6 und armv7), alle 32- und 64-Bit-MIPS-Portierungen, 32- und 64-Bit PowerPC sowie das vielversprechende und freie 64-Bit-RISC-V. Die frühen und leistungsschwachen ARMv4/5-Architekturen (arm, armb), der ungewöhnliche PC98-Port sowie leider auch SPARCv9 (sparc64) rutschen sogar in Tier 4 ab. Damit ist 64-Bit-x86 die zurzeit einzige Plattform, die bei FreeBSD den vollen Tier-1-Support erhält – wobei ARM64/aarch64 diesen Status in absehbarer Zeit auch erhalten wird.

Die Unterstützung einer Hardware-Plattform hängt bei FreeBSD von zwei Komponenten ab: vom Kernel-Support samt den Treibern und vom Userland-ABI (Application Binary Interface) – also der Schnittstelle zwischen Hardware/Kernel und den Anwendungsprogrammen. Manche Kernel wie der von amd64 unterstützen mehrere ABIs, in diesem Fall die zum Userland von FreeBSD amd64, i386 sowie zu Linux x86_64 und i386. Eine Tier-1-Plattform erhält dabei sowohl für den Kernel als auch für das Userland die volle Unterstützung der Entwickler. Dazu gehören neben dem FreeBSD-Core-Team auch das Security-Team mit Sicherheitspatches, die für das gesamte System schnellstmöglich freigegeben bereitgestellt Systemwerkzeuge zum Basissystem und werden als Ganzes von einem Team gepflegt und aufeinander abgestimmt. Zu Tier 1 gehört aber auch die volle Unterstützung durch das Release-Engineering oder das Management des Port-Trees mit den 3rd-Party-Anwendungen wie grafischen Desktops, Browsern und zigtausend andere Programmpakete.

Auch eine Tier-2-Plattform erhält beispielsweise alle generischen Sicherheitspatches, allerdings kann es bei plattformspezifischen Bugs zu längeren Wartezeiten kommen. Dies sind allerdings eher selten, da ältere Plattformen in Bezug auf Sicherheitsprobleme ihre Kinderkrankheiten mehr oder weniger hinter sich haben. Wie in der Mitteilung in der FreeBSD-Mailingliste angedeutet, wird i386 aber noch einige Zeit eine Sonderstellung bei den FreeBSD-Plattformen einnehmen und "etwas mehr Liebe" als üblich erhalten. Die ABI wird auch in nächster Zukunft noch unter i386 nutzbar sein und Eigenheiten wie time_t bleiben zumindest auf FreeBSD/i386 nach wie vor 32bittig. Die i386-Plattform wird weiterhin eine Tier-1-Plattform unter den noch aktiv gepflegten FreeBSD 11 und 12 bleiben. Da es immer noch viele Embedded-Systeme auf Basis von i386 gibt, sollen deren Hersteller somit genug Zeit bekommen, ihre Systeme auf ARM, MIPS oder RISC-V umstellen zu können.

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Nach einigem Ärger mit den Sourcecode-Lizenzen des ursprünglichen UNIX von AT&T und der Portierung von 4.3BSD beziehungsweise 4.3BSD NET/2 auf den damals neuen Intel i386 entstand 1989 mit 386BSD das erste freie Unix-Betriebssystem. Entwickelt wurde 386BSD vor allem von Bill Jolitz und seiner Frau Lynne. Die ersten veröffentlichte Versionen 0.0 (März 1992) und 0.1 (Juli 1992) waren als komplett freies Unix recht beliebt, jedoch ohne eine umfangreiche Patch-Sammlung nur bedingt praxistauglich. Zum ersten Mal programmierten Studenten und Unix-Begeisterte Code für ein Betriebssystem. Zuvor fand dies ausschließlich hinter verschlossenen Türen der Hersteller statt – der Begriff Open Source war geboren. Durch die große Beliebtheit explodierte die Anzahl der Patches förmlich und konnte kaum noch zeitnah eingepflegt werden. Zusätzlich begann Novell Inc. einen lästigen Rechtsstreit gegen BSDi und den 386BSD-Quellcode. 386BSD 1.0 wurde im November 1994 als 386BSD Reference CD-ROM von Dr. Dobb’s Journal veröffentlicht, ein Jahr später gab es ein letztes Update auf 386BSD 2.0 – zu diesem Zeitpunkt war das Interesse an 386BSD jedoch nahezu erloschen.

Der Grund: Auf Basis des neueren 4.4BSD-lite entstanden zwei BSD-Varianten, die den Quellcode für ihre Entwicklung zentral und von außen zugänglich in einem CVS-Repository bereitstellten. Ohne Lizenzverträge abzuschließen und Geld bezahlen zu müssen, konnte sich jeder den Code herunterladen. Das erste dieser Projekte war NetBSD, aus dem später nach einem internen Streit Theo de Raadts OpenBSD entstand. Das zweite BSD war FreeBSD, dessen Name wohl auf Bill Greenman zurückgeht. Greenman war Mitarbeiter bei Walnut Creek CDROM, bei denen die Software des Projekts auf Datenträgern und mittels FTP vertrieben wurde – und die damals jahrelang den größten FTP-Server im Internet unter FreeBSD betrieben. Kurios: Die FreeBSD-Gründer Nate Williams, Rod Grimes und Jordan K. Hubbard entfernten wegen der Lizenz-Problematik jeden Code-Fetzen der Unix Laboratories aus dem Quellcode – wodurch auch die Teile fehlten, die zum Starten des Systems notwendig waren.

Die erste Version 1.0 von FreeBSD vom 1. November 1993 konnte nicht von selbst starten. Erst FreeBSD 2.0 vom November 1994 war ein vollständiges Betriebssystem. In den folgenden 26 Jahren wurde aus FreeBSD ein sicheres, stabiles und vor allem auch von der Bedienung her verlässliches Betriebssystem, auf dem beispielsweise auch Apples Mac OS X oder die SONY-Playstation aufbauen. FreeBSD steht unter der von allen Restriktionen freien BSD-Lizenz.

(tiw)